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[ Kolumne ]

Konstantmodern

Die Architektur der Gegenwart ist eine technische und handwerkliche Herausforderung. Manchmal strengt sie an – Baukunst kann nicht bequem sein.

Wolfgang Bachmann. (Foto: Myrzik Jarisch)
Wolfgang Bachmann. (Foto: Myrzik Jarisch)

Text: Wolfgang Bachmann

Gerne wären wir dabei gewesen, als ein Metallbauer das erste Mal die Ausführungspläne eines dekonstruktivistischen Tragwerks in die Werkstatt bekommen hat. Bestimmt fragte er sich: Spinnen die jetzt?

Dabei hat die Moderne doch immer die Regeln der Technik ignoriert und die am Zeichentisch geschulte Denkweise der Architekten das Handwerk herausgefordert. Gerade verfolgen wir, wie in Berlin die Neue Nationalgalerie instand gesetzt wird. Die Bauschäden, deren Beseitigung über 100 Millionen Euro kosten wird, sind nicht nur schlechtem Material und nachlässiger Ausführung geschuldet, sondern auch dem Abstraktionsfuror Mies van der Rohes, der ästhetische Entscheidungen auf Kosten der Haltbarkeit getroffen hat. Mittlerweile ließe sich ein ganzes Fachbuch über die Abenteuerlust der Architekten schreiben, über ihren zweifellos guten Geschmack, ihre bauschadenträchtigen Grillen.

Günter Behnisch wäre dabei mit seinen eleganten Wärmebrücken in den Sporthallendächern und Josef Paul Kleihues, der es schaffte, fragilen Naturstein an Gebäudeecken pfeilspitz zulaufen zu lassen. Frank Gehry hätte um ein Haar die Firma ruiniert, die das gläserne Atrium seiner DZ-Bank montieren sollte, Coop Himmelb(l)au reagierten säuerlich auf das hartnäckige Gerücht, die Kanzlei in ihrem Wiener Dachausbau habe Wassereimer aufstellen müssen, die Aufnahmen von Zaha Hadids Hungerburgbahn wurden wegen Ungenauigkeiten der gebogenen Glaselemente mit Photoshop bearbeitet.

Die Aufzählung ließe sich fortsetzen, sie hält sich an keine bestimmte Handschrift oder Bekanntheit der Architekten. Wir begegnen dem avantgardistischen Habitus auf Schritt und Tritt. Den eingesparten Treppengeländern, die der Häuslebauer wegen möglicher Regressansprüche bestätigen muss, die fassadenbündigen Fenster ohne Simse und Wasserschenkel, die fehlenden Dachüberstände…

Und doch, so ticken wir Architekten. Als sich Besucher über meinen kantigen Rietveld-Stuhl mokierten, erklärte ich ihnen: Ich freue mich jedes Mal, wenn ich ins Zimmer komme und ihn sehe. Wenn ich manchmal darin sitze, muss ich mich mit ihm eben arrangieren. Lässt sich das nicht auf die Architektur übertragen? Erst mal drüber freuen und dann sehen, wie wir damit zurechtkommen?

 

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