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[ Kolumne ]

Häuser des Jahres

Jedes Jahr werden die besten Einfamilienhäuser prämiert. Die Auswahl unterscheidet sich so kurzfristig kaum. Unterhaltsamer sind die Beobachtungen am Rande.

Wolfgang Bachmann. (Foto: Myrzik Jarisch)
Wolfgang Bachmann. (Foto: Myrzik Jarisch)

Text: Wolfgang Bachmann

Wenn alles getan ist, juriert, beschrieben und mit Fotos und Plänen als pralles Konvolut zwischen zwei Buchdeckel gebunden, kommen die Kollegen vom Feuilleton, von den Wohnmagazinen und Immobilienzeitungen und wollen wissen, warum gerade diese Häuser ausgezeichnet wurden: Was war anders als im Vorjahr? Und jedes Mal lautet die enttäuschende Antwort: Nichts. Denn Architektur ist gottlob träge. Die prämierten Bauten von 2016 könnten auch 2012 dabei gewesen sein.

Die Wohnhäuser, mit deren Planung heute Architekten beauftragt werden, erfüllen stillschweigend hohe Standards. Man staunt, wie selbstverständlich sich die einst verwunschenen Auflagen zur Energieeinsparung realisieren lassen, wie natürliche, unbehandelte Materialien und Recyclingprodukte sowie auch Architektenästhetik aus Sichtbeton, Industrieestrich und rohe Brettstapeldecken akzeptiert werden.

Auffallend, wie viele Häuser auf unverbaubaren Traumgrundstücken stehen. Wer es sich leisten kann, wohnt wie in den Ferien und macht die günstige Energiebilanz durch tägliche Autokilometer wett. Andere Bauherrschaften schließen sich gegen ihre (mindere) Umgebung ab, vermeiden Öffnungen zur Straße und bauen sich eine Hofmauer knapp vor die Fenster. Wollen sie nicht beim Geldzählen beobachtet werden, oder spielen sie Szenen aus Fifty Shades of Grey nach? Die Jury konnte es sich nicht erklären.

Dafür durfte sie wie jedes Jahr über die zahlreich entdeckten Corbu- und Jacobsen-Sessel feixen, die heuer von Eames-Chairs überrundet wurden. Glas muss wohl billiger geworden sein, denn die sonst nur im gehobenen Verwaltungsbau bekannten rahmenlosen Brüstungen tauchen inzwischen in Einfamilienhäusern auf. Auch Konzertflügel stehen herum. Was der Cayenne unterm Carport, ist der Steinway in der Wohnhalle. Alles eben ein bisschen größer mit der Zeit. Hatte man im vergangenen Jahr noch gerne Hunde zum Größenvergleich und als Lebenszeichen mit aufs Foto geholt, so waren jetzt die Katzen dran: In einem Haus sitzt eine mitten auf dem Esstisch. Österreich eben. Es könnte eine späte Erklärung sein, warum das mit den Briefwahlunterlagen schief gegangen ist. Oder machten die Kater die vielen Kreuzchen bei den Freiheitlichen? Nicht auszuschließen.

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