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[ Kolumne ]

Auto-Suggestion

Nur wenige Architekten haben einmal eine Autokarosserie entworfen. Dass es (deshalb) mit dem KFZ-Design nicht weit her ist, darin sind sie sich einig.

Wolfgang Bachmann. (Foto: Myrzik Jarisch)

Text: Wolfgang Bachmann

Architekten haben zu Autos eine besondere Beziehung. Es betrifft den Typ, den Hersteller und die beiden erlaubten Farben, also schwarz oder weiß. Undenkbar, dass einer mit einem türkisfarbenen Hyundai herumfährt. Auch die beiden architekturkritischen Edelfedern bei der Sonntags-FAZ und der SZ teilen diese Neigung und leisten sich hin und wieder eine Abschweifung ins selbstbewegte Leben. Immobilie und Automobile unterscheiden sich ja hauptsächlich durch das Präfix. Diese Verwandtschaft bedeutet aber auch, dass Architekten Kraftfahrzeuge mit dem ganzen Sachverstand ihrer Profession betrachten. Man kann ihr naheliegendes Urteil in einem knappen Satz zusammenfassen: Autos werden immer hässlicher!

Wenn man zum Beispiel Gelegenheit hat, mit Carsten Roth in seinem (geleasten) Porsche Panamera durch Hamburg zu kreuzen, bleibt es nicht aus, dass er von seinen beiden alten Lincolns schwärmt: pfeilgerade Karosserien, ohne Schnörkel, mit Proportionen, als hätte jemand die einzelnen Bauteile nach Vitruv ausbalanciert. So was gibt es heute nicht mehr. Klar, wenn das Blech dünner werden muss, um Gewicht zu sparen, heißt das, mit Beulen, Sicken und Wülsten für Steifigkeit zu sorgen. Auch der Luftwiderstandsbeiwert ist so lästig wie beim Bauen die Energieeinsparverordnung.

Aber in erster Linie orientieren sich die schwülstigen Details am Publikumsgeschmack – wie in der Möbelbranche mit den überdimensionierten Polsterlandschaften. Vermutlich werden unsere Geschmacksuntiefen längst von Google und Facebook eingesammelt. Und dann erschrickt man bei jeder Modellüberarbeitung über fischblasige Scheinwerfer, Rückleuchten, die an ein Blumenhockermosaik erinnern, staunt über die krummen Kurvenlinien der Seitenscheiben, die Felgen im Ninja-Design und als letzte Untat über Auspuffrohre, die mit schief geschwollenen Chromlippen symmetrisch aus dem Heck starren.

Im Grunde passt das ja. Die Antiquiertheit des Fortbewegungsmittels kokettiert noch einmal mit postmodernem Kutschenbarock. Leider haben Dieter Rams und Werner Sobek zusammen nie ein Auto entworfen. Sonst könnte ich vielleicht noch einmal schwach werden.

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