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Spiel mit Rechtecken

Die neuen Fliesen sind groß, schlank und werden neuerdings gern quer verlegt. Strukturierte und imitierte Oberflächen bestimmen das Design.

01.12.20086 Min. Kommentar schreiben
Schlanke, quer verlegte Rechtecke der Serie „Avorio“ von Agrob Buchtal.

Ingrid Bork
Als Leitmesse der Fliesenhersteller gehen von der in Bologna stattfindenden „Cersaie“ alljährlich im Herbst Impulse für keramische Wand- und Bodenbeläge aus. In diesem Jahr hatten die 1 074 Aussteller im doppelten Sinne wahrhaft Großes zu bieten. Nicht nur bei den Dekoren war die Auswahl riesig, auch mit den Abmessungen von 40 x 60, 60 x 60 oder 60 x 120 Zentimetern werden die Fliesen immer größer.

Zugleich begeistern sich die Designer für besonders schmale und längliche Formen. Fast ausschließlich quer verlegt, sollen sie einem Raum Weite und Großzügigkeit verleihen. Das bestätigt auch Dieter Schäfer, Vorsitzender des Verbandes der europäischen Fliesenhersteller (CET): „Die schmalen Großformate setzen sich weiter durch – auch in kleinen Räumen.“ Maße von 20 x 70, 30 x 60 oder kalibrierte Varianten wie 20 x 60 Zentimeter könnten sich zu Trendsettern entwickeln. Gleichzeitig gehe man bei der Verlegung immerspielerischer mit den Formaten um. „Entweder mit unterschiedlichen Breiten oder mit unterschiedlichen Höhen.“

Schmale Fugen und lebhafte Strukturen der Serie „Spirit“ von Rako.

Mosaike fügen sich derzeit relativ unaufgeregt in dieses Formenspiel ein, farblich abgestimmt auf die Grundfliesen. Man integriert sie aber nicht nur dezent in die Flächen, sondern bevorzugt werden Mosaike auch für dreidimensionale Lösungen eingesetzt. Zum Beispiel für Bänke, Waschtischabmauerungen oder abgerundete Wanneneinfassungen. Auch bei Mo saiken werden die Formate länglicher und schmaler. Besonders prägnant wirkten Ausführungen mit stark strukturierter Oberfläche und superschmalen Fugen. Manches erinnerte an Bruchmosaikstreifen aus Naturstein. Ton in Ton mit der übrigen Fläche fielen solche Kreationen durch eine krude Natürlichkeit auf.

Satte Brauntöne: „Lounge“ von Steuler

Farben und Oberflächen

Auffallend in diesem Jahr sind vor allem die satten, schweren Farben wie Schokolade oder Mokka. Begleitet werden die Grundtöne von einer reichhaltigen Rotpalette von Burgunder über Kirsche bis hin zu Hummer. Diverse Abstufungen in erster Linie bei den helleren Naturtönen wie beispielsweise Bambus runden das Spektrum ab.

Inzwischen lohnt es sich auch, bei den keramischen Holzimitaten genauer hinzusehen. Die Nachbildungen werden immer perfekter. Maserungen und Strukturen, typische Farben und selbst die Gebrauchsspuren gealterter Parkettböden werden täuschend echt imitiert. Ob Textilgewebe oder Tapete, ob Teppichmuster oder Putzstruktur – keramische Oberflächen geben sich neuerdings oft erst auf den zweiten Blick als solche zu erkennen.

Die in den letzten Jahren stark vertretenen „Metallfliesen“ sind dagegen auf dem Rückzug. Dafür hat man jetzt den Naturstein wieder entdeckt. Vom tiefschwarzen „Schiefer“ bis
hin zum reinweißen „Marmor“ präsentierte sich die Keramik von ihrer „steinreichen“ Seite. Besonders authentisch wirken solche Oberflächen, wenn sie mit kalibrierten Kanten ausgestattet sind. Sowohl für Fliesen mitHolzoptik als auch für Natursteindekore gilt: je schmaler der Abstand, desto schöner der Gesamteindruck. Die verlegten Fliesenflächen wirken dank der kaum ins Auge fallenden Fugenbreiten sehr viel weniger rustikal und kommen damit in der Optik den Originalmaterialien erheblich näher.

Mit fließenden Linie fällt die „Moods bleu“ von Steuler ins Auge.

