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[ Architekteneinkommen ]

Größe zählt

Eine aktuelle Umfrage bei fast 5.000 Architekten ergibt: Die Umsätze sind gewachsen, aber vor allem kleinere Büros haben noch viel Nachholbedarf. Einer geringen Zahl einträglicher Großbüros steht eine große Zahl mit geringem Ertrag gegenüber.

Text: Roland Stimpel

Genau 58.826 Euro Umsatz pro Kopf machte im Jahr 2011 ein durchschnittliches Architekturbüro in Deutschland. Aber was besagt schon der Durchschnitt? Ein-Personen-Büros erwirtschafteten 51.480 Euro. Bei großen Konkurrenten mit mindestens zehn Beschäftigten (Inhaber mitgerechnet) kam pro Kopf ein Umsatz von 78.160 Euro herein. Sie arbeiten also um mehr als 50 Prozent produktiver als die Einzelkämpfer. Mittelgroße Büros mit zwei bis neun Beschäftigten lagen hier wie bei den meisten anderen Daten zwischen den großen und den kleinen Büros. Dies ist ein zentrales Ergebnis der Umfrage von zwölf Architektenkammern unter ihren selbständigen Mitgliedern, von denen sich 4.750 beteiligten.

Der Vorsprung der Großen hat viele Gründe: Sie erhalten lukrativere, oft rationell abzuarbeitende Großaufträge. Sie können intern die Arbeit so aufteilen, dass im besten Fall jeder sein persönliches Optimum leistet. Sie bündeln verschiedene Spezialkenntnisse. Und nicht zuletzt sind sie wirtschaftlich oft ambitionierter geführt und kalkulieren akribischer.

Tatsächlich ist der Abstand der umsatzstarken zu den verdienst-schwachen Büros noch größer, als der Durchschnittswert andeutet. Das zeigt der Median. Er beträgt beim Umsatz 51.020 Euro pro Büro und besagt: Die eine Hälfte der Umfrageteilnehmer nimmt mehr ein als diesen Betrag, die andere weniger. Dieser Median liegt weit unter dem Durchschnitts-Umsatz von 58.826 Euro. Daraus folgt: Im unteren Verdienst-Segment ballt sich eine große Zahl an Büros. 32 Prozent aller Umfrageteilnehmer waren Einzelkämpfer mit eher niedrigem Umsatz. Ihnen gegenüber stehen acht Prozent der Umfrageteilnehmer mit mindestens zehn Beschäftigten sowie mit Umsätzen, die meist sehr hoch über dem Durchschnitt liegen. Statistiker sprechen von einer „rechtsschiefen Verteilung“. Bei „linksschief“ wären die Umsätze der Mehrheit viel gleicher. (Der Begriff hat aber nichts mit Politik zu tun, sondern nur mit dem Verlauf von Tabellenkurven.)

Größe und Ertrag entscheiden auch über die Zufriedenheit eines Architekten mit seiner Wirtschaftslage: 47 Prozent der Einzelkämpfer bezeichneten die Lage ihres Büros als gut oder sehr gut. Ihr Umsatz ist zwar relativ in den letzten fünf Jahren stärker gestiegen als der der Büros mit mindestens zehn Beschäftigten, aber deren Befinden ist nach wie vor weit besser: 72 Prozent der Großbüros mit mindestens zehn Beschäftigten stuften ihre Lage als gut oder sehr gut ein. Hier brummt das Geschäft: Nur sieben Prozent hatten in der Zeit der Umfrage noch freie Kapazitäten. Von den Einzelkämpfern waren jedoch 31 Prozent nicht ausgelastet. Bei ihnen reichen die Aufträge im Schnitt für die nächsten 6,8 Monate. Die größeren Büros sind dagegen für die kommenden 10,1 Monate beschäftigt. Sie stellen auch viel mehr junge Leute ein: 77 Prozent haben in den letzten zwei Jahren Berufseinsteiger in ihr Büro geholt, dagegen taten dies nur 16 Prozent der Büroinhaber mit bis zu vier Arbeitskräften.

