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Hinter die Löffel

Alles über Architekten und Hasen – fast pünktlich zum Osterfest

Illustration: E. Merheim

Text: Roland Stimpel

Der freie Architekt Reinhard Haase aus Rostock hat Humor. Unter www.hasenhaus.net stellt er seinen Entwurf als „Hasenhaus mit dem größten Dachüberstand weltweit“ vor. Haases Projektportfolio reicht vom 255 Quadratmeter fassenden „Ensemble-Hasenhaus mit Orangerie“ über das „transparente Glashasenhaus“ bis zum 96 Quadratmeter kleinen „Häsleinhaus“.

Die Gegenposition vertritt der Architekturpsychologe Riklef Rambow: Nicht die Planer seien die Hasen. „Bauherr und Architekt sind wie Hase und Igel“, stellt Rambow fest. „Wie in dem Märchen ist der Architekt dem Laien stets um Längen voraus“ – zumindest ästhetisch. Die Frage ist nur, wer sich dabei zu Tode hoppelt. Ist es der Profi, hat er vorher hoffentlich den Preis der Schweizer Architekturzeitschrift „Hochparterre“ erhalten, die jährlich einen Hasen in Gold, Silber oder Bronze für schöne Häuser verleiht. Da hat Deutschland wenig zu bieten: Wir fanden nur eine Würdigung im Rahmen des Architekturpreises Hamburg 2008, gegeben für ein Wohnhaus in Mümmelmannsberg.

Vom ehrenwerten Hasen zum verrufenen Häschen. Das ist jung, weiblich, trägt Plüschohren und Popuschel und hüpfte jahrzehntelang durch den „Playboy“. Den würden wir hier nie erwähnen, gäbe es nicht die Genderforscherin Beatriz Preciado und ihr Buch „Pornotopia. Architektur, Sexualität und Multimedia im ,Playboy‘ “. Eine Rezension fasst die Erkenntnisse zu Hugh Hefners Heften der 1950er-Jahre zusammen: „Die revolutionäre Waffe waren Reportagen über Architektur. Sie stellten den Lesern neue, von ehelichen Fesseln befreite Orte des Rückzugs und der Selbstentfaltung vor.“ Und zwar Orte von Mies van der Rohe, Frank Lloyd Wright, Philipp Johnson und Archigram – alle im Blatt mit den Häschen! Der Architekturhistoriker Sigfried Giedion sprach damals sogar von „Playboy architecture“.

Lange vorbei. Heute ist der Playboy abgestürzt: auf seiner Website kein Hauch von Hadid und Coop Himmelb(l)au zwischen dem „Girl des Tages“, dem „Cybergirl des Monats“ und den „Gipfeltreffen der Schneeköniginnen“. Und die haben allesamt keine langen Ohren und Puschel mehr. Keine Hasen, keine Baukultur. Nächste Ostern mehr dazu.

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