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Blick aus dem Fenster mit Bergpanorama.

In Bad Hindelang hat das Buero Kofink Schels eine alte Wählvermittlungsstelle in ein Einfamilienhaus verwandelt. (Klicken für mehr Bilder)

[ Nachwuchs-Kolumne #141 ]

Einfamilienhäuser: Ein Gebäudetyp mit Fragezeichen

Einfamilienhäuser sind zurecht umstritten. Um herauszufinden, wie dieser Typus progressiv gestaltet werden kann, hat die Wüstenrot Stiftung den Wettbewerb „Das Zukunftsfähige Einfamilienhaus?“ ausgeschrieben

Von Lorenz Hahnheiser

Einfamilienhäuser sind der Wohntraum schlechthin – für einen großen Teil unserer Mitbürger:innen zumindest. Jedes Jahr werden etwa 100.000 Einfamilienhäuser gebaut. Dabei hat dieser Gebäudetyp in der Regel eine Reihe schlechter Eigenschaften: Pro Kopf verbraucht er sehr viel Grundfläche und fördert die Zersiedlung des ländlichen Raums. Da er mit Vorliebe freistehend gebaut wird, verbraucht er zudem viel Energie. Noch dazu sind Einfamilienhäuser häufig für die wenigen Jahre konzipiert, in denen eine traditionelle Kleinfamilie aus Ehepaar und ein bis zwei Kindern besteht. Sind die Kinder aus dem Haus, wird viel vom vorhandenen Platz eigentlich nicht mehr benötigt. Der Konflikt zwischen dem gesellschaftlich geprägten Wunsch und seinen Schattenseiten führte 2021 zum Streit im Wahlkampf  und wurde dann zum Wettbewerbsthema des Gestaltungspreises der Wüstenrot Stiftung (dessen Ergebnisse allerdings erst Ende Januar 20223 bekanntegegeben wurden).

17 Millionen im Bestand: Geht da noch mehr?

Mit dem Titel „Das Zukunftsfähige Einfamilienhaus?“ wurde der Typus auf den Prüfstand gestellt. Es sollten Antworten auf die Herausforderungen steigender Umwelt- und Energieeffizienzstandards, wechselnder Bewohner:innenbedürfnisse und demografischen Wandels gefunden werden. 15 Projekte findet die Jury unter Leitung von Victoria von Gaudecker besonders bemerkenswert. In den Neu- und Bestandsbauten sehen sie herausragende gestalterische und städtebauliche Qualität und erkennen dreien den Gestaltungspreis an.

Keines der drei Siegerhäuser sieht die Wüstenrot Stiftung als Idealtypus. Vielmehr ist die Auswahl der Gewinner:innen wohl als Möglichkeitenspektrum zu verstehen, an dem sich progressive Einfamilienhausplanungen orientieren können.

„Es gibt in Deutschland 17 Millionen Einfamilienhäuser. Wenn in jedem dieser Häuser fünf Personen leben würden, wären alle Städte leer“, hält Stefan Kohlmeier im Interview fest. Der Architekt von Arc Architekten arbeitet bei einem der drei Büros, die ausgezeichnet wurden. Das Team hat erkannt, dass es nicht noch mehr Einfamilienhäuser braucht und darum ein Reihenhaus eingereicht. Sie schaffen damit eine große Varianz an Wohnformen. Vor allem bringen sie aber Kleinstwohnungen in das oberbayerische Dorf Münsing, damit die größeren Häuser für Familien frei werden.

„Das Einfamilienhaus“ muss neu besetzt werden

Wolfgang Zeh, ein weiterer Gewinner, schließt eine Drei-Meter-Baulücke mit sieben Geschossen Eigenheim (viele Fotos in der Bildergalerie oben). Die vertikale Bewegung machte den Weg nach oben zum wichtigsten Gestaltungsmoment. Die hohe Wohnqualität trotz schmaler Parzelle ist bemerkenswert. Das Projekt sei eine Reaktion auf das, was im Hier und Jetzt notwendig ist, stellt der Architekt fest und sieht darin Zukunftsfragen beantwortet.

Die dritten Preisträger vom Büro Kofink Schels nehmen deutlich stärker Zukunftsthemen in den Blick. Der Umbau einer alten Wählvermittlungsstelle der Post in Bad Hindelang schafft es, graue Energie weiter zu nutzen und Fläche zu entsiegeln (viele Fotos in der Bildergalerie oben). Das Massivholz für Aufstockung und Fenster ist leimfrei verbaut und unbehandelt, es ist damit rückbaubar und recyclebar und auch sonst wurde – wenn möglich – kreislauffähiges Material genutzt.

Die Prämierungen hat die Wüstenrot Stiftung in Video-Interviews aufbereitet. Die Publikation zum Wettbewerb kann kostenfrei gedownloadet oder bestellt werden.


Lorenz Hahnheiser hat sein Bachelor-Architektur Studium an der Leibniz Universität Hannover abgeschlossen, nutzt die Zeit vor dem Master für erste Bauerfahrungen und engagiert sich bei der Nachwuchsorganisation nexture+.

Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Fabian P. Dahinten und Luisa Richter.

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