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[ Jubiläum ]

20 Jahre Selbstbestimmung

Hartmut Strube, Präsident der ­Architektenkammer Thüringen

Vor genau 20 Jahren wurden die fünf ostdeutschen Architektenkammern gegründet – mit dankenswerter Beratung und Hilfe aus den alten Bundesländern. Dies war für uns ein bedeutender Schritt. In der DDR waren Architekten in der Regel in die Baukombinate fest integriert. Eigenständiges Profil war kaum zu entwickeln. Die Kammergründung hatte deshalb eine hohe symbolische Bedeutung: Sie besiegelte den Wechsel von der Fremdbestimmung in die gemeinschaftliche Selbstbestimmung. Sie gab uns das Recht, eigenverantwortlich darauf zu achten, dass nur Kolleginnen und Kollegen mit hinreichender Qualifikation unseren verantwortungsvollen Beruf ausüben können. Sie ermöglicht uns, den nun wieder mit freier Berufsausübung verbundenen Titel Architekt zu schützen.

Seit Gründung der Kammern setzen wir uns für Wettbewerbe und für qualifizierte Fortbildung ein. Wir engagieren uns für unseren guten Ruf in der Öffentlichkeit und für unsere politischen Anliegen. Das ging und geht nur in Vertretung aller, auch wenn uns klar ist, dass nicht alle aktiv mitwirken. Es geht nur, wenn wir mit einer Stimme sprechen und das Gewicht einer Interessenvertretung aller Architekten, Innenarchitekten, Landschafts- und Stadtplaner einbringen können. Die Pflichtmitgliedschaft ist gerade nach den Erfahrungen der DDR keine bürokratische Reglementierung, sondern die Sicherung der wiedergewonnenen Freiheit der Berufsausübung.

Wir hatten vor 20 Jahren das eine Extrem bereits hinter uns gelassen: die strikte Regulierung und Beschränkung durch den Staat. Uns war klar, dass wir auch das andere Extrem nicht wollten: unterqualifizierte Konkurrenten und solche aus tangierenden Berufen, die sich unkontrolliert in unserem Berufsfeld tummeln. Ebenso wenig wollen wir im Interesse der Auskömmlichkeit und Sicherung von Qualität Unterbietungswettbewerb bei Honoraren. Kammern waren und sind der Garant für die Wahrnehmung unserer Interessen und damit der Interessen der von uns betreuten Bauherren. Heute sind eigene Verwaltung und eigene Kontrolle längst selbstverständlich, und von manchen wird deren Wert nicht mehr wahrgenommen. Trotzdem schaffen wir es immer wieder, für die Präsentation unseres schönen Berufes Begeisterung zu wecken – gerade im Vergleich zu Zeiten vor der Wende. Wenn es uns gelingt, von dieser Begeisterung auch etwas westwärts zu vermitteln, könnte es ein kleiner Dank für die damalige Hilfe sein.

Ein Thema eint uns alle: Planung und Ausführung sind zur Sicherung von Architekturqualität getrennte Tätigkeiten. Planung muss eine eigenständige Rolle behalten. Nur dadurch kann sich Baukultur ungestört entwickeln. Mit „Projektanten“ im Kombinat ging das damals genauso eingeschränkt, wie es heute mit Architekten als Teil einer Dienstleistertruppe geht, die sich ein Projektentwickler oder ein PPP-Unternehmen zusammengekauft hat. Mit unserer Herauslösung aus den Großbetrieben haben wir eine Freiheit gewonnen, die wir schätzen und nicht mehr aufgeben werden. Nur diese Freiheit ermöglicht eine ganzheitliche Betrachtungsweise in der Planung ohne einen sektoralen Spezialistenblick – und damit die optimale Wahrung der Bauherreninteressen sowie die Sicherung von Baukultur im Interesse der Gesellschaft.

Heute spielt das 90er-Jahre-Thema der West-Ost-Unterschiede keine Rolle mehr. Im Alltag des Berufslebens und seiner gemeinschaftlichen Selbstorganisation sind diese Unterschiede weitgehend verblasst und unwichtig geworden. Konsens gibt es auch beim Zukunftsthema Nachhaltigkeit, bei dem wir Architekten wieder auf dem Weg zu einer Avantgarde-Position sind. Berufsausübung und Kammer-Engagement sind für viele Kolleginnen und Kollegen eng miteinander verschmolzen. Lesen Sie dazu die sieben Kurzporträts, die auf Seite 22 beginnen!

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