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[ Gebäudeautomation Wohnen ]

Ein System mit vielen Funktionen

Solide Smart-Home-Lösungen können Sicherheit und Schutz der Privatsphäre bieten

Text: Günther Ohland

Die psychischen Folgen nach einem Einbruch in die Wohnung sind oft schwerer zu überwinden als der materielle Schaden. Deshalb ist die Sicherheit beim Smart Home ein ebenso zentraler Faktor wie Energieeffizienz und Komfort. Ob im Einfamilienhaus oder der Etagenwohnung im mehrgeschossigen Bau, diese drei Faktoren sind stets eng miteinander verzahnt. Wer zum Beispiel in Energieeffizienz investiert, erhält Sicherheitsfunktionen quasi kostenlos mit geliefert und umgekehrt. Denn der funkgesteuerte Fenstergriff oder der Kontakt, der eingebaut wurde, um offene Fenster zu erkennen, um dann die Heizkörper zu drosseln, führt gleichfalls zu einem Einbruchalarm, wenn das Fenster bei Abwesenheit der Bewohner geöffnet wird.

Einbruchschutz genießt einen hohen Stellenwert, ebenso wie die Sorge um die Privatsphäre und die Angst vor Hackern. (Quelle: Statista)
Einbruchschutz genießt einen hohen Stellenwert, ebenso wie die Sorge um die Privatsphäre und die Angst vor Hackern. (Quelle: Statista)

Die gleiche Alarmfunktion kann auf jeden Licht- oder Rolloschalter übertragen werden: Schaltet jemand bei Abwesenheit das Licht ein, kann es nur ein sich sicher fühlender Eindringling sein. Natürlich lassen sich auch Bewegungsmelder – eigentlich für die automatische Beleuchtung des Flurs oder des Bades gedacht – als Alarmmelder nutzen. Hinter solchen Funktionen steht ein Gebäudesystem mit einer leistungsfähigen Smart-Home-Software, die die entsprechenden logischen Verknüpfungen erstellt. Dabei spielt es faktisch keine Rolle, welches System von welchem Hersteller der Nutzer wählt. Auch weniger bekannte Lösungen erfüllen die Aufgaben inzwischen tadellos.

Brandmelder besser vernetzen

Ein einfacher Rauchwarnmelder mit akustischem Alarm, wie er mittlerweile in fast allen Bundesländern gesetzlich gefordert wird, ist die preiswerteste, aber nicht die wirkungsvollste Maßnahme. Besser sind vernetzte Rauchwarnmelder, die mit der Haustechnik verbunden sind. Nur so ist ihre Funktionsfähigkeit ständig überprüfbar und im Alarmfall kann die Gebäudetechnik lebensrettend reagieren. Dazu schaltet die Smart-Home-Zentrale in der gesamten Wohnung das Licht ein, um nachts Orientierung zu geben und sie veranlasst, dass alle elektrischen Rollläden und Jalousien sofort hochgefahren werden. So entstehen Fluchtwege, beispielsweise über Balkon und Terrasse. Denn ist der Brand erst einmal richtig ausgebrochen, fällt sehr schnell der Strom aus. Dann ist es dunkel und antriebslose elektrische Rollläden versperren den Weg nach draußen. Besonders bei bewegungseingeschränkten Personen ist der Zeitfaktor entscheidend. Ehe sie das Bett verlassen und sich angezogen haben, ist das Stromnetz oft bereits zusammengebrochen.

Mit der Haustechnik vernetzte Rauchwarnmelder sind zwar gesetzlich nicht gefordert, doch derart „intelligente“ Maßnahmen bieten Sicherheit und erhöhen die Attraktivität einer Immobilie. Deshalb ist es die Pflicht des Architekten und Planers ihren Auftraggeber über die neuen Möglichkeiten aufzuklären. Es geht also nicht um verlorene Investitionen in gesetzlich nicht geforderte Funktionen, sondern neben der erhöhten Sicherheit auch um eine Wertsteigerung der Immobilie. Die Vorgabe an den Elektroplaner muss also lauten, mit der smarten Gebäudeautomation vernetzte Brandmelder einzusetzen.

Besser sehen, wer vor der Tür steht

Kombinierte digitale Türsprechstelle mit 180° IP-Kamera, 10er-tastur und Chip-Leser zur Türöffnung (Foto: Mobotix)
Kombinierte digitale Türsprechstelle mit 180° IP-Kamera, 10er-tastur und Chip-Leser zur Türöffnung (Foto: Mobotix)

Auch bei Zutrittskontrollen bietet Smart Home Vorteile. Für Wohnungstüren in Mehrfamilienhäusern stehen heute elektronische Spione zur Verfügung. Das Bild, das sie aufnehmen, lässt sich auf dem TV-Gerät oder dem Tablet darstellen. Ist ein elektrischer Türöffner eingebaut, so öffnet ein Fingerdruck auf die Fernbedienung oder das Tablet die Tür. Familie, Freunde, Essen auf Rädern oder der Pflegedient haben so bequem Zugang. Das Bild einer digitalen Kamera an der Haustür lässt sich ebenso leicht über die allgemein als Standard geforderte IP-Basis-Infrastruktur im gesamten Haus übertragen. Alternativ sind auch dedizierte Tür-Videosprechstellen verwendbar. Auf jeden Fall sollte aber darauf geachtet werden, dass nur digitale, auf dem IP-Protokoll und Netzwerk-Kabel basierende Produkte verwendet werden. Andere sind auf den ersten Blick zwar billiger, aber durch die notwendige Integration in das System wird es insgesamt teurer.

