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Im späteren Atrium steht ein Wald aus Gerüststangen, die die oberen Geschosse stützen.

[ Richtfest ]

Architektur als Coach

Der Axel-Springer-Konzern errichtet in Berlin einen Neubau, jenseits aller Konventionen der Büroarbeit. Der spektakuläre Entwurf von OMA soll zur Kommunikation anregen, dient aber auch der Selbstfindung des Medienunternehmens im digitalen Zeitalter.

 

Von Heiko Haberle

Anfang September wurde direkt neben dem Axel-Springer-Hochhaus Richtfest für ein Medienhaus gefeiert, das wie eine faszinierende Versuchsanordnung für die Arbeitswelt der Zukunft erscheint. Das Rotterdamer Büro OMA um Rem Koolhaas, das 2014 den Wettbewerb gewonnen hatte, entwarf auf fast 10.000 Quadratmetern Grundfläche einen kompakten Baukörper mit 11 Geschossen, der im Inneren jedoch vielfach aufgebrochen wird. Entlang des ehemaligen Verlaufs der Berliner Mauer wird sich diagonal durch das Gebäude ein Einschnitt ziehen, an dem entlang sich die unteren sechs Etagen in Terrassen aufbauen. 13 Brücken werden dieses „Tal“ überspannen. Die seitlichen Zonen gruppieren sich um verschiedene Erschließungskerne und Durchbrüche zwischen den Etagen. Die fünf obersten Geschosse werden spiegelbildlich zu den Terrassen an einem Transfertragwerk aus Stahl abgehängt. Wenn die stützende Gerüstkonstruktion entfernt wird, heben Pressen die fünf Etagen um einige Millimeter an, damit sie dann verschraubt werden können. Als Beweis, dass die Etagen nun hängen soll in den Spalt zwischen oberen und unteren Etagen eine Bild-Zeitung geschoben werden.

 

Der große offene Raum im Zentrum solle „Anreize für menschliche Begegnungen schaffen“, so Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender von Axel Springer in einem eigens zum Richtfest produzierten Imagefilm. Isoliertes Arbeiten unter Kopfhörern, wie es in vielen Büros inzwischen verbreitet sei, werde in seinem Entwurf kaum möglich sein, ergänzt Rem Koolhaas. Damit traut der Konzern sich und seinen Mitarbeitern viel zu, ohne bereits sicher zu sein, was funktioniert. Doch die Rechnung könnte aufgehen, weiß doch in der Medienbranche derzeit niemand genau, wohin die Reise geht. Den Mut zu haben, diese Unsicherheit räumlich abzubilden, dürften jedenfalls nur wenige Bauherren aufbringen.

 

Entsprechend steht auch noch nicht endgültig fest, wer die bis zu 3.500 Mitarbeiter im Neubau sein werden. Neben einem Co-Working-Space im Erdgeschoss sollen einige Start-ups einziehen, an denen Axel Springer beteiligt ist. Ebenso die Redaktion der WELT, die dann print-, online-, und TV-Inhalte an einem Ort produzieren wird.

Im Juli 2017 hat Axel Springer seinen Neubau für 425 Millionen Euro an einen norwegischen Staatsfond verkauft.

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