Kritiker nennen den heftig umstrittenen Klotz „Dormzilla“ – eine Mischung aus dem englischen „dorm“ für Wohnheim und dem legendären Monster Godzilla. Für knapp 4.500 Studierende soll dieses architektonische Ungeheuer künftig ihr Zuhause werden. Sein Grundriss erinnert an den Kabinenplan eines Kreuzfahrtschiffes, doch statt Urlaub erwartet die meisten der zukünftigen Bewohner:innen ein Unialltag ohne Tageslicht: Neun von zehn Zimmern liegen im Inneren des Gebäudes, lediglich künstlich belichtet und belüftet (hier seht ihr Grundrisse eines exemplarischen Wohngeschosses).
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Schlechter Witz: Hobby-Architekt vs. Le Corbusier
Das umstrittene Projekt soll an der Universität von Kalifornien in Santa Barbara (UCSB) entstehen, voraussichtliche Kosten: über eine Milliarde Dollar. Den größten Teil davon hat der Milliardär Charles Munger als Spende in Aussicht gestellt. Da der 97-Jährige sich als Hobby-Architekt betätigt (er hat sein Eigenheim in Los Angeles selbst entworfen), knüpft er jedoch eine Bedingung daran: Sein persönlicher Entwurf für das Wohnheim – die „Munger Hall“ a.k.a. „Dormzilla“ – muss realisiert werden. Der Greis behauptet sogar, damit Le Corbusiers Konzept der Unité d’Habitation in Marseille verbessert zu haben.
Werden Fenster überbewertet?
Laut Munger funktioniere sein Konzept, da die Studierenden sich hauptsächlich in den Gemeinschaftsbereichen mit Tageslichtzugang aufhielten, so sei es verkraftbar auf Fenster in den Privaträumen zu verzichten. Wer aber je einen Fuß in ein Wohnheim für Studierende gesetzt hat, weiß, wie wichtig der Rückzug ins eigene Zimmer ist. Gerade fürs Lernen und Entspannen braucht man dringend eine hohe Aufenthaltsqualität im Schlafzimmer. Dieser Raum ist für Studierende ja ohnehin eher eine Kombination aus Schlafzimmer, Wohnzimmer und Arbeitszimmer auf wenigen Quadratmetern.
Hauptsache billig? Auch ein Wohnheim kann wie eine Axt wirken
Das Wohnheim sei doch gerade im Hinblick auf die hohen Studienkosten in den USA ein Angebot für günstige Unterkünfte, verteidigt die Universität das Projekt. Klar, die (UCSB) will sich die gigantische Spende nicht entgehen lassen und betont, dass ja niemand gezwungen werde, dort einzuziehen. Aber wer würde „freiwillig“ dort einziehen? Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist auch ein Zwang. Schon vor rund 100 Jahren sagte Heinrich Zille: „Man kann mit einer Wohnung einen Menschen genauso töten wie mit einer Axt.“
Architektur hat Verantwortung
Im Fall von „Dormzilla“ kommt zum Geltungsdrang eines Milliardärs die klamme Kasse einer Uni ohne Rückgrat. Dabei wird das Wohlbefinden von Studierenden ohne reiche Eltern oder anderen finanziellen Background leichtfertig aufs Spiel gesetzt. Architektur ist mehr als Bauen – es geht dabei auch immer um die Gesellschaft, um die Verantwortung Menschen gegenüber. Das sollte der öffentlichen Hand – in diesem Fall das Wohnheim einer Hochschule – etwas wert sein. Zudem sollte man eine solch verantwortungsvolle Aufgabe nicht Hobby-Architekten überlassen, sondern Profis.
Fabian P. Dahinten studierte Architektur an der Hochschule Darmstadt startet nun ins Berufsleben und engagiert sich bei der Nachwuchsorganisation nexture+.
Hier findet ihr alle Nachwuchs-Kolumnen von Fabian.
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Was mir dazu einfällt, ist das fensterlose Hühnerhochhaus. Eröffnet wurde es 1967 in Berlin. 10 Etagen waren für 150.000 Legehennen. Es handelte sich um Europas größte Legebatterie. Angeordnet waren jeweils 3 Hühner nebeneinander am Futternapf. Dahinter befand sich noch ein Huhn quer, das 10 Minuten brauchte, um mit einem Huhn vor dem Futternapf zu tauschen. (Das wurde als Befriedigung des natürlichen Bewegungsdranges angesehen.)
Der Betrieb wurde nicht etwa eingestellt, weil Tierschützerproteste gehört wurden, nein,
1972 wurde der Betrieb eingestellt, weil er unrentabel war.
Das Hochhaus wurde umgebaut und befenstert. Mehrere Gewerbebetriebe sollen es heute nutzen.
Danke für den Hinweis! Sogar als Berlin-Kenner hatten wir noch nie etwas vom Hühnerhochhaus gehört.
https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%BChnerhochhaus
In Deutschland ist so ein Konzept zum Glück nicht zu erwarten, zumindest kann man sich als Kommune dagegen wehren. Das zeigte der Fall in Hannover, wo ein „Box-Hotel“ maximal drei Nächte am Stück anbieten darf.
Denn bei uns wären nicht unbedingt Studenten die Zielgruppe, sondern ggf. Monteure und andere, die gelegentlich und auch mal länger ein Zimmer in der Fremde brauchen.
https://www.rnd.de/reise/gericht-hotel-ohne-fenster-darf-nur-drei-naechte-anbieten-EBV6OF7FMBKZ4CIASZZ3G5SX7I.html