
Text: Marian Behaneck
Zunehmend rücken Management-Funktionen in den Fokus von AVA-Programmen. Immer wichtiger werden insbesondere Terminsicherheit, Kostenplanung, Kostenkontrolle und Kostentransparenz. Diese Bereiche unterstützt AVA-Software zwar schon seit geraumer Zeit. Das der Planungsmethode Building Information Modeling (BIM) zugrunde liegende BIM-Gebäudemodell verspricht jedoch eine Erweiterung der Möglichkeiten. Werden alle Ausschreibungs-, Kosten- und Termindaten in das 3D-Modell eingetragen, lassen sich Leistungen und Mengen für Ausschreibung, Baukosten oder Termine automatisch ermitteln. Das soll schon zu einem frühen Planungszeitpunkt präzisere Kosten- und Terminaussagen ermöglichen, Variantenvergleiche vereinfachen und die Planungssicherheit steigern.
AVA wird BIM-fähig
Damit die BIM-Gebäudedaten aller bauspezifischen CAD-Hersteller vom AVA-Programm ohne Informationsverluste verarbeitet werden können, werden sie über das BIM-Austauschformat „Industry Foundation Classes“ (IFC) importiert. Wie zweckmäßig und effizient die AVA-BIM-Anbindung und Bauteilzuweisung ist, hängt vom jeweiligen Programm ab. AVA-Hersteller bieten dazu unterschiedliche Lösungen: So kann beispielsweise BuildUp von Bauer-Software BIM-Gebäudemodelle mit allen hinterlegten Daten per IFC-Schnittstelle zur Massenermittlung einlesen und darstellen. Die im BIM-Modell selektierten Bauteile werden direkt in die BuildUp-Massenermittlung respektive in das Raumbuch übernommen. Wird ein Objekt im CAD-Modell markiert, können die angezeigten Mengen und Qualitäten per Drag-and-drop in die LV-Positionen übertragen werden. Bauteile lassen sich zusätzlich nach beliebigen Kriterien zusammenfassen, was die Zuordnung der Gebäudeelemente und die Datenaktualisierung nach einer Modelländerung vereinfacht.
Mit Bechmann BIM von Bechmann AVA, einem 3D-Fachmodell für Leistungen und Kosten auf Basis von BIM-Daten, lässt sich laut Hersteller der Zeitaufwand für Mengenermittlungen um 20 Prozent reduzieren. Anstelle Flächen und Volumen einer Position mühsam zusammenzustellen, weist der Planer den Bauteilen Leistungen zu, die zu parametrischen Kostenelementen gebündelt werden. Dabei werden sowohl unterschiedliche Maßeinheiten als auch VOB-Richtlinien berücksichtigt. Suchfunktionen sorgen dafür, dass kein Bauteil bei der Ausschreibung vergessen wird. Bechmann BIM ermöglicht einen frühzeitigen Überblick über die Kostenstruktur eines Projektes, zeigt kostenintensive Bauteile an und erlaubt Kostenvergleiche.
Parallel zur Einführung von Windows 10 kündigt Cosoba die achte Generation der AVA-Software AVA.relax an. Neben den Zertifizierungen für STLB-Bau von Dr. Schiller und Partner sowie der Umsetzung der neuen GAEB-Richtlinie XML 3.2 stehen ein BIM-basierendes Raum-, Gebäude-, LV-Massen- und Kostencontrolling, neue und erweiterte Funktionen für das Dokumenten- und Bauzeitenmanagement sowie ein Bautagebuch inklusive mobiler App im Zentrum der neuen Version.
Das neue Modul BIM2AVA von G&W Software Entwicklung macht im Zusammenhang mit der AVA-Software California.pro aus dem BIM-Gebäudemodell ein kaufmännisches Modell. Das automatisch erzeugte visuelle Raum- und Gebäudebuch ermittelt Massen, Mengen und Leistungen, die sich bei Modelländerungen aktualisieren. BIM2AVA verspricht eine schnelle, präzise Kostenermittlung, die auch Planungsänderungen berücksichtigt. Der Planer sieht sofort die Auswirkungen und soll so Kostenberechnungen, Ausschreibungen, die Vergabe, die Abrechnung und das Nachtragsmanagement schneller erledigen können.