Putzen und Renovieren leicht gemacht

Um noch größere Formate herstellen zu können, entwickeln Hersteller die Keramik weiter: Es gibt millimeterdünne Bodenfliesen; Beimischungen aus Kunststoff ermöglichen eine Reduzierung der normalen Fliesenstärke um mehr als die Hälfte. Die geringe Aufbauhöhe erlaubt die Verlegung Fliese auf Fliese und ist damitbesonders für den Modernisierungs- und Renovierungsmarkt geeignet. Die neuen XL-Formate sind außerdem relativ leicht in der Handhabung. Es gibt weniger Schmutz, weniger Arbeit, weniger Kosten und weniger Zeitaufwand.

Interessante Perspektiven für den gewerblichen Bereich eröffnet ein neues Fliesenprogramm aus durchgefärbtem Feinsteinzeug, das von Nord Ceram vorgestellt wurde. Der Hersteller verspricht hohe Rutschhemmung und besondere Reinigungsfreundlichkeit. Die Spezialoberfläche wird bereits während des keramischen Brennprozesses aufgetragen. Trotz Rutschhemmstufe R10/B sollen die 30 x 60 Zentimeter beziehungsweise 33 x 33 Zentimeter großen Fliesen von bleibenden Verschmutzungen verschont bleiben.

Chancen im umkämpften Markt

Die Lage der Fliesenbranche ist schwierig. Das wurde auch in Bologna nicht verhehlt. Es kommen immer weniger keramische Beläge an die Wände. Das sieht Dieter Schäfer ebenso: „Wir müssen aufhören, zu glauben, dass wir einen Raum bis unter die Decke fliesen müssen. Aber wir sollten Empfehlungen geben.“ Gerade bei halbhoch oder partiell gefliesten Räumen wie Bädern oder WCs sei es wichtig, den Kunden bei der Gestaltung der restlichen Wandflächen nicht allein zu lassen. Welche Farben, welche Materialien bieten sich da beispielsweise als Ergänzung zur Keramik an? Auch damit müssen sich die Fliesenhersteller verstärkt befassen.

„Die Gesamtheit beruhigt, das Detail verblüfft“

Fragen an Marek Vráblík, Chefdesigner der Lasselsberger-Gruppe, des zweitgrößten europäischen Fliesenherstellers.

In welche Richtung entwickelt sich die Fliese?
Bei der Größe der Formate hat die Fliese ihr Limit erreicht. Interessante Entwicklungen gibt es aber bei den Oberflächen: Es wird bis ins kleinste Detail an den Strukturen gearbeitet. Nachahmungen anderer Materialien, wie Holz, Stein oder Metall, werden inzwischen nahezu perfekt erreicht.

Was hat Sie auf der Cersaie am meisten fasziniert?
Das war wohl die Tendenz zur Überzeugung auf den zweiten Blick. Das keramische Material wirkt innerhalb des Interieurs zunächst als ruhiger Hintergrund für die übrigen Einrichtungselemente. Es übertönt nicht. Erst bei näherem Hinsehen und vielleicht auch beim Berühren wird die Vollkommenheit des Materials deutlich. Der Gesamteindruck beruhigt, das Detail verblüfft.

Und wie geht es weiter?
Die Möglichkeiten keramischer Innovationen sind noch lange nicht ausgeschöpft. So könnten etwa Wand- und Bodenbeläge zusätzliche Funktionen als Licht- oder Wärmequellen übernehmen. Denkbar ist zudem, durch spezielle Oberflächen-behandlungen wie Laserstrahlgravuren besondere gestalterische Effekte zu erzielen.

Ingrid Bork betreibt ein Fachpressebüro in Kaarst.


Neuer Verlege- und Fugenmörtel

Mit Ultralite S1 bietet Mapei jetzt einen Leichtflexkleber an,mit dem alle Arten und Formate keramischer Fliesen und Platten verlegt werden können. Der Klebemörtel eignet sich außerdem für verformungsstabile Naturwerksteine im Innen- und Außen bereich. Neu ist auch das Epoxidharz-Fugensystem Keraproxy Design für Glasmosaikbeläge. Den Fugenmörtel gibt es in acht verschiedenen Farbtönen, die auf die Glas mosaikpalette führender Hersteller abgestimmt sind. Dieses Spektrum ermöglicht es, dass die Fuge sich gestalterisch dem Farbspiel der Mosaikbeläge anpasst und durch die Optik einer geschlossenen Oberfläche die Wertigkeit des Belages erhöht. Der Fugenmörtel ist chemikalienbeständig, mechanisch hoch belastbar und wasserdicht und kann deshalb sowohl innen als auch außen sowie im Schwimmbadbau verwendet werden.

www.mapei.de

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