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[ Kammerwahl ]

„Spaß und Einigkeit“

Ein 100-Prozent-Wahlergebniss in Mecklenburg-Vorpommern – kann das demokratisch sein? Fragen an den Kammerpräsidenten Joachim Brenncke.

Joachim Brenncke: „Wir haben uns nicht selbst gewählt, weil wir uns als Personen so toll finden würden.“

Interview: Roland Stimpel

Wiederwahl mit 100 Prozent – das klingt nach Diktatur und Personenkult.

In der DDR hat es wohl so funktioniert, aber bei uns in der Landeskammer gibt es andere Gründe. Den gewählten Kandidaten ist es offensichtlich gelungen, Freude am Engagement und Spaß an der Berufspolitik zu vermitteln.

Also eine 100-Prozent-Spaßwahl?

Nicht wie bei den sogenannten Spaßparteien, denen es nur um Belustigung geht. Den demokratischen Prozess und die Verantwortung nehmen wir durchaus ernst – gerade nach so einem Ergebnis. Es ging und geht um Spaß im Sinne von Gernemachen. Dafür haben ja gleich mehrere Kandidaten für Vorstand und Präsidium 100 Prozent bekommen, nicht nur ich.

Das klingt nach Klüngel.

Ganz sicher nicht! In der Vertreterversammlung waren ­viele jüngere Leute, die zum ersten Mal dabei waren.

Aber alle waren froh, dass sich genug Kandidaten für die zu besetzenden Posten fanden?

Wenn es so gewesen wäre, dann hätten uns sicher einige einen Denkzettel verpasst. Und wir hätten den dann dafür verdient, dass wir nicht genug Leute zur Mitarbeit motiviert hätten. Aber bei der Wahl gab es für den Vorstand deutlich mehr Kandidaten als Plätze.

Die Hundertprozenter haben sich auch selbst gewählt.

Das ist ja nun offensichtlich, auch wenn die Wahl natürlich geheim war. Wir haben uns aber nicht gewählt, weil wir uns als Personen so toll finden würden – sondern weil wir uns für Ideen und Projekte engagieren, die von allen getragen werden. Das Beste am Wahlergebnis ist für mich, dass unsere Politik auf so breiter Basis steht.

Sehen Sie sich als Verkörperung des Mecklen­burger Kammergeists, so wie der Philosoph Hegel in Napo­leon die Verkörperung des Weltgeists zu Pferde gesehen hat?

Napoleon nicht; ich will nicht Moskau erobern. Zu Pferd auch nicht, ich fahre lieber Fahrrad. Und Weltgeist erst recht nicht. Es ist schon Herausforderung genug, die Aufgaben zu erfüllen, für die wir gewählt sind.

Für welche vor allem?

Unser Land soll sich durch die Arbeit von Architekten besser entwickeln – dafür wollen wir anständige Arbeitsbedingungen und ein breites Bewusstsein. So ein Wahlergebnis ist in der Wirkung nach draußen mindestens so wichtig wie nach drinnen. Gerade hat der Landtag wieder das Thema Baukultur diskutiert und beschlossen, dass die Regierung einen Baukulturbericht erstellt. So etwas geht natürlich umso besser, je mehr Einigkeit wir als Berufsstand zeigen können.

Haben die Wähler auch Verantwortung wegdelegiert – nach dem Motto: Je klarer einer gewählt ist, desto mehr muss er für uns tun?

Alle wissen hier, dass es so nicht funktioniert. Das habe ich auch vor der Wahl nochmals deutlich gesagt. Gerade in einer kleinen Kammer und in einem dünn besiedelten Land gelingt die Arbeit nur mit viel Engagement vor Ort. In vielen Städten bei uns läuft das hervorragend. Und das ist für unseren gemeinsamen Erfolg noch viel wichtiger als das Wahlergebnis.

Anmerkung: Ein Beispiel aus Stralsund finden Sie hier

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