Von der Größe eines Architekturbüros hängt stark ab, ob es eher im Neubau oder im Bestand tätig ist. Größere Büros mit mindestens zehn Köpfen erzielen 55 Prozent ihrer Honorare im Neubau; Einzelkämpfer dagegen 60 Prozent im Bestand. Insgesamt hat sich das Gewicht in den letzten fünf Jahren weiter zu den Bestandsbauten verlagert. An ihnen erbringen die Architekturbüros inzwischen 57 Prozent ihrer Leistungen – und nur noch 43 Prozent im Neubau.

Auch die Auftraggeber und die Schauplätze unterscheiden sich deutlich zwischen Groß und Klein. Büros mit zehn oder mehr Beschäftigten erwirtschaften 41 Prozent ihrer Umsätze mit Staatsaufträgen – davon den größten Teil bei Kommunen. Einzelkämpfer machen dagegen nur 14 Prozent Umsatz mit dem Staat. Auch im Gewerbebau stehen die Großen besser da. Dagegen ist der Wohnungsbau eine Domäne der Kleinbüros – vor allem natürlich der von Einfamilienhäusern.

Architekturbüros arbeiten ziemlich bodenständig. 86 Prozent aller Aufträge kommen aus dem Bundesland, in dem das Büro seinen Sitz hat. Allerdings sind die Großen ein Stück mobiler: Sie erhielten nur 74 Prozent ihrer Aufträge aus dem eigenen Bundesland, dagegen 26 Prozent jenseits der regionalen Grenzen. Großbüros sind auch urbaner. 60 Prozent ihrer Projekte kommen aus „eher städtischen“ Orten, nur sechs Prozent aus „eher ländlichen“. Bei den Kleinstbüros liegt der Anteil ländlicher Bauten mit 23 Prozent fast viermal so hoch, dagegen der Anteil der urbanen Projekte viel niedriger als bei den Großen.

Ziemlich ähnlich sind sich Große und Kleine bei der Spezialisierung. Von den größeren Büros konzentrieren sich 67 Prozent auf bestimmte Aufgaben und Themen. Die kleinsten Büros liegen mit rund 60 Prozent nur knapp dahinter. Inhaber von Büros aller Größen erwarten in Zukunft mehr Aufträge in Spezialbereichen: 42 Prozent hoffen von der Energiewende zu profitieren, 27 Prozent von der Alterung der Gesellschaft und 23 Prozent von der Ganztagsbetreuung in Schulen und Kitas.

Schließlich wurden die Architekten gefragt, welche äußeren Bedingungen sich ändern müssten, damit ihr Büro stärker wachsen kann. 25 Prozent aller Befragten fiel hier Erleichterung bei Wettbewerben (Zugang und Realisierung)und VOF-Verfahren ein. 16 Prozent meinten, sie könnten ohne die Schatten besser gedeihen, die die Finanzkrise auf Wirtschaft und Währung wirft. 12 Prozent ärgerten eine hohe Regulierungsdichte durch Gesetze und Verordnungen und eine noch zunehmende Bürokratisierung. Themen also, die überwiegend den Staat beschäftigen. Sie zeigen: Für ein künftiges Gedeihen der Architekturbüros kommt es nicht nur auf ihre individuelle Leistung und die Baukonjunktur an – sondern auch auf starke Architekten-Organisationen, die sich für den Berufsstand politisch einsetzen.

In welcher Region verdienen schließlich Architekten am meisten? Es überrascht nicht, dass Baden-Württemberg mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Umsatz von 65.701 Euro vorn liegt. Schon etwas überraschender ist, dass kein ländlich geprägtes Flächenland das Schlusslicht trägt, sondern Berlin mit nur 44.064 Euro. Die Hauptstadt zieht auch ärmere Kreative an – solche mit wenig unternehmerischen Möglichkeiten oder Ambitionen.

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