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[ Engelbert Lütke Daldrup ]

„Qualität honorieren“

Die neue HOAI aus Sicht der Regierung: Staatssekretär Engelbert Lütke Daldrup ist zufrieden mit dem Bewahrten und hat Pläne für eine größere Reform.

Engelbert Lütke Daldrup: „Wir müssen in der nächsten Legislaturperiode die HOAI dem Wandel des Berufsbildes anpassen.“

Interview: Roland Stimpel

Nach mehr als zehn Jahren Reformdiskussion gibt es jetzt eine HOAI-Novelle, in der das meiste bleibt, wie es ist, und nicht alles Neue für Architekten besser wird. Ist das nicht reichlich wenig?

Es ist schon ein Riesenerfolg, dass die HOAI in ihrer Grundstruktur überhaupt erhalten geblieben ist. Vor fünf Jahren wollte der Wirtschaftsminister die HOAI ganz abschaffen. Und noch vor einem Jahr war ein Entwurf des Wirtschaftsministeriums in der Diskussion, sie auf die Leistungsphasen 1 bis 5 und die Baukosten, bis zu denen sie gelten sollte, auf fünf Millionen Euro zu beschränken. Das war für unser Haus nicht akzeptabel.

Nach langen Verhandlungen haben wir einen Konsens mit dem Wirtschaftsministerium erzielt, dass sich hier nichts verschlechtern soll. Dass die HOAI alle Leistungsphasen abdeckt, war mir persönlich immer ein großes Anliegen, denn nur so bleibt die enge Verbindung zwischen Entwurf und Ausführung erhalten, die entscheidend ist für die Qualität von Bauten. Die Geltung der HOAI für alle Phasen ist zudem ein wichtiges Signal, dass auch die Ausführenden Teil des kreativen Prozesses sind.

Reklamieren Sie den Erhalt der HOAI allein als Erfolg des Bauministeriums?

Nein, auch das Engagement der Verbände und Kammern hat natürlich stark dazu beigetragen. Ebenso die Position der baupolitischen Sprecher der Koalitionsfraktionen im Bundestag, an den Kernelementen der HOAI nicht zu rütteln.

Kommen wir zu den Änderungen. Die Honorarsätze werden um zehn Prozent erhöht – nicht gerade viel nach 13 Jahren Gleichstand.

Honorare steigen ja nicht nur durch Änderungen der HOAI, sondern auch mit den Baupreisen. Bei denen gab es jedoch bis 2005 eine lange Stagnation. Architekten haben in ­dieser Zeit nur unangemessen an der allgemeinen Einkommensentwicklung partizipiert, auch im Vergleich mit anderen Freiberuflern. Allerdings haben dann in der guten Konjunktur von 2005 bis 2008 die Baupreise spürbar angezogen, und damit die Honorarvolumina. Wenn jetzt ebenfalls die Honorarsätze um zehn Prozent steigen, dann wirken zwei einkommenssteigernde Effekte zusammen. Übrigens hat es wegen der zehnprozentigen Erhöhung eine Menge Diskussionen mit dem Finanzministerium gegeben. Schließlich kostet das Bund, Länder und Gemeinden jedes Jahr einen hohen dreistelligen Millionenbetrag.

Neu in der HOAI ist der Standard, ein Fixhonorar nach anfangs prognostizierten Kosten zu vereinbaren, unabhängig von deren späterer Entwicklung. Das lädt Architekten ein großes Risiko auf, wenn der Arbeitsumfang beim Projekt unerwartet wächst.

Man muss den Wunsch der Auftraggeber akzeptieren, dass das Honorarsystem eher preisdämpfend als preistreibend wirken soll. Darum ist eine gewisse Entkoppelung von Honorarvolumen und Baukosten sinnvoll.

Warum wird das Bauen im Bestand nicht stärker berücksichtigt, obwohl es in der Praxis inzwischen dominiert?

Auch hier ging es zunächst ums Bewahren, als eine völlige Streichung der Umbauzuschläge im Raum stand. Da haben wir uns wiederum durchgesetzt. Aber da gibt es noch mehr zu tun: Wir müssen in der nächsten Legislaturperiode die HOAI dem Wandel des Berufsbildes anpassen. Es ist unstreitig, dass da Modernisierungsbedarf besteht. Vor der Bundestagswahl wäre das aber nicht mehr vernünftig zu regeln gewesen, und wir wollten lieber einen ersten Reformschritt als noch gar keinen. In diesem Schritt haben wir die Kernelemente bewahrt und teils ausgestaltet; 2010 bis 2011 ist die Modernisierung der Leistungsbilder an der Reihe.

Hat das Chancen auf Mehrheiten, nachdem schon das Bisherige so schwer zu erreichen war?

Eine wichtige Erkenntnis setzt sich immer stärker durch: Wer qualitätvolle Planung will, muss auch die dafür erforderliche geistige Arbeit angemessen honorieren.

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