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[ Umdenken ]

Glaubwürdig nachhaltig

Wenn Unternehmen nicht nur ihre Produkte, sondern auch sich selbst verändern.

Schon die Architektur mancher Unternehmensbauten demons­triert bewussten Umgang mit der Umwelt.  Entscheidend aber ist die Nachhaltigkeit des Wirtschaftens – vom langlebigen Produkt über Zer­tifizierungen bis hin zur Corporate Responsibility.

Michael Schmid

Euroglas

Der international tätige Glashersteller liefert ausgehend vom Basisprodukt Floatglas veredelte Gläser mit wärmedämmenden und strahlungsreflektierenden Schichten. Ab Mai 2009 wird auch Solarglas mit hoher Energietransmission produziert. Die Produkte sind nutzwertig, langlebig und recycelbar. Die Herstellung aber ist energieintensiv und emitiert Luftschadstoffe. Deshalb investiert das Unternehmen seit Jahren in eine umweltfreundliche Produktion. Euroglas ist zertifiziert nach ISO 14001, dem internationalen Standard für Umweltmanagementsysteme.

Energiereduzierung und Abgasreinigung sind Maßnahmen, die das Unternehmen nach neuestem technischem Stand umsetzt. Die Abgaswärme der mit Erdgas betriebenen Schmelzöfen wird über Regeneratoren gesammelt, um die neuerliche Verbrennungsluft vorzuwärmen, was die benötigte Menge an Gas genauso wie die Abgasmenge beträchtlich reduziert. Die restliche Energie gewinnt eine Kraftwärmekopplungsanlage zurück, die Abgase reinigen moderne Filteranlagen.

Rheinzink

Den Schritt vom nachhaltigen Produkt Titanzink zum eigenen Umweltmanagementsystem hat Rheinzink getan. Ebenfalls ISO-14001-zertifiziert, verpflichtete sich die Geschäftsführung im Jahr 2004, die Unternehmenstätigkeit nach Umweltschutzgesichtspunkten regelmäßig überprüfen zu lassen. Ein eigenes Umweltmanagementhandbuch hilft, umweltrelevante Tätigkeiten zu planen, zu steuern und zu überwachen. Ein internes Umweltteam verbessert dazu seit drei Jahren die betriebliche Umweltsituation. Im Jahr 2007 etwa wurden durch energie- und ressourcensparende Maßnahmen 400 000 kWh Energie, 256 Tonnen CO2 und 120 000 Kubikmeter Wasser eingespart. Eine Brauchwassernutzungsanlage und ein Brunnen zur Brauchwasserförderung sind im Bau. Darüber hinaus dokumentiert Rheinzink die Nachhaltigkeit seiner Produkte durch die ECO-Produktdeklaration des Instituts Bauen und Umwelt in Königswinter gemäß ISO 14025, Typ III.

Velux

Der weltweit tätige, vor mehr als 60 Jahren gegründete dänische Hersteller von Dachfenstern, verdankt seinen Erfolg ebenfalls der Fähigkeit zur Innovation und Produkten mit hoher Qualität und hohem Gebrauchswert, wie in den Fünfzigern die erste Sonnenschutzmarkise aus textilem Material oder heute das erste elektrisch bedienbare Dachfenster, seit 2008 auch solarbetrieben. Die wichtigsten Rohstoffe sind Holz, Glas und Aluminium. Zum Schutz der Wälder bezieht das Unternehmen Holz nur von solchen Betrieben, die nach internationalen Standards für nachhaltige Forstwirtschaft zertifiziert sind. Die Lieferanten werden kontrolliert. Auch Velux ist ISO-14001-zertifiziert, die Optimierung der eigenen Prozessabläufe nach Nachhaltigkeitskriterien genießt hohe Priorität.

Velux initiiert und unterstützt zudem Projekte für mehr Energieeffizienz und Klimaschutz. Das Konzept Modellhaus 2020 experimentiert mit exemplarischen Wohnhäusern, die klimaneutral sind, wenig Energie verbrauchen und eine nachhaltige Lebensweise fördern. Sie werden von Velux bis zum Jahr 2010 in fünf Ländern Europas aufgestellt und bis zu zwölf Monate bewohnt und beobachtet. Bereits seit 2007 tourt das Velux-Atika-Haus durch die Mittelmeerregion, ein energieeffizientes Gebäude, speziell ausgelegt für das Klima südlicher Länder.

