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[ Recruiting ]

So locken Sie Fachkräfte zurück in die alte Heimat

Viele Menschen ziehen für Studium und Beruf in die Ballungsräume. Auch weil sie berufliche Perspektiven in der Heimat oft gar nicht kennen. Doch Selbstständige, Unternehmen und Verbände auf dem Land lassen sich etwas einfallen, um Rückkehrer für sich zu gewinnen.

Brilon statt Bonn. Nach Studium und Berufseinstieg in der ehemaligen Bundeshaupstadt gab Architektin Lena Schmidt ihrer sauerländischen Heimat schließlich doch den Vorzug. Es war keine leichte Entscheidung. Sie gab ihre Festanstellung in Bonn auf und pendelte zunächst ins Architekturbüro Schmidt & Mengeringhausen ihres Vaters, um ihn bei einem großen Projekt zu unterstützen.

Drei Jahre fuhr sie die 200 Kilometer ins Sauerland mehrmals pro Woche, weil ihr Mann beruflich in Bonn gebunden ist. Doch heute pendelt er. Aus dem Paar wurde eine Familie, der Lebensmittelpunkt liegt in Brilon und die Oma aus Olsberg fängt die Kita-Randzeiten auf. Für Schmidt, die inzwischen Geschäftsführerin von Schmidt & Mengeringhausen ist, ist das Sauerland „weder angestaubt noch piefig, sondern ein Naturparadies und eine wirtschaftsstarke Region“.

Rückkehrer-Initiativen für junge Familien
Die junge Architektin eignet sich mit ihrer Vita als Gallionsfigur für Initiativen, die Fortgezogene und Weggewanderte in ihre Heimat zurückholen wollen. Gezielte Anwerbeaktionen gibt es im Sauerland ebenso wie in Ostwestfalen, in Sachsen wie in Brandenburg.

Die Aktivitäten sind dringend nötig. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) veröffentlichte im Juli eine Studie, die besagt, dass Flächenregionen den Kürzeren ziehen, weil junge, gut ausgebildete Menschen – Akademiker wie Fachkräfte mit praktischer Ausbildung – in die Städte ziehen. Die Forderung der Autoren steckt schon im Studientitel: „Von Abwanderung betroffene Arbeitsmärkte stärken“.

Genau da setzen die Heimkehrer-Initiativen an, die oft bei der regionalen Wirtschaftsförderung oder der IHK angesiedelt sind. Sie sprechen vor allem junge Familien an, die zurück in die Nähe der Eltern und Großeltern oder den Miet- und Immobilienpreisen in den Ballungsräumen entgehen wollen. Acht Projekte fördert derzeit etwa die Staatskanzlei Brandenburg, darunter das Landesnetzwerk „Ankommen in Brandenburg“ sowie örtliche Aktivitäten wie „Guben tut gut“.

Die Grenzstadt zu Polen mit rund 20.000 Einwohnern schnürt ein Partnerpaket für Arbeitgeber der Region und ein Willkommensangebot für Rückkehrer. Geschickt legt die Initiative ihre Aktionstage in die Zeiten, in denen Familien und Singles ihre Verwandten besuchen: rund um Weihnachten und Ostern.

Mitarbeiter im Unternehmen halten
Einer der Unterstützer der Initiative ist der Hersteller von Markenfasern und -filamentgarnen für technische Anwendungen Trevira. Personalleiterin Heike Lindner sagt: „Ob Personalreferentin, Chemikant oder Produktionsleiter – es gibt keine ausgeschriebene Stelle, die ich einfach besetzen kann.“ Rückkehrer haben für sie gleich zwei Vorzüge: „Die Menschen haben zum einen was gesehen, sie bringen berufliche Erfahrung aus anderen Firmen mit, und zum anderen kommen sie zurück, um zu bleiben.“

Oft sind persönliche Gründe ausschlaggebend. Bei Markus Neuhaus war es die Freundin aus Sundern im Hochsauerlandkreis. Der Arnsberger studierte in Köln Bauingenieurwesen und genoss das Studentenleben. Nach dem Bachelor startete der 30-Jährige bei der IGK Ingenieurgesellschaft Gierse-Klauke in Meschede und pendelte für den Master an die FH Münster.

Berufseinsteiger umwerben
Mit seinem Chef hatte er sich für die Zeit des Studiums auf einen Teilzeitjob geeinigt. Damit macht IGK genau das, was Mittelständler tun müssen, um Fachkräfte zu umwerben: Sie kommen ihnen entgegen. „Wenn Berufseinsteiger aus Großstädten zu uns kommen, ist es wichtig, dass sie sich hier ein privates Umfeld aufbauen, ansonsten ziehen sie oft nach wenigen Jahren weiter“, sagt IGK-Geschäftsführer Franz Gierse.

Neben dem Umfeld müssen auch Gehalt und Zusatzleistungen stimmen. Flexible Arbeitszeiten, Essenszulage, betriebliche Alters- und Gesundheitsvorsorge sind gute Lockmittel. Zumal in ländlichen Regionen die Gehälter immer noch niedriger sind. Die Onlinestellenbörse Stepstone hat im Juli Bruttojahresgehälter von Fach- und Führungskräften in Landkreisen veröffentlicht. Im deutschen Durchschnitt liegen sie bei 59.000 Euro.

In der Sächsischen Schweiz-Osterzgebirge nur bei rund 36.000 Euro. Umso aktiver müssen Arbeitgeber auf dem Land für sich werben – so wie die IKG, die sich Heimvorteil HSK angeschlossen hat, der Rückkehrer-Initiative der Wirtschaftsförderung Hochsauerland.

Deren Mitgliedsfirmen haben kostenlos Zugriff auf die Bewerberdatenbank, Familien werden zu einem Rückkehrertag eingeladen, das Karrierenetzwerk pflegt eine WhatsApp-Gruppe – und nutzt nebenbei die beste Werbung, die es gibt: Berichte derer, die in der alten Heimat ihr neues Glück gefunden haben.

 

Dieser Text ist im Original erschienen im Creditreform Magazin 9/2019

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