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[ Kolumne ]

Immobilienmachung in Fernost

Es sind Gehäuse für den Menschenpark, wenn Architekten megalomane Projekte in Asien planen. Ihre Beurteilung entzieht sich Außenstehenden.

Wolfgang Bachmann. (Foto: Myrzik Jarisch)
Wolfgang Bachmann. (Foto: Myrzik Jarisch)

Text: Wolfgang Bachmann

Manchmal frage ich mich, ob Architekten nicht in zwei Leistungsklassen antreten. Schlicht gesagt: ob es Kollegen einerseits für die großen Gebäude im internationalen Geschäft, andererseits für die überschaubaren regionalen Bauaufgaben gibt. Auslöser für diese Mutmaßung ist der Werkbericht, den mir ein umtriebig und global agierendes Büro überlassen hat. Dieses Planungsunternehmen ist auf allen Kontinenten tätig. Es ist verantwortlich für die ganz großen Nummern: Firmensitze, Verwaltungszentren, Regierungsgebäude, Bahnhöfe, Messehallen. Was aufstrebende asiatische Staaten eben so brauchen. Die meisten Aufträge kommen über Wettbewerbe. Sie enden mit der Veröffentlichung des fertiggestellten Bauwerks und den danach eingesammelten Auszeichnungen.

Wenn man die opulente Werkschau mit Geplantem und Realisiertem durchblättert, ist man eigenartig berührt. Früher hätte man gestaunt, dass Renderings ein Gebäude so fotorealistisch wiedergeben können, inzwischen erschrickt man, dass die fertigen Bauwerke auf den Fotos wie Simulationen aussehen: tot. Man erkennt keinen Maßstab, alles ist nur groß und wechselweise aus dem Fassadenrepertoire der letzten Jahre gestaltet. Diese Megablöcke bilden Rudel, um nicht von Städtebau zu sprechen. Sie verteilen sich auf riesigen Baufeldern. Man kann sich vorstellen, wie ihre Schöpfer (und später die Juroren) darüber verhandelt haben, ob man besser nach dem 25. Geschoss einen Rücksprung oder im 47. eine mutige Auskragung vorsehen sollte. Es hat etwas Gottväterliches, in dieser Dimension ästhetische Entscheidungen zu treffen. Für hunderttausend Menschen. Das sind sonst die Maßstäbe der Militärs.

Ich bewundere die Architekten, die sich auf solch befremdliche Planungen und riskante Auftraggeber einlassen und offenbar Spaß daran finden, für sie umbauten Raum herzustellen. Ich bewundere die Redakteure, die auf einem Sponsorticket für drei Tage nach China jetten und dann eine Kritik über diese Häuser schreiben. Wenn man mir zum Abi irreführend prophezeit hätte, dass es einmal nur noch diese Art zu bauen geben würde, hätte ich dann Architektur studiert? Sicher nicht.

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