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[ Software ]

„Visualisierung in Echtzeit“

Philipp Slusallek, Professor für Informatik und Computergrafik in Saarbrücken, entwickelt Landschafts- und Gebäudevisualisierungen von morgen.

Phillip Slusallek: Von jedem Computer aus virtuell Architektur betrachten

Interview: Nils Hille

Wie realistisch kann und sollte eine Simulation sein?

Mithilfe von verarbeiteten Fotografien können vorhandene Bausubstanzen schon sehr realitätsnah dargestellt werden. Bei nur geplanten Landschaften oder Gebäuden ist es vor allem eine Frage des Aufwands, den der Architekt betreibt. Sie können fast beliebig realistisch werden, jedoch stellen die Programme Details wie den schon zu Beginn vorhandenen leichten Dreck an der Fassade nicht dar. Die Gebäude sehen dort so perfekt poliert aus wie keines in der Wirklichkeit. Dazu kommt der innere Konflikt eines Architekten. In der Entwurfsplanung will er dem Kunden meist gar nicht so eine ganz genaue Darstellung präsentieren. Um in der Gestaltung noch Freiheiten zu haben, sollen die Entwürfe oft noch skizzenhaft aussehen.

Sie haben nun Ihre neuste Entwicklung der 3-D-Visualisierung präsentieren können. Was ist das Besondere daran?

Die zeitliche Dimension verschiebt sich. Wir bieten das bekannte Rendering in Echtzeit an, dessen Aufbau sonst im CAD-Programm Minuten dauert. So können Sie sofort überprüfen, ob Ihre Arbeit im Plan auch in der dreidimensionalen Darstellung und somit später in der Realität funktioniert. Dieses Verfahren nennt sich Echtzeit-Raytracing. Der Anwender erzeugt ein Bild, das auch immer physikalisch korrekt ist. Außerdem können, mit weniger Aufwand als bisher, wichtige Darstellungsoptionen wie zum Beispiel Schatten dargestellt werden. Dadurch sparen Architekturbüros auch Zeit in der Ausbildung zum Umgang mit der Software.

Noch ist Ihre Programmerweiterung nicht für den Endverbraucher erhältlich. Wofür wird sie momentan verwendet?

Auf dem Campus unserer Universität Saarbrücken entstehen sechs neue Gebäude für den Fachbereich Informatik. Das Architekturbüro Brünjes in Saarbrücken hat uns dazu seine Planungsdaten geschickt. Wir übertragen diese in unser Programm und zeigen, wie die Gebäude in Zukunft auf dem Campus in der Landschaft wirken werden. Gemeinsam mit den verschiedenen Gewerken können so die Planungen schnell diskutiert und überprüft werden. Weiterhin hatte die Stadt Saarbrücken einen Wettbewerb ausgelobt, um die Stadtautobahn in einen Tunnel zu legen. Auch hier übernehmen wir die Visualisierung des Siegerentwurfs. In beiden Fällen basiert die Arbeit auf genausten Daten der Katasterämter sowie auf Fotos und Geländedaten, die mit Laserscannern aus einem Flugzeug aufgenommen wurden.

Inwieweit profitieren auch die Bürger und damit potenzielle private Bauherren von Ihrer Arbeit?

Die Ergebnisse des Wettbewerbs zur Stadtbildveränderung sollen auch in der Fußgängerzone gezeigt werden. Hier können die Bürger mithilfe der Visualisierungen erfahren, wie sich das Bild ihrer Stadt verändern könnte. Auch über das Internet wird ein virtueller Rundgang möglich sein, bei dem jeder selbst entscheiden kann, aus welcher Perspektive er den Bereich betrachtet. Wie bei einem Computerspiel steuert sich der Nutzer selbst durch die Landschaft. Die Daten rufz er von einem leistungsstarken Server in Echtzeit ab. So ist ein Rundgang von jedem Computer aus möglich. Dieses sogenannte Server-based Rendering ist eine unserer Entwicklungen, die Landschafts- und Hochbauarchitekten nutzen könnten, um ihre Ideen flexibel zu präsentieren. Sie sparen teure Gipsmodelle.

Wann ist Ihre Entwicklung auch für die Architekten nutzbar?

Sie ist von unserer Seite aus weitgehend fertig. Nach vielen interessanten Erstkontakten auf der Cebit in Hannover suchen wir nun Gespräche mit den bekannten CAD-Herstellern. An uns soll es bei der zeitnahen Markteinführung nicht scheitern.

Eine Landschaftssimulation von Philipp Slusallek ist auf http://graphics.cs.uni-sb.de zu sehen. Der virtuelle Flug über 80 Quadratkilometer bewaldetes Gebirge ist ein Beispiel dafür, wie sich extrem große Datenmengen visualisieren lassen. Die Landschaft enthält rund 90 Billionen Dreiecke, die mittels Raytracing um Schatten und andere optische Effekte ergänzt wurden.

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