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[ Schwerpunkt Corporate Architecture ]

Haus Marken II: Eigenwerbung

Bauen als Selbstbild von Unternehmen, neudeutsch „Corporate Architecture“, bringt ambitionierte Projekte hervor, aber auch Gags oder bemühte Zeichensprache - Beispiel 2: Das Stuttgarter Planungsbüro Blocher Blocher Partners nutzt den selbst entworfenen Firmensitz als Visitenkarte seiner Leistungsfähigkeit.

Text: Simone Hübener

Von verspielt bis kubisch klar reicht die Bandbreite der Planungen des Stuttgarter Architektur- und Innenarchitekturbüros Blocher Blocher Partners. Es hat gemeinsam mit den beiden Tochterunternehmen Blocher Blocher Shops und Blocher Blocher View 140 Mitarbeiter. Sie entwerfen individuelle Ladenkonzepte, Einfamilienhäuser und auch ganze Stadtteile. Sie erarbeiten Corporate Design und Retail-Grafik und leisten für ihre Kunden auch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Ihr eigenes neues Bürogebäude vereint das Verspielte und das kubisch Klare gekonnt miteinander, wodurch eine ungewöhnliche Form und spannungsreiche Innenräume entstanden sind.

Bis zum Umzug in den Neubau waren die Mitarbeiter der Unternehmensgruppe in drei Gründerzeithäusern untergebracht. Diese standen zwar nah beieinander, doch die Zusammenarbeit war erschwert. Da den Inhabern gerade Kommunikation und Zusammengehörigkeitsgefühl wichtig sind, bauten sie nahe den alten Standorten neu. Doch wie planen gerade Architekten, die ständig die Anforderungen und Wünsche anderer Bauherren in Gebäude umsetzen, ihren eigenen Firmensitz?

Um die eigene Identität herauszustellen, bot sich das zum Verkauf stehende Grundstück geradezu an. Es liegt in einer heterogenen Umgebung, die genügend Spielraum für eine zum Unternehmen passende Gestaltung bot. Mit baurechtlichen Beschränkungen gingen Blocher Blocher Partners geschickt um und wandten sie ins Positive. So war beispielsweise ein klassisches Satteldach vorgeschrieben, das die Planer in ein räumliches Faltdach uminterpretiert haben. Über einer inneren Tragschale mit unterschiedlichen Neigungswinkeln sind Betonfertigteile mit einer Länge von bis zu acht Metern angebracht. Den klassischen Dachüberstand sucht man ebenfalls vergebens, denn Dach und Fassade gehen bündig ineinander über. Einzig ein dunkelgraues, horizontal verlaufendes gelochtes Metallband mit dahinterliegender Rinne markiert den Übergang – die blochersche Interpretation der klassischen Regenrinne.

Bereits an diesen beiden Beispielen wird einer der Unternehmenswerte deutlich: Innovation. Blocher Blocher Partners beschreiten mit bekannten Materialien neue Wege, lassen sich auf jedes Projekt neu ein und finden so zu immer anderen Lösungen. Das zeigt sich in ihrem eigenen Neubau auch im Innern. Die überwiegend glatten Oberflächen, wie Sichtbeton und Glas, sind akustisch ungünstig. Akustikpaneele können jedoch nachträglich wie aufgesetzt wirken. Hier sind sie unauffällig in das innenarchitektonische Konzept integriert. Einer der Installationsschächte, der in den beiden Obergeschossen in einen innen liegenden Kern übergeht, ist mit unterschiedlich breiten Holzlamellen verkleidet, die in einem gewissen Abstand voneinander montiert worden sind. Damit nehmen die Architekten dem Innenraum zum einen seine Strenge, denn das dunkle Holz erzeugt zwischen Stahl, Glas und Sichtbeton eine warme Atmosphäre. Zum anderen nimmt das Vlies, das hinter den Hölzern angebracht ist, den Schall auf.