Die Nachhaltigkeit besteht in der Gesamtauslegung der Gebäudestruktur, den Dämmkonzepten, dem Einsatz moderner Solartechnologie zum Heizen und Kühlen und elektronischer Steuerungsanlagen auf Basis des io-homecontrol-Funksystems. Als ideeller Partner begleitet Velux Konzepte wie den deutschen Beitrag „Updating Germany – Projekte für eine bessere Zukunft“ auf der Architekturbiennale in Venedig 2008 oder auch im Dezember 2009 die 15. UN-Weltklimakonferenz in Kopenhagen. Generell eng ist die Zusammenarbeit mit dem Zentrum für umweltbewusstes Bauen in Kassel.

Wilkhahn

Die Tradition der Nachhaltigkeit beim Büromöbelhersteller Wilkhahn ist lang und entscheidendes Kriterium für den Erfolg von Produkten und Unternehmen. Wegweisend war in den 50er-Jahren die Orientierung am Gründungsmanifest der Ulmer Hochschule für Gestaltung. Diese wiederum stützt sich auf das Gedankengut des Bauhauses und formuliert Ansprüche wie „Ziel ist es, dauerhaft Güter zu produzieren, deren Gebrauchswert zu erhöhen und die Verschwendung zu reduzieren“. Die von den Ulmern als „Moral der Dinge“ bezeichneten Inhalte wurden bei Wilkhahn Unternehmensziel: Erst wenn ein Produkt eine echte Verbesserung im Gebrauch bietet und einen neuen, formal und funktional langlebigen Standard setzt, sind Entwicklung und Produktion gerechtfertigt. Produkte werden nicht primär über den Zweck des besseren Verkaufens, sondern über ihren besseren Gebrauch definiert.

Ein solches Produktverständnis legt den Schritt zum Umweltschutz nahe. Mit der Grundsatzerklärung, „die ökologischen Anliegen ernst zu nehmen und im Zweifelsfall höher zu bewerten als schnellen Gewinn“,  wurde 1989 das Programm „Wilkhahn grün“ gestartet und ein Ökocontrolling installiert. Es folgten Maßnahmen wie der Aufbau einer Abfallkreislaufwirtschaft, die Umstellung auf lösemittelarme Wasserlacke oder Mehrwegverpackungssysteme. Im Zuge von „Wilkhahn grün“ erweiterte sich auch das Anforderungsprofil an ökologisch verträgliche Produktgestaltung. Zur langlebigen Gebrauchsfähigkeit kamen reparaturfreundliche Konstruktion, sortenreine Materialien und die Substitution ökologischer Problemstoffe hinzu. Vorerst letzter Schritt war 2008 ein Blockheizkraftwerk mit Kraftwärmekopplung, das mit nachwachsenden Rohstoffen betrieben wird und nahezu CO2-frei produziert.

Ausblick:

Keines der genannten Unternehmen bleibt bei reiner Betriebs- und Produktökologie stehen. Der Wille zur Nachhaltigkeit verändert das Verhältnis zu Gesellschaft, Geschäftspartnern und Mitarbeitern und prägt Unternehmensstrukturen und -kultur. So ist Euroglas Mitglied bei Fair Company, Rheinzink folgt den Prinzipien der Brundtland-Kommission der Vereinten Nationen, die 1987 den Begriff Nachhaltigkeit erstmals prägte, und Velux unterhält Stiftungen zur Förderung und Unterstützung seiner Mitarbeiter sowie zur Unterstützung sozialer, kultureller und humaner Projekte.

Wilkhahns Umwelterklärung im Rahmen von EMAS 2 und ISO 14001 umfasst auch den Arbeits- und Gesundheitsschutz und ein Qualitätsmanagement, darüber hinaus übernahm das Unternehmen 2007 das Konzept der Corporate Responsibility und ist seitdem Mitglied im Global Compact der Vereinten Nationen. Unternehmen verpflichten sich damit zu einem Verhaltenskodex, der zur sozialen und ökologischen Gestaltung der Globalisierung beiträgt.

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