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Von Disneyland in die Nähstube

Das „Haus der Zukunft“ ist ein schillernder Bautyp

31.05.20112 Min. Kommentar schreiben

Von Roland Stimpel
Sonnige Aussicht! Mies van der Rohe war sich 1924 sicher, „daß das Haus der Zukunft nicht mehr von Bauhandwerkern hergestellt werden kann“. Die „Industrialisierung aller Teile“ werde sämtliche „sozialen, wirtschaftlichen, technischen und auch künstlerischen Fragen leicht lösen“. Das sah 1929 Arne Jacobsen anders. Sein „Haus der Zukunft“ mit Motorboot-Garage im Uferkeller und Hubschrauber auf dem Dach war eher nicht als Massenprodukt gedacht. Jacobsen plante in Beton, über den ein Jahr später Adolf Loos wusste: „die häuser der zukunft werden nicht aus eisenbeton sein, das haus der zukunft ist aus holz! wie die kleinen japanischen häuser.“

Dann war erst mal Schluss mit Zukunft, bis 1957 in Disneyland ein „future home“ aus Kunststoff aufgestellt wurde. Aber schon nach zehn Jahren hatte es seine Zukunft hinter sich. Viel nachhaltiger war der Kindergarten als sozialistisches „Haus der Zukunft“, gebaut 1976 in Neukieritzsch bei Leipzig: Noch heute behütet sein Plattenbau-Pavillon den Menschen von morgen. Sozial ist das „Haus der Zukunft e. V.“ auch in Bremen-Lüssum, und zwar traditionell-weiblich mit „Küchenprojekt“, Nähwerkstatt und einem „Raum, in dem gebastelt, gemalt oder ähnlich kreativ gearbeitet werden kann“. Doch das meiste, was „Haus der Zukunft“ heißt, ist heute öko: an der TU Dresden und der Hochschule Rosenheim, beim Hamburger Unternehmer Georg Winter, in der Walter-Mohr-Realschule in Traunreut und als „Haus der Zukunft plus“ in Österreich. Zweiter Großtrend ist die Hightech-Zukunft mit Internet-gesteuerter Waschmaschine oder Wandfarben, die man je nach Stimmung neu ­einstellt. Der Kölner Stadt-Anzeiger erhofft die Wiederkehr der Heinzelmännchen: „Das Haus der Zukunft putzt sich selbst.“

Nicht sehr putzig ist unsere Bundesregierung. Sie plant in Berlin ein „Haus der Zukunft, mit dem Deutschland sich als Wissensgesellschaft und Innovationstreiber zeigt“. Den Inhalt ahnt man, die zu bauende Hülle ist offenbar nicht so wichtig: Gerade läuft es auf eins dieser halbprivaten ÖPP-Projekte hinaus, für die es keinen Architektenwettbewerb gibt. Regierungsmotto: Bloß nicht zu viele Innovationstreiber fürs Haus der Zukunft!

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