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[ Städtebauliche Großprojekte ]

Tempelhafenriem

Drei Millionenstädte, drei Großprojekte auf einstigen Verkehrsflächen: Jedes hat eigene Planungsgrundlagen, doch beim Städtebau besteht Konsens.

Roland Stimpel

München-Riem, Hamburgs Hafencity und Berlin-Tempelhof – das klingt nach Äpfel-Birnen-Vergleich, respektive nach dem Vergleich zwischen Weißwurst, Labskaus und Currywurst. München bebaute ein kompaktes Riesenareal am Rand der aus den Nähten platzenden Wohlstandsstadt. Die Globalisierungsgewinnerin Hamburg lenkt Energie auf einen von Wasser begrenzten und durchzogenen Streifen direkt ­neben der City.

Und das wirtschaftlich eher schwachbrüstige Berlin will einen Leerraum füllen, der ihm nur als Kalte-Kriegs- und Teilungsfolge über die letzten Jahrzehnte erhalten geblieben ist. Aber es geht auch nicht darum, die drei 150- bis 560-Hektar-Projekte mit gleichem Maßstab zu messen. Interessant macht das Ensemble etwas anderes: Jedes Projekt ist von einer anderen stadtplanerischen Grundhaltung geprägt.

München offenbart die Potenziale, aber auch die Grenzen sozialen und ökologischen Goodwills. Hamburg arrondiert sich um eine dichte Arbeits-, Wohn- und Freizeitstadt für seine Erfolgreichen. Und Berlin will probieren, wie man mit eher bescheidenen materiellen Mitteln zu neuer Annehmlichkeit in der Stadt gelangt – und überhaupt zu einem neuen Stück Stadt.

Eine Parallele gibt es aber doch: Wo nicht geschlossene oder offene Großstrukturen gebaut oder geplant sind, in München die Messe und in Berlin der Park, da ähneln sich die Stadtgrundrisse aller drei Gebiete: in Grundzügen rechtwinklige, wenig hierarchische Straßennetze mit klaren Raumkanten und eine mehr oder minder ausgeprägte Blockbildung.

(In Berlin ist das noch nicht konkret, aber alles andere käme sehr überraschend.) Eine platte Rückkehr zu vormodernen Räumen bedeutet das allerdings nicht. Dafür gibt es in Hamburg zu viele Solitäre und kleinere Freiflächen, in München Versuche der Block-Zeilen-Synthese und in Berlin voraussichtlich zu niedrige Dichte. Die Bildung dieser nachmodernen Räume ist offensichtlich Konsens. In ihren Grundzügen ist sie unabhängig von lokalen Vorgaben – ökonomischen, sozialen, ökologischen und funktionellen.

Das ist eine erfreuliche gemeinsame Botschaft aller drei Areale: Sie beweist die Stärke dieses vielfältigen, umnutzbaren und besonders nachhaltigen Stadtraumtyps. Und dass städtebauliche Raumbildung nicht in erster Linie aus außerräumlichen Bedingungen abgeleitet ist, sondern dass sie eine eigenständige Größe sein kann. Damit können Verfechter von Raumqualität bei der Stadtentwicklung mit den Verfechtern ganz anderer Ziele auf Augenhöhe argumentieren und agieren. Die Zukunft unserer Städte liegt im Stadtraum, nicht im virtuellen, dekonstruierten und global vernetzten Nebel. Das zeigen Riem, Hafencity und Tempelhof gleichermaßen.

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