BIM-Gebäudedaten kann auch die modular aufgebaute Software LV/AVA von Hottgenroth/ETU aus der hauseigenen CAD-Lösung HottCAD bereitstellen. Auch Sanierungsmaßnahmen aus der ebenfalls hauseigenen Software „Energieberater“ können eingebunden und als Ausschreibung versandt werden. Die Software ist in den Bereichen Bau, der energetischen Gebäudesanierung, der TGA-Planung oder dem Garten- und Landschaftsbau und weiteren Bereichen einsetzbar. LV/AVA deckt alle AVA-Bereiche ab und unterstützt darüber hinaus Anwender bei der Kostenplanung und beim Kostenmanagement.
Eine konsequente Ausrichtung an der BIM-Arbeitsweise betreibt Nevaris Bausoftware (ehemals Nemetschek Auer) mit der Einbindung der von Hartmann Technologies entwickelten BIM- 5D-Lösungen in die Bau- und AVA-Software Nevaris. Damit sollen die 3D-Modellierung, AVA, Kalkulation, Abrechnung und Controlling in einer Software verbunden werden. Der Hersteller verspricht sich davon eine Beschleunigung von Prozessen sowie einen einfacheren Abruf von AVA-, Kalkulations- und Controllingdaten aus dem BIM-Gebäudemodell. Die Nevaris-Version 3.0 enthält zusätzlich eine Nachtragsverwaltung sowie diverse Neuerungen für individuelle Layouts.
Auch Orca AVA von Orca Software bietet eine BIM-Mengenübernahme per IFC-Schnittstelle. Dabei lassen sich CAD-Bauteile bedarfsgerecht zuordnen, Massen und Mengen auswerten. So lassen sich etwa in den Raumlisten gleiche Bauteile zusammenfassen und ihrer Position im Projekt zuordnen, zum Beispiel alle Türen im EG. Übernommen werden können sowohl Raumlisten und Kategorien als auch einzelne Bauteile. Vor der Übernahme der IFC-Daten lassen sich diverse Optionen festlegen. Die IFC-Spezifikationen werden wahlweise ganz oder teilweise mit übergeben und bilden zusammen mit den Massen und Mengen die Grundlage für die Leistungsbeschreibung.
Da 2D-Pläne nach wie vor das Tagesgeschäft bestimmen, enthält Avanti BIM von Softtech das grafische Aufmaß Grava. Damit lassen sich 2D-CAD-Zeichnungen in allen gängigen Formaten oder digitalisierte Papierpläne hinterlegen, Massen und Mengen per Drag and drop erfassen und beispielsweise mit Kosteninformationen ergänzen. Mengenansätze einer LV-Position können zur Kontrolle auf dem Aufmaßplan markiert werden, damit man nichts übersieht. Anschließend können die Daten per PDF-, Excel-, RTF-, GAEB- oder DA11-Schnittstelle übergeben werden. Mit der erweiterten Avanti-BIM-pro-Version können AVA-relevante Informationen direkt aus den BIM-Modellen beliebiger CAD-Systeme per IFC-Schnittstelle einfließen.
Mobile AVA und LV aus der Cloud

Neben dem aktuellen Thema BIM gibt es weitere die AVA-Entwicklung beeinflussende Trends – etwa den zum mobilen Hard- und Softwareeinsatz. So ermöglichen Apps für Smartphones oder Tablet-PCs die Vor-Ort-Erfassung von Baustellendaten oder ersparen in Form von LV-Viewern das Herumschleppen dicker Baustellenordner. Die mobile Erfassung von Aufmaß- und Baustellendaten für Rechnungsprüfungen oder Soll-Ist-Vergleiche vereinfacht Arbeitsabläufe, beschleunigt Prozesse, vermeidet Medienbrüche und minimiert Fehler, weil handschriftliche Notizen nicht später im Büro digital erfasst werden müssen.
