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[ Balkone und Terrassen ]

Neuer Belag auf altem Untergrund

Die Auswahl der Produktsysteme zur Verlegung der Plattenbeläge richtet sich nach dem Aufbau der Bestandskonstruktion.

Verbundabdichtung: Die klassische Variante der Balkonsanierung: eine schnell abbindende Verbundabdichtung in Kombination mit einem schnell abbindenden Fließbettmörtel.

Arno Kohls

Die Sanierung von Fliesen- und Plattenbelägen auf Balkonen und Terrassen stellt Planer und Ausführende regelmäßig vor eine Herausforderung. Aufgrund der Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen ist die Belagskonstruktion stets hohen Belastungen ausgesetzt. Entsprechend häufig treten Schäden auf, wie zum Beispiel Risse in den Fugen oder Abspannungen im Kleberbett sowie in den darunterliegenden Schichten. Ein beträchtlicher Teil dieser Schadensfälle kann jedoch durch den fachgerechten Aufbau der Belagskonstruktion sowie der Wahl der richtigen Produkte vermieden werden. Zur Verfügung stehen schnell abbindende Verbundabdichtungen, Abdichtungen unterhalb des Estrichs in Kombination mit Dränagesystemen oder Entkopplungs- und Abdichtsysteme. Wichtig ist, dass diese Produktsysteme dem jeweils vorhandenen Sanierungsfall entsprechend eingesetzt werden.

Schnell abbindende Verbundabdichtungen in Kombination mit schnell abbindenden Fließbettmörteln sind eine klassische und sichere Abdichtungsvariante für den Fall, das neben dem Fliesenbelag auch der Aufbau darunter erneuert werden muss. Verbundabdichtungen sind generell über dem Estrich angeordnet. So können beispielsweise Durchdringungen sowie An- und Abschlüsse in die Abdichtungsebene integriert werden, während die darunter liegenden Schichten geschützt sind.

Für den Aufbau einer Verbundabdichtung im Außenbereich ist eine flexible, kunststoffmodifizierte mineralische Dichtungsschlämme zu empfehlen (zum Beispiel weber.tec Superflex D 2 von Weber-Deitermann). Derartige Flexschlämmen sind auch für matt-feuchte Untergründe geeignet, so dass Feuchtigkeit und Frost während der Ausführungsphase kompensiert werden. Zugleich sorgen sie für eine schnelle und weitgehend witterungsunabhängige Durchtrocknung. Auch für die anschließende Verlegung der keramischen Beläge sollte ein schnell abbindender, flexibler Dünnbettmörtel genutzt werden, der eine möglichst schnelle Durchtrocknung gewährleistet.

Fließbettmörtel: Leistungsfähige Fließbettmörtel ermöglichen auch bei schlechten Witterungsbedingungen eine schnelle Durchtrocknung der Belagskonstruktion.

Während der Verlegearbeiten muss darauf geachtet werden, dass der Belag in der Erhärtungs- und Austrocknungsphase keinem Frost ausgesetzt ist. Andernfalls würde sowohl die Zement- als auch die Kunststoffmatrix des Dünnbettmörtels zerstört. Eine geeignete Lösung bieten schnell abbindende Flexkleber-Systeme mit erhöhter Festigkeit. Fließbettmörtel wie weber.xerm 860 F tragen zu einer schnelleren Verfilmung des Kunststoffes bei, da schnell abbindender Zement dem Gesamtsystem Wasser entzieht. Auch bei hoher Luftfeuchtigkeit oder großformatigen Platten sollte ein schnell abbindendes System verwendet werden, da in solchen Fällen die Austrocknungsbedingungen besonders schlecht sind. Ein normal abbindendes System macht erst bei Temperaturen ab 15 Grad Celsius aufwärts Sinn. Allerdings darf die Temperatur diese Grenze während des gesamten Erhärtungszeitraums – also auch nachts – nicht unterschreiten. Zudem sollte für die Erhärtung und Austrocknung ein entsprechend großer Zeitraum einkalkuliert werden.

