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[ Glosse ]

Weg mit der Todesstrafe!

Überall Abriss-Forderungen: eine Mode, die wir abbrechen sollten.

66-Artikel

Text: Wolfgang Bachmann

Ab und zu, eigentlich ständig, werden Häuser abgerissen. Das ist gut so, werden Sie als praktizierende Architekten sagen. Bei stagnierendem Bevölkerungswachstum und einer immer perfekteren Bauausführung gibt es für uns nur noch etwas zu tun, wenn wir unsere Städte nach dem Prinzip der Dreifelderwirtschaft kultivieren: hier Aufbau, dort Zwischennutzung, daneben Abriss. Die Geschichte hält endlos Beispiele bereit: Häuser wurden abgerissen, weil sich die angestrebte Nutzung geändert hatte oder auch nur der Baustil, weil sie marode waren, breiten Straßen oder einer wirtschaftlicheren Grundstücksverwertung Platz machen sollten. Das fanden nicht immer alle Menschen gut – denken Sie an Stuttgart 21.

Worauf ich hinaus möchte, ist, wie „Abreißen!“, sogar „Gleich-wieder-abreißen!“ in unsere populäre Rhetorik Eingang gefunden haben. In keinem anderen Beruf wird den Schöpfern kreativer Leistungen von Volkes Bauchgefühl die sofortige Zerstörung eines Werks empfohlen. Ausgerechnet beim Bauen, das erst durch einen langwierigen Prozess und erhebliche Kosten vonstatten geht, hat man das Todesurteil alternativlos parat. Vor zwei Jahren begann das „art“-Magazin eine Serie zu diesem Thema, und wir haben nicht schlecht gestaunt, wie der Autor sich ohne Zwischentöne zu einem Exit hat hinargumentieren müssen. Vermutlich war das die Idee einer Unternehmensberatung, die der Redaktion damit eine Strategie empfohlen hat, um jüngere Leser zu gewinnen. Mut und Meinung tun not in dieser Zeit, sagen diese Marketing-Fuzzis dazu gerne. Bei Gerhard Richter, Louise Bourgeois oder Jeff Koons hätten sie sich das nicht getraut. Aber Architektur? Da liegen doch Bauen und Abreißen nahe beieinander, das ist ja inzwischen irgendwie ein ähnlicher Montagevorgang, seit die Abrissbirne einem Materialverwertungskonzept Platz machen musste.

Aber halt! Ist das nicht genau die Strategie der Stunde? Es geht uns inzwischen um Lebenszyklen, um nachhaltige Konzepte, um mit dem Bauen eine klimagerechte Strategie zu steuern. Bauen heißt Bleiben, Belassen, Kultivieren. Abreißen? Ausmerzen? Verbrennen? Da sehen Sie, woher das kommt und wohin das führt.

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