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[ Richtig bewerben ]

Typen gesucht!

Strategien für die Jobbewerbung.

Möglichst nicht Durchschnitt: In den Bewerbungsunterlagen suchen Arbeitgeber nach etwas Besonderem – sich individuell gut darstellen können, hilft weiter.

Nils Hille

Viele Studenten planen nur bis zum Ende ihrer Hochschulzeit. Dann heißt es: Hauptsache, erst einmal einen Job. Sie bewerben sich überall – und das merken die Empfänger in den Büros den Unterlagen schnell an. Vor allem ein Standardbewerbungsschreiben führt zu Desinteresse bei den Arbeitgebern und somit nur selten zum Job. Doch wie geht man besser vor?

1. Selbst einschätzen

Eine Bewerbungsmappe muss zielgerichtet und persönlich sein, doch dies gelingt nur, wenn Sie wissen, was Sie wollen und können. Hier gilt es, genau zu überlegen, welche Tätigkeitsbereiche für Sie überhaupt infrage kommen.

Eine gute Methode dazu: Schreiben Sie zunächst unsortiert alle Ihre Interessen und Fähigkeiten, berufliche wie private, auf. Auch bisherige Erfahrungen durch Projekte, Studienschwerpunkte, Teilnahme an Kongressen, oder Auslandsaufenthalte gehören auf die Liste. Im Idealfall lassen Sie sich dabei von einer anderen Person interviewen, die diese Sammlung notiert, damit Sie frei aufzählen können.

Im zweiten Schritt gilt es, diese Punkte zu sortieren: Erstellen Sie eine Mindmap, indem sie Oberbegriffe für einzelne Gruppen finden (wie inhaltliche Schwerpunkte oder Freizeit) und die Punkte darunter einordnen. Dies sollte in der Abstufung von allgemeinen bis sehr speziellen Kenntnissen erfolgen.

Kontrollieren und verbessern Sie als dritten Schritt die Struktur. Stellen Sie dabei weitere Verknüpfungen mit ­Linien dar. Nun haben Sie eine Übersicht über Ihre Fähigkeiten. Je mehr Unterpunkte ein Aspekt beinhaltet, desto umfassender haben Sie sich mit diesem Thema auseinandergesetzt.

Markieren Sie nun in zwei Farben die Bereiche der ­Mindmap, die Ihrer Meinung nach im angestrebten Job zu Ihrer Arbeit gehören müssen beziehungsweise sollten. Die Ersten sollten Sie möglichst früh abklären. Für alle Punkte können Sie eine Begeisterung signalisieren, die auch für den Arbeitgeber spürbar wird.

2. Passenden Arbeitgeber finden

Nur der Arbeitgeber, der einen Bewerber mit Ihren Fähigkeiten sucht, wird Interesse zeigen. Doch wie finden Sie ihn? Hier kann es nur einen Rat geben: Suchen, und das auf allen Wegen, die Ihnen in den Sinn kommen. Ein erster Schritt sollten die Stellenmärkte in den Fachmagazinen (wie hier im Deutschen Architektenblatt) und im Internet (wie auf www.baunetz.de) sein. Diese verraten, wer momentan überhaupt nach Architekten sucht und welche Anforderungen die Arbeitgeber stellen.

Über Artikel, Suchmaschinen und Datenbanken auf Architekturseiten lassen sich Büros finden, die sich konkret mit einzelnen Fachbereichen befassen. Ihre Internetseiten geben weitere Informationen zur Arbeit und machen zum Teil Aussagen zu ausgeschriebenen Stellen wie zu Anforderungen an Bewerber. Wenn Sie sich unsicher sind, lohnt die Nachfrage per Telefon. Klären Sie ab, wie weit das Büro einzelne Schwerpunkte gesetzt hat und ob Bedarf an neuen Mitarbeitern besteht. Dies erspart Ihnen unnütze Bewerbungen und damit Enttäuschungen. Wer Übereinstimmungen findet, hat Chancen auf den Job, muss aber seine passenden Fähigkeiten im Bewerbungsschreiben auch deutlich machen.

3. Inhalt der Bewerbung

Stellen Sie aus Ihrer Recherche eine Liste potenzieller Arbeitgeber zusammen. Achten Sie darauf, sich bei jedem einige Hinweise über für Sie spannende Projekte wie thematische Schwerpunkte zu notieren. Diese sollten Sie in Ihrem Anschreiben unterbringen und mit Ihren Fähigkeiten verknüpfen. So zeigen Sie dem Arbeitgeber, wie gut Sie zueinander passen. Denn genau das ist wichtig, wie Johannes Ringel, einer der geschäftsführenden Gesellschafter beim Düsseldorfer Großbüro RKW, bestätigt. „Die Kandidaten sollten schon wissen, wer wir sind und was wir machen.“ Und kein Arbeitgeber will irgendwen als Mitarbeiter. „Es gibt nichts Schlimmeres als den Durchschnitt“, meint Innenarchitekt Klaus Schwitzke, der mit seinem Bruder Karl im Düsseldorfer Büro Schwitzke und Partner die Geschäfte führt. Wenn die Mappen der Bewerber bei ihnen auf dem Tisch landen, suchen sie nach irgendeiner Besonderheit. Das betrifft natürlich die fachlichen Kenntnisse, aber auch die Persönlichkeit. Karl Schwitzke erklärt: „Die Bewerber sollten in Teilbereichen mehr können als wir oder zumindest das Potenzial dazu mitbringen. Sie müssen aber vor allem Typen sein, die ihr Engagement und ihre Interessen darstellen können.“