Vorsicht bei genormten Mörteln

Das neue ZDB-Merkblatt weißt darauf hin, dass bei ungünstigen Witterungsbedingungen die Verwendung eines C2 F-Dünnbettmörtels gemäß DIN EN 12004 zweckmäßig sei. Jedoch wird in der Normenprüfung C2 F lediglich eine Kontrolle der Haftzugsfestigkeit bei Normtemperatur dargestellt. Bei problematischen Rahmenbedingungen kann also auch ein genormter Mörtel nicht ausreichend sein. Daher sollte in Abstimmung mit dem Lieferanten ein Klebersystem gewählt werden, das auch bei kritischen Temperaturen – etwa zwischen fünf und zehn Grad Celsius – eine ausreichende Reaktivität zeigt. Der Fließbettmörtel weber.xerm 860 F erfüllt beispielsweise diesen Anspruch, da er auch Wasser im System bindet. Im Übrigen kann durch den Einsatz von Fließbettmörteln auf das aufwändige Buttering-Floating-Verfahren verzichtet werden, das die DIN EN 18157 („Ausführung keramischer Bekleidungen im Dünnbettverfahren, hydraulisch erhärtende Dünnbettmörtel“) für die Verlegung im Außenbereich fordert.

Dränagesystem: Bei einer gedränten Konstruktion wird die Feuchtigkeit von einem dickschichtigen Dränmörtel nach unten hin abgeleitet und auf der Abdichtungsebene entwässert.

Dränagesystem für größere Plattendicken

Besondere Beläge und Sanierungsfälle verlangen einen anderen konstruktiven Aufbau. Zum Beispiel eignen sich Dränmörtel, wenn Natur- oder Betonwerksteinplatten verlegt werden sollen, da sie eine Verlegung im Dick- oder Mittelbett ermöglichen. Da das dickere Mörtelbett zur Anreicherung von Feuchtigkeit mit der Gefahr von Frostschäden neigt, bieten sich zudem unterhalb des Estrichs angeordnete Dränagesysteme an. Hierbei wird die Feuchtigkeit, die in die Belagskonstruktion eindringt, von einem dickschichtigen Dränmörtel nach unten abgeleitet und auf einer darunterliegenden Abdichtungsebene entwässert.

Die Leistungsfähigkeit eines Dränmörtels hängt von dessen haufwerksporigen Anteilen ab. Für die notwendige Abflusskapazität sorgen Einkorn-Sieblinien, die über eine Bindemittelmatrix verbunden sind. Um den horizontalen Wasserabfluss weiter zu verbessern, kann zusätzlich eine Dränagematte eingebaut werden. Die darauf auszuführenden Dick- und Mittelbettmörtel sind ebenfalls auf das zu verlegende Material anzupassen.

Abdichten und Entkoppeln: Entkopplungsbahnen mit integrierter Abdichtung sorgen dafür, dass man auch besonders kritische Untergründe schnell und problemlos in den Griff bekommt.

Gerade bei der Balkonsanierung stößt der Verarbeiter oftmals auf Mischuntergründe, alte keramische Beläge oder Untergründe mit unzureichender Haftfestigkeit. Hier bietet es sich an, mit Hilfe von Abdichtungs- und Entkopplungsbahnen direkt auf den alten Belag neu aufzubauen. Dabei kompensieren diese flexible Zwischenschichten Verformungen aus dem Untergrund, so dass die neue Abdichtung und der neue keramische Belag schadensfrei bleiben.

Grundsätzlich werden Entkopplungssysteme für Balkone anhand Ihrer Entkopplungswirkung unterschieden. Systeme mit einer 100-prozentigen Entkopplungsleistung setzen eine funktionstüchtige Flächenabdichtung voraus, zum Beispiel eine Verbundabdichtung unterhalb der Entkopplungsschicht.

Stoßfuge: Beim Verlegen von Abdichtungs- und Entkopplungssystemen müssen die Stoßfugen zusätzlich abgedichtet werden.

Bei bahnenförmigen Entkopplungssystemen wie weber.tec 826 ist die Abdichtungsebene direkt integriert. Auf diese Weise können Abdichtung und Entkopplung in einem Arbeitsgang vorgenommen werden. Zugleich ist eine leistungsfähige Entkopplung der Abdichtung vom Untergrund stets gewährleistet. Wie bei der Verbundabdichtung sollte auch hier ein schnell abbindendes Klebersystem mit Kunststoffvergütung verwendet werden, da die Entkopplungsschicht, Naht- und Stoßverbindungen sowie keramische Beläge möglichst schnell und weitgehend witterungsunabhängig verklebt werden müssen.

Im Unterschied zur Verbundabdichtung und der Abdichtung mit Dränagesystemen ist die Entkopplungs- und Abdichtungsvariante nicht durch das neue ZDB-Merkblatt „Außenbeläge“ geregelt. Sie fällt in den Bereich Sonderkonstruktionen und muss daher mit dem Auftraggeber im Bauvertrag gesondert vereinbart werden.

Dipl.-Ing. Arno Kohls ist Laborleiter Technische Mörtel bei Saint-Gobain Weber.

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