Dass die Architekten sich allerdings ausgerechnet für Sipo-Mahagoni, also ein Tropenholz, entschieden haben, lässt sich auch im Hinblick auf die Unternehmensgrundsätze, zu denen neben der Innovation die Nachhaltigkeit zählt, nicht nachvollziehen. Selbstverständlich ist es ein Plantagenholz, FSC-zertifiziert und eignet sich aufgrund seiner Festigkeit sehr gut für Bauteile mit einer langen Lebensdauer, wie etwa für Fensterrahmen. Doch die Wahl eines einheimischen Holzes hätte positive Signale ausgesendet: Gutes findet sich meist auch in der näheren oder mal etwas ferneren Umgebung.

Das Bürogebäude eines Architekten transportiert nicht nur die Haltung und die Grundsätze des Unternehmens, sondern manifestiert auch das eigene Können. Es kann und muss dem Kunden auf den ersten Blick die eigene Herangehensweise sichtbar machen und ihn von ihr überzeugen.

Bei vielen anderen Entscheidungen standen dagegen ökologische Aspekte eindeutig im Vordergrund. So wird das Gebäude ausschließlich mit erneuerbaren Energien beheizt und gekühlt; für die Toilettenspülung und die Gartenbewässerung wird Regenwasser genutzt; die verwendeten Baustoffe sind – soweit möglich – frei von Schadstoffen. Es finden sich nirgends Boden- und Wandbeläge, die verklebt werden mussten; die verschiedenen Materialien lassen sich sauber voneinander trennen und bei einem Abriss des Gebäudes gut recyceln. Doch dazu wird es bei diesem neuen Bürogebäude wohl nicht so schnell kommen. Denn weit vorausschauend haben die Planer bereits im Entwurf an mögliche Nachnutzungen gedacht. Die einzelnen Etagen können unabhängig voneinander genutzt werden, worauf sogar bereits die Haustechnik ausgerichtet wurde: Strom, Wasser und Co. können geschossweise abgelesen und abgerechnet werden. Dank dieser und zahlreicher weiterer Komponenten erhielten die Architekten von der DGNB ein Vorzertifikat in Gold.

Ein Ort des Austauschs

Zu den nach außen vermittelten Werten gesellen sich die bürointernen, die am neuen Gebäude ebenfalls abgelesen werden können. Um das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken, konzipierten die Planer das Innere des Gebäudes offen: Ein Atrium ermöglicht Blickbeziehungen zwischen den verschiedenen Ebenen; die Büros der einzelnen Projektteams sind durch raumhohe Glaswände voneinander getrennt. Der visuelle Kontakt bleibt so erhalten, die akustischen Störungen werden minimiert. Diesem Konzept, das auch die flachen Hierarchien des Unternehmens widerspiegelt, steht eine Entscheidung allerdings konträr gegenüber. Die Mitarbeiter betreten das Gebäude nicht durch den Haupteingang, zu dem man über eine große, fast schon herrschaftlich wirkende Freitreppe gelangt, sondern durch einen separaten, kleinen und unscheinbaren Nebeneingang. Das soll praktische Gründe haben, doch bei so viel Platz hätte sich sicherlich eine angemessenere Lösung finden lassen.

Die Mitarbeiter scheinen sich an diese Tatsache gewöhnt zu haben. Denn bei Blocher Blocher Partners begegnet man großer Freundlichkeit: Chefs und Mitarbeiter grüßen sich gut gelaunt, wenn sie einander begegnen. Das spricht Bände über den Stellenwert, der dem Dialog in diesem Büro beigemessen wird. Und nun trägt auch die offene Gestaltung des neuen Baus ihren Teil dazu bei.

Beispiel 1: Edel für Möbel – Beim Büroeinrichter Sedus Stoll passen Architektur und Firmenphilosophie bestens zusammen

Beispiel 3: Duftöl und Bergkristall – Feng-Shui und Ökotechnik prägen den Bau des Naturkosmetikers Primavera Life

Beispiel 4: Bock auf Truck – Im Abbild eines Lkw-Auflegers werden Lkws verkauft

Simone Hübener ist Fachjournalistin für Architektur und Bauen in Stuttgart.

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