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[ Standpunkt ]

Moderieren für die Baukultur

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Planung und Architektur werden immer stärker auch durch öffentliche Kommunikations- und Diskussionsprozesse bestimmt. Misslungene Projektkommunikation ist ein knallharter Risikofaktor. Baustellen, die belagert werden, und Wasserwerfer, die räumen, zeugen davon. Umgekehrt geht es auch! Pilgerschlangen vor roten Würfeln: Baustellen als Inszenierung. Kommunen und Projektträger haben zu Beginn eines Projekts die Wahl, sich qualifizierter und kommunikativ versierter Planer zu bedienen. Versäumen sie dies, sind sie später oft nur noch Getriebene. Läuft die Kommunikation aus dem Ruder, verzögert sich das Projekt oder man beginnt von vorn.

Was bewegt Menschen, sich heute mit einer Leidenschaft für ihre Stadt und ihr Umfeld, für den öffentlichen Raum und Gebäude zu engagieren, die Politikern, Investoren, aber auch Architekten und Planern häufig Angst macht? Man könnte sagen: Es ist die lokale Antwort auf global sichtbare Epochenbrüche. Christian Illies, Philosoph an der Uni Bamberg, sagt dazu: „Es gibt keine Vorbilder für alternde, multikulturelle, hoch technisierte Industrie- und IT-Gesellschaften in einer globalisierten, von ökologischen, ökonomischen und politischen Krisen bedrohten Wirklichkeit.“ Wer als Architekt Materialien und Räume zusammenfügt, „verfügt“ damit über Lebensraum und Menschen. Sie werden unweigerlich und zu Recht einfordern, nicht als Verfügungsmasse behandelt zu werden. Sie haben Träume, Wünsche und Interessen – oft grundunterschiedliche. Differenz und Toleranz sind das Wesen der Stadt, die soziale und kulturelle Vielfalt auf engstem Raum vereint. Stadtplanung und Architektur gelingen nur, wenn aus Betroffenen Beteiligte werden. Um die Zusammenarbeit von Bürgern, Politik, Verwaltung und Investoren zum Erfolg zu führen, ist es jedoch unabdingbar, dass sich alle beteiligten Akteure frühzeitig über die Ziele der Beteiligung verständigen und dass die Ergebnisse als Empfehlung Eingang in die konkrete Planung finden.

Wir können Nutzen daraus ziehen, dass das öffentliche Interesse an Planung und Architektur so stark ist wie selten in der Vergangenheit. Das zeigt, welche Bedeutung ein einzelnes Bauwerk für eine Stadt, für ihr Image und ihre Entwicklung, aber auch für die Identifikation ihrer Bürgerinnen und Bürger haben kann. Im österreichischen Vorarlberg oder auch in Südtirol wird Architektur gezielt als Marketingfaktor eingesetzt. Hier ist es bereits seit Jahrzehnten gelungen, Architektur, Stadt- und Regionalentwicklung gesellschaftsfähig zu machen. In Deutschland sollte man das beträchtliche Potential guter Architektur für erfolgreiche Standortpolitik viel systematischer nutzen.

Ein positives Beispiel hierfür ist der gemeinsam mit der Stadtgesellschaft ausgearbeitete Masterplan für die Innenstadt von Köln. Er wurde von der freien Wirtschaft finanziert, mit dem Ziel, die Schönheit der Stadt zu fördern und ihre Potenziale zu entwickeln. Die vom Rat beschlossene, jetzt in Umsetzung befindliche Planung findet große Akzeptanz, da sie an die Begabungen der Stadt anknüpft.

Viele weitere Beispiele belegen, dass eine breit getragene baukulturelle Identifikation von Bürgern, Kommunen und Privaten die Lebensqualität erhöht und einen Mehrwert im Wettbewerb der Regionen generiert: Moderierend zu wirken – im Ausgleich von Partikularinteressen und Gemeinwohl – ist nicht nur eine Aufgabe der Politik, sondern auch eine Aufgabe für Architekten und Stadtplaner. Sie kommt allen Bürgern zugute.

Brigitte Holz, Präsidentin der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen.

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