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[ Glosse ]

Studiert die Nonnendeckung!

Entwurf und Konstruktion, Grundrisse, Soziales oder Ökologie? Alles nicht so wichtig. Was Architektinnen kennen müssen, ist die Gender-Theorie

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Text: Roland Stimpel

Abgrundtiefe Lücken klaffen in der Architektur-Ausbildung. Niemand lernt Grundlagen wie den „expliziten und impliziten Einfluss der kulturellen Konstruktion von Geschlecht auf die Produktion der Theorie und des Diskurses in der Architektur“. Keiner vertieft sich in „Geschlechter- und Körpermetaphern in der Sprache der Tragwerkslehre und der Baukonstruktion (z. B. Mutter, Mutter- und Kindbalken, Mönch- und Nonnendeckung, Skelettbau, Kopfraum, Handlauf)“. Oder in „Geschlechtermetaphern in der Fachsprache der Urbanistik und Stadtgeschichte (virgin territory; Big Apple; metropolis = meter + polis = Mutter Stadt)“.

Das alles müssten Architekturstudenten jedweden Geschlechts kennen, meint das Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung an der Universität Duisburg-Essen. Mit Förderung aus Steuergeld hat es „Gender Curricula für Bachelor und Master“ erschwitzt, aus denen die oben zitierten Lehrvorschläge stammen. Für chauvinistische Ignoranten hier der Hintergrund: Gender, das meint eine Weltsicht, nach der jede Etikettierung nach biologischem Geschlecht verkehrt ist und alle Menschen automatisch Schwestern, Brüder oder eine geschlechtsneutrale Mischform davon werden, wenn wir biologische Unterschiede nur endlich aus Sprache und Denken tilgen.

Die momentane Gender-Mode hat sich hoch über den verdienstvollen alten Feminismus aufgeschwungen, der in Architektur und Planung gegen männergeprägte Brutalitäten wie die autogerechte Stadt, Familien-Massenhaltung im Hochhaus oder Angsträume im Park gekämpft hat. Und der auch zum Wohl der Baukultur langsam, aber stetig den Anteil der Büro-Inhaberinnen, Baurätinnen und Professorinnen steigert.

Jetzt aber haben wir Männer die Chance, Frauen auszubremsen: Wir empfehlen ihnen das Essener „Gender-Modul für das erste bis dritte Semester“ plus Fortführung im Master-Studium. Da stopfen sie ihre Köpfe voll mit dem „Verhältnis von Gender, Raum, Materie und Form“ oder mit der „geschlechtsspezifischen Prägung von Bauten und Städten in außereuropäischen Kulturkreisen“. Wir Männer lernen solange etwas Praktisches, das man für Karrieren braucht. Und die machen wir dann wieder ganz allein.

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