Gut 150 Mitarbeiter, darunter 130 (Innen-)Architekten, arbeiten unter der Leitung des Duos. Allein Anfang dieses Jahres stellten sie fast 20 neue Angestellte ein – immer wieder suchen sie zusätzliche „Typen“. Mit der Spezialisierung im Ladendesign plant das Büro die Verkaufs- und Geschäftsräume großer Marken wie Esprit oder Deutsche Bank – bei Bedarf weltweit. Hierfür verlangen die Brüder neben den entsprechenden Sprachkenntnissen viel Kreativität und eine Gestaltungstiefe, die sie in den Bewerbungsunterlagen oft vermissen.

„Die Dozenten der Hochschulen lehren meist nur, minimalistische, puristische Räume zu planen. Wenn Anfänger bei uns zum Beispiel ein gemütliches chinesisches Restaurant entwerfen sollen, sind sie schnell überfordert“, so Klaus Schwitzke. Dazu fehle auch die Aufgeschlossenheit und der Mut, neue Dinge zu probieren. Karl Schwitzke: „Viele sagen: ‚Ich kann nur das eine.‘ Sie sind zu festgelegt auf eine Gestaltungsrichtung. Aber die, die sich an andere Stilistiken wagen, sind für uns viel interessanter.“

Erkennbare Individualität von Bewerbern erwartet auch Friedel Kellermann, Büromitbegründer und Geschäftsführerkollege von Ringel bei RKW. „Früher bekamen wir Handzeichnungen als Arbeitsproben vorgelegt. Heute können Sie nicht erkennen, wer welchen Teil einer CAD-Zeichnung gemacht hat. Doch wir brauchen Beispiele, die die Sprache des Architekten deutlich machen.“ Auch bei dem 300 Personen starken Büro darf es in der Bewerbung ruhig etwas menscheln. Ringel: „Ich achte nicht in erster Linie auf Zeugnisnoten, sondern auf besondere Lebensläufe und Interessen. Wenn einer den Lkw-Führerschein in Russland gemacht hat oder einfach einem Hobby begeistert nachgeht, ist es für mich reizvoll, ihn kennenzulernen.“ Bei RKW kann auch punkten, wer sich neben oder nach dem Studium mit Betriebswirtschaft auseinandergesetzt hat. „Oft werden die Grundkenntnisse der Organisation noch nicht einmal vermittelt und Generalplanung ist gar kein Thema. Wer sich diese zusätzlich angeeignet hat, besitzt bei uns gute Chancen“, so Ringel.

4. Form der Bewerbung

Sind fachliche wie persönliche Kompetenzen in den Unterlagen vereint, steht man vor der nächsten Frage: Sende ich die Bewerbung per Post oder online per Mailanhang? Hier gibt es keine einheitliche Empfehlung. Fragen Sie im Büro telefonisch nach, auf welchem Weg der Arbeitgeber die Unterlagen bekommen möchte, wenn Sie es anhand anderer, vergangener Stellenausschreibungen nicht erkennen können. Denn die Unterschiede sind gravierend: RKW wie Schwitzke und Partner sind weiterhin von der klassischen Mappe überzeugt. Karl Schwitzke: „Wahrscheinlich wider alle Erwartungen lehne ich Bewerbungen per E-Mail oder per CD-ROM ab. Uns sprechen visuelle Dinge an. Wenn ich Zeichnungen am Monitor betrachte oder gar selber ausdrucken muss, können sie ganz anders wirken, als der Bewerber es wollte.“

Anders handhabt es die Metro Group Asset Management, die Planung, Bau, Bewirtschaftung, Vermietung und Verkauf der von der Metro-Gruppe genutzten Immobilien betreut. Sie erwartet ebenfalls komplette Bewerbungsunterlagen mit Werdegang, Zeugnissen und Arbeitsproben. Doch Mappen oder CDs gehören hier eindeutig der Vergangenheit an: Anfragen sollten über die Bewerbungsmaske auf der Homepage eingereicht werden.

Bei der Kölner Vivacon AG, einem Immobilienunternehmen mit derzeit rund 20 Architekten, sind im ersten Schritt ebenfalls Onlinebewerbungen gefragt. Bernhard Rey, Personalleiter des Immobilienunternehmens, sieht dies als schnelleren und effektiveren Weg: „Ein Lebenslauf und Arbeitsproben sollten der E-Mail beigefügt sein.