Schlüssel, Chip oder Fingerprint

Smart Home bietet praktische Alternativen zu mechanischen Schlüsseln. Sie werden einfach durch ein anderes Medium ersetzt, dessen Kodierung auch ohne physischen Zugriff auf das Schlüssel-Medium unbrauchbar gemacht werden kann. Als Medium eignet sich ein Chip im Schlüsselanhänger, ein Smartphone, ein Autoschlüssel mit Chip von der Wegfahrsperre, Fingerabdrücke oder sogar die Iris des Auges. Die zu öffnenden Türen benötigen statt des mechanischen Schlosses ein Lesegerät, um die codierten Informationen vom Träger, also den Fingern oder dem Autoschlüssel zu lesen. Das Lesegerät vergleicht seine interne Liste der zulässigen ID-Nummer (Codierung) mit der des Trägermediums und entscheidet, ob die Tür geöffnet wird oder nicht. Zieht ein Mieter aus, wird beispielsweise die Liste mit seinen Fingerabdrücken gelöscht oder sein Autoschlüssel ausgetragen. Geht ein Chip verloren oder wird das Auto verkauft, werden diese Einträge in der Liste gelöscht. Im Hinblick auf Senioren und häusliche Pflege ist es durchaus praktikabel, dem Pflegedienst eine Zugangs-ID, also einen virtuellen Schlüssel zu übertragen. Je nach System ist es auch möglich, bestimmte Schlüssel nur für bestimmte Zeitfenster zuzulassen. Zwar liegen die Anschaffungskosten dieser elektronischen Systeme noch über denen konventioneller Zugangslösungen. Doch der Komfort- und Sicherheitsgewinn ist erheblich. Bei der Wahl des Zugangssystems sollte man auch bedenken, dass ab dem ersten verlorenen Schlüssel eines mechanischen Schließsystems die elektronische Variante bereits preiswerter ist.

Latente Ängste

Film und Fernsehen machen es vor: der Actionheld zückt sein Smartphone und Sekunden später springt die Tür auf. Mit der Realität hat das allerdings nichts zu tun. Dennoch fürchten sich viele davor. Laut Polizei hat es in Deutschland bisher keinen einzigen Fall gegeben, bei dem ein Einbrecher per Handy oder Laptop in ein Gebäude eingedrungen ist. Damit das auch so bleibt, müssen sichere Smart-Home-Systeme eingesetzt und die Regeln der Datensicherheit angewandt werden. Das setzt die Beauftragung qualifizierter Fachfirmen voraus. Dann sind, so die Polizei, smarte Immobilien sicherer, als konventionelle.

Viele Menschen befürchten außerdem, dass Unbefugte ihre privaten Mieterdaten lesen könnten. Dazu muss man sich zunächst darüber im Klaren sein, welche Daten überhaupt ausgespäht werden könnten und worüber sie informieren. Bei einem smarten Haus oder einer smarten Wohnung erfolgt die Datenermittlung mithilfe von Sensoren. Diese signalisieren Anwesenheit und Gewohnheiten. Wird zum Beispiel ein Licht- und Rollotaster betätigt, so sagt das vielleicht aus, wann der Bewohner aufsteht oder wie oft er die Toilette aufsucht. Aus den Daten ließe sich auch ablesen, ob in der Wohnung Wohlfühl- oder Abwesenheitstemperatur herrscht, ob richtig gelüftet wird oder sich die Fenster ständig in Kippstellung befinden. Diese Informationen sind für Kriminelle weit weniger interessant wie die Zugangsdaten zum Girokonto, sie gehen dennoch niemanden etwas an. Auch deshalb müssen in der Wohnungswirtschaft eingesetzte Smart-Home-Systeme in Punkto Datenschutz besonders sicher sein. Dazu zählen nicht die Produkte, bei denen der Verbleib der Daten unklar ist (Cloud) oder bei denen der Daten-Provider nicht dem Deutschen Recht unterliegt. Mittlerweile sind viele Lösungen verfügbar, die auf sichere lokale Speicherung setzen.

Lösung für Panzerriegeln in Arbeit

Panzerriegel vor der Wohnungstür bieten den Bewohnern Sicherheit, doch für Feuerwehr und Rettungsdienste sind sie ein Problem. Selbst mit Spezialgerät dauert ihre Überwindung zur Rettung von Personen viel zu lang. Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern von Feuerwehr, Polizei, Versicherungswirtschaft sowie der SmartHome Initiative Deutschland, will jetzt gemeinsam möglichst eine smarte Lösung finden, die es Rettungsdiensten im Notfall erlaubt, die Wohnungstür zerstörungsfrei zu öffnen.

Günther Ohland ist Fachjournalist und Initiator des Musterhauses SmartHome Paderborn sowie Gründungsmitglied der SmartHome Initiative Deutschland e.V.


Zahlreiche Fachbeiträge zum smarten Wohnen finden Sie hier – in unserem DABthema „Gebäudeautomation“.

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