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[ Querstreber ]

Hans bringt Glück

Wenn Wettbewerbsjurys versagen, lasst Kartellbehörden entscheiden!

Roland Stimpel

„Wünschen die Herrschaften Stil oder modern?“, hauchten in der Vor-Ikea-Ära die Abschlepper im Foyer der Möbelhäuser. Je nachdem lotsten sie die Kundschaft nach rechts in den Gelsenkirchener-Barock-Trakt oder links in den Dänisch-Kirschholz-Winkel. Je nachdem, ob wir zur Stil- oder modernen Fraktion gehören, sehen wir heute den jüngsten Eklat ums Berliner Schloss. Die Stilisten unter uns sind leise betroffen; die Modernisten schadenfroh. Nur ein kühner Ritter durchbricht diese Fronten: Hans Kollhoff, der Franco Stellas Verträge vor dem Bundeskartellamt angefochten hatte.

Kollhoffs Bauten haben oder sind Stil, aber beim Schloss verficht er die paragrafische Moderne: Nachdem die Jury seinen eigenen Entwurf verkannt hatte, muss­ten Vergaberechtler vom Amt der Baukultur nachhelfen. Aber natürlich ging es nicht um ihn selbst, sondern um ganz Großes: „Letztlich steht das Berufsverständnis des Architekten auf dem Spiel.“ Es könne einfach nicht sein, dass Wettbewerbssieger und Bauherr Kollegen aussuchen, die dem Gewinner beim Detaillieren und Realisieren eines leicht komplizierten Baus zur Hand gehen. Das kann und soll jeder allein machen; er selbst schafft das schließlich auch in der Prof. Kollhoff Generalplanungs-GmbH in Berlin, im Atelier Prof. Hans Kollhoff GmbH in Rotkreuz (Schweiz) und im Rotterdamer Kantoor Kollhoff.

Endlich ein beherzt geballerter Schreckschuss gegen die Unsitte des Vernetzens – nur vereinzelt sind wir stark! Und einer gegen schludrige Auslober, die jeden reinlassen. Bevor künftige Wettbewerbsteilnehmer ihren ersten Strich zeichnen, dürfen sie zur Grundlagenermittlung in eigener Sache schreiten: mit testierten Bilanzen, Steuer- und Sozialkassenbescheiden, Bauherrenreferenzen, einem Führungszeugnis von der Kammer, einem Nichtitalienernachweis und einem Backdiplom für Wittmunder Torfbrandklinker. Dann sahnen nicht mehr dauernd diese unbekannten Kleinbüros mit schwachem Umsatz erste Preise ab. Und ein letzter Gewinn für den Berufsstand: Auf dem Schlossplatz sprießt nunmehr länger der gerollte Rasen. Erst mal gar nichts bauen – das ist das Beste, was der Architektenschaft passieren kann. Sie hat sowieso zu viel zu tun.

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