Der Clevere hat auch ein kurzes, prägnantes Anschreiben ergänzt.“ Über die elektronische Post kommt dann auch meist innerhalb von zwei Wochen eine Antwort. Bei der Gestaltung der Bewerbungsunterlagen sollte der Architekt vorsichtig sein, rät Rey. „Die Personalwirtschaft ist unverändert konservativ. Eine künstlerische Aufmachung ist da weniger dienlich. Wer nur in Kleinbuchstaben schreibt, mag damit vielleicht trendy sein.

Doch ist es wichtiger, zunächst durch Fakten zu überzeugen.“ Alle Unterlagen sollten ordentlich und strukturiert sein, da dies einen ersten Einblick vermittelt, wie akkurat jemand arbeitet.

5. Gespräch führen

Warten und hoffen – heißt es dann nach dem Versand der Unterlagen. Erfolgt eine Einladung zum Gespräch, geht die Vorbereitung weiter. Nutzen Sie Ihr individuelles Anschreiben, die Notizen und eine erneute, intensive Recherche im Internet, um möglichst viel über das Büro beziehungsweise das Unternehmen zu wissen. Daraus können Sie Rückschlüsse ziehen, was Sie an Fragen erwartet.

Die Vivacon AG zum Beispiel kauft und saniert Wohnhäuser und -siedlungen oder baut gleich neu – alles für eine „anspruchsvolle Klientel“, wie sie ihre Kunden bezeichnet. Wer in so direktem Kontakt zu möglichen Bauherren oder Käufern steht, muss auch sprachlich vermitteln können. Das testet der potenzielle Arbeitgeber im Bewerbungsgespräch. „Wenn ich jemandem schon die Würmer aus der Nase ziehen muss, wird der auch nicht mit einem Kunden reden können“, ist Klaus Schwitzke überzeugt.

Für Rey ist zusätzlich wichtig, dass die Motivation der Kandidaten deutlich wird. „Sie sollen engagiert und leistungsorientiert zu Werke gehen, denn nur so lässt sich der Karriereweg konsequent aufbauen.“ Zusätzlich gleicht er die Fertigkeiten der Bewerber noch einmal mit dem Anforderungsprofil ab. Ähnliches geschieht auch bei Metro Group ­Asset Management. Sie führen ausführliche Gespräche zum Kennenlernen der Persönlichkeit und der Kenntnisse; Fragen und Tests ergeben sich dabei spontan. In der Regel lädt das ­Unternehmen einen engeren Kreis an Bewerbern zu einer zweiten Unterhaltung ein. RKW hält sich dazu mit allgemeingültigen Angaben gezielt zurück. Jeder Partner führt das Gespräch so, wie er möchte. Aber das Thema Gehalt sollte bei allen zur Sprache kommen, so Ringel. „Die Vorstellung muss passen. Wenn bei mir jemand mehr fordert, als wir zahlen möchten, dann bekommt er den Job eben nicht. Der Bewerber hat sich ja vorher genau Gedanken gemacht und wäre schnell unzufrieden. Wenn er allerdings deutlich weniger fordert, als wir bereit sind zu zahlen, dann bieten wir ihm mehr an.“

Arbeitsproben sind wichtig, genauso wie die klassische Bewerbungsmappe. Auch in zeiten der Onlinebewerbung hat sich da nicht viel geändert.

6. Leistung des Arbeitgebers klären

Das Gehalt ist nicht das Einzige, wonach ein Bewerber fragen sollte. Für ihn darf selbstverständlich sein, auch über Aufstiegs­chancen zu sprechen. Das signalisiert einerseits die eigene Motivation, gewährt andererseits einen Einblick in die Bürophilosophie. Bei allen vier hier vorgestellten Arbeitgebern ist der Aufstieg „gut möglich“ bis „sehr gewünscht“. Im Büro Schwitzke und Partner können die (Innen-)Architekten schnell mehr Verantwortung bekommen und immer größere Projekte betreuen.

Bis zur Geschäftsführung einzelner Bereiche reicht die Karriereleiter. „Ein Mitarbeiter hat das vor Kurzem im Alter von 28 Jahren geschafft“, so Klaus Schwitzke. „Wir bieten eine hohe Selbstständigkeit. Schnell gehen unsere Mitarbeiter auf Baustellen, reisen in Europa umher und setzen sich direkt mit den Kunden auseinander.“ Bei RKW und Metro werden firmeninterne Fortbildungen angeboten – entweder in einer hauseigenen Akademie (RKW) oder über ein eigenes Talentprogramm zur Förderung der besten Mitarbeiter (Metro). Vivacon investiert in externe Weiterbildungen der Mitarbeiter, zahlt davon einen unterschiedlichen Prozentsatz und stellt die Mitarbeiter frei. Dafür müssen diese sich vertraglich eine gewisse Zeit an das Unternehmen binden oder andernfalls die Kosten nachträglich erstatten.

Mit dieser Förderung der Lernbereitschaft schaffen sich die Büros aber auch ein Problem. Denn „da nimmt jeder auch viel für sich mit“, so Ringel von RKW. Über je mehr Spezialwissen die Mitarbeiter verfügen, desto interessanter sind sie für die Konkurrenz – oder sie machen sich selbstständig.

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