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Das Kind im Blick: Erweiterung der Reinoldi-Gesamtschule in Dortmund

30.04.20254 Min. Kommentar schreiben
Außenfassade einer Schule

Modulbau macht Schule: Die Reinoldi-Gesamtschule in Dortmund ist eine von vier Cluster-Schulen, die im Rahmen der Dortmunder Schulbau-Initiative in der ALHO-Modulbauweise entstanden sind.
ALHO | Markus Steur

Bis vor kurzem sah Unterricht noch weitestgehend so aus: Die Lehrkraft steht vorne und erklärt, die Schülerinnen und Schüler hören zu und schreiben mit. Auf dieses Konzept sind die meisten Bestandsschulen – zumindest architektonisch – ausgerichtet: Entlang langer Flure reiht sich ein Klassenzimmer ans nächste, vorne ist die Tafel oder das Whiteboard. Doch die Lehr- und Lernmethoden haben sich heute grundlegend geändert. Moderne pädagogische Schulkonzepte flankieren den Frontalunterricht mit eigenständigem, problemlösendem Lernen in der Gruppe oder als Einzelarbeit. Sie fordern Flexibilität innerhalb einer neuen Schularchitektur, die dafür den Rahmen bildet.

Die Organisationsform, die sich für moderne Lernansätze als besonders effizient herauskristallisiert hat und neue Lernvielfalt möglich machen soll, ist die sogenannte „Cluster-Schule“. Bei Cluster-Schulen werden die Lern- und Unterrichtsräume sowie Differenzierungs-, Aufenthalts- und Erholungsbereiche in sogenannte Cluster (Verbund/Gruppierung) zusammengelegt. So können eigenständige Unterrichts- und Aufenthaltsbereiche für mehrere Klassen einer Jahrgangsstufe oder für jahrgangsübergreifende Lerngruppen dezentral angeordnet werden – wobei die Räumlichkeiten immer in der Lage sind, auch zukünftige Veränderungen mitzutragen.

Sitzgruppen

Modern und einladend: Team-Stationen unterstützen mit Nähe und Transparenz den Beziehungsaufbau zwischen Lernenden und Lehrenden.
ALHO | Markus Steur

Im Rahmen der Dortmunder Schulbau-Initiative sind bereits vier Cluster-Schulen in ALHO-Modulbauweise entstanden, die diesen neuen Anforderungen in hohem Maße gerecht werden. Eine davon ist die Reinoldi-Gesamtschule.

Bei der Konzeption des Neubaus der Reinoldi-Gesamtschule lag der Fokus auf dem selbstgesteuerten Lernen in der Cluster-Schule. Dabei wird das pädagogische Prinzip „Das Kind im Blick“ in der gesamten Schule im besten Sinne auch räumlich umgesetzt: Offene, flexible Lernlandschaften bieten den Schülerinnen und Schülern Raum für kreatives Arbeiten und ermöglichen dabei vielseitige Lernformen.

Das Gebäude besticht durch klare Strukturen: Vier Etagen, je in zwei autarke Nutzungsblöcke unterteilt, sind um ein zentrales, lichtdurchflutetes Forum als Herz des Hauses angeordnet. Dank der Lichthöfe und zahlreicher Fensterflächen ist eine helle und freundliche Atmosphäre bereits beim Betreten des Gebäudes erfahrbar.

Das flexibel konzipierte Erdgeschoss eignet sich sowohl für den Unterricht als auch für Ganztagsangebote und beherbergt Sprachförderräume, eine Musikübungsstätte, die Bibliothek und ein Schülercafé. Trotz der zentralen Lage sind ausreichend Rückzugsorte für konzentriertes Arbeiten vorhanden, ebenso Räume für die Schülerfirma und das Büro „Zukunftspakt“.

Die Büros der Schulverwaltung sind als Besprechungs- und Beratungsräume vielfältig nutzbar. Dem pädagogischen Team und dem Schulpersonal stehen Aufenthaltsräume inklusive Teeküchen, verschiedene Lagerräume sowie weitere funktionale Räumlichkeiten auf der Etage zur Verfügung. Obwohl auch diese Zonen schnell und gut erreichbar sind, weisen sie doch einen gewissen Abstand zum Forum auf, damit das konzentrierte Arbeiten dort nicht gestört wird.

Klassenzimmer

Praktisch: Um besonders flexibel auf verschiedene Lernsituationen, Gruppengrößen und Bedürfnisse einzugehen, können je Cluster zwei Klassenräume mithilfe von Faltwänden zusammengelegt werden.
ALHO | Markus Steur

Die Cluster-Anordnung der Unterrichtsräume in den Obergeschossen wird den diversen pädagogischen Ansprüchen der Schule gerecht. So können Instruktionsphasen im Klassenverband der Unterrichtsräume stattfinden oder die Schülerinnen und Schüler arbeiten allein bzw. in unterschiedlichen Gruppengrößen oder klassenübergreifend.

Die Cluster-Mitte kann für diese Arbeits- und Lernphasen ebenfalls genutzt werden. Durch die räumliche Anordnung können die Kinder und Jugendlichen auch cluster-übergreifend von „Peer-Learning“ oder „Deeper-Learning“ im Schulalltag profitieren. Die individuellen Lernerfahrungen sowie auch die Fähigkeit mit und in der Gemeinschaft zu lernen, werden durch das hier konzipierte Raumgefüge gefördert, so dass dem progressiven Leitbild des Kollegiums der Reinoldi-Gesamtschule voll Rechnung getragen wird. Team-Stationen unterstützen mit Nähe und Transparenz den Beziehungsaufbau zwischen Lernenden und Lehrenden: Die gewünschte enge pädagogische Beziehung wird verankert und die Identifikation mit der Schule vertieft. Um besonders flexibel auf verschiedene Lernsituationen, Gruppengrößen und Bedürfnisse einzugehen, können je Cluster zwei Klassenräume mithilfe von Faltwänden zusammengelegt werden. Insgesamt vier unterschiedlich große Differenzierungsräume stehen für das selbstgesteuerte Lernen bereit.

Begrünte Hausfassade

Naturverbunden: Grünflächen, die sich über die gesamte Holzfassade erstrecken, lockern die Fläche auf.
ALHO | Markus Steur

Das spannungsvolle Fassadenbild mit zahlreichen Fensterflächen und der offenen Gestaltung macht die verschiedenen Nutzungsarten der Innenräume auch von außen gut ablesbar. Grünflächen, die sich über die gesamte Holzfassade erstrecken, lockern die Fläche auf. Das Dach wird als „fünfte Fassade“ mit einbezogen: Photovoltaikanlagen, Technikflächen, das Grün und die Lichthöfe schaffen eine anregende, begehbare Dachlandschaft in der die Schülerschaft mit der Natur in Kontakt kommen und durch die erneuerbaren Energien gleichzeitig Technik direkt erfahren kann.

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