Auch RIB Deutschland greift das Thema Mobilität auf. Mit iTWO OnSite stellt RIB eine neue mobile Lösung speziell für Bauleiter vor. Damit lassen sich 5D-Projektdaten – gemeint sind 3D-Gebäudedaten, inklusive aller Termin- und Kostendaten – in einer für Bauleiter optimierten Darstellung mobil anzeigen. Das BIM-Modell liefert beispielsweise Informationen über einzelne Leistungspositionen oder Massen. Der Anwender kann das Modell per Fingergesten-Steuerung auf dem Tablet bewegen, Inhalte markieren und Informationen abrufen. Künftig sollen auch Rückmeldungen von der Baustelle an das iTWO-System im Büro möglich sein, was den automatischen Abruf von Leistungsständen oder Ist-Zeiten ermöglicht.
Cloud-Anwendungen werden im AVA-Bereich immer zahlreicher. Der plattform-, zeit- und ortsunabhängige Zugriff auf Programme und Daten über schnelle Datennetze bietet viele Vorteile: Planer können alle AVA-Funktionen per Internet abrufen, ohne die Software lokal installieren, administrieren und vor allem ständig aktualisieren zu müssen. So ist beispielsweise mit Sidoun Globe von Sidoun International, Nevaris von Nevaris Bausoftware oder Nova von Nova Building IT ohne vorherige Installation über alle gängigen Internet-Browser ein vom Betriebssystem unabhängiger passwortgeschützter Online-Zugriff auf die Software und auf die Projektdaten möglich. Ein Internetanschluss und ein internetfähiges Endgerät – mehr braucht es nicht, um in der Bahn oder vom Homeoffice aus LVs zu bearbeiten, Preisspiegel, Soll-Ist-Vergleiche oder Kostenanalysen zu erstellen.
Online lassen sich Ausschreibungstexte oder Preise von Drittanbietern wie Heinze BauOffice, DBD, sirAdos oder von Bauprodukt- respektive AVA-Herstellern abrufen. Einen Online-Zugriff auf STLB-Bau von Dynamische BauDaten – einen Standard für die herstellerneutrale Ausschreibung von Bauleistungen – bieten aktuell das DIN.bauportal und die f:data. Wer mit California.pro, Avanova oder nextbau und künftig auch Avanti oder Avaplan ausschreibt, kann ohne Installation von CD-Daten auf stets aktuelle STLB-Bau zugreifen, inklusive ergänzenden Baupreisen und DIN-Baunormen und ohne das jeweilige AVA-Programm verlassen zu müssen. Eine Liste kompatibler AVA-Software enthält die Rubrik „DBD online“ auf www.dbd-online.de.
Auch Sidoun Globe setzt auf Cloud-Funkionalitäten. Die neue Version 9.5 bietet neben einer neuen Druckvorschau und weiteren Neuerungen jetzt auch die Möglichkeit, mit den neuen BI-Tools Daten bidirektional mit Excel und Word zu teilen und auszutauschen. Die Daten aktualisieren sich in beide Richtungen in Echtzeit, was die Planungssicherheit verbessern soll. Ergebnisse und Eingaben der Excel-Tabellen werden automatisch in das Programm übertragen. Umgekehrt sind in Sidoun Globe definierte Variablen in Excel für Berechnungen nutzbar.
Mit Nova von Nova Building IT gibt es nach Herstellerangaben erstmals ein AVA-Programm inklusive Controlling-Funktionen live aus dem Web. Inhaltlich bietet Nova all das, was auch klassische AVA-Programme haben: LVs, Preisspiegel, Vertragsmanagement, Soll-Ist-Vergleiche oder Kostenanalysen, inklusive aller Branchenstandards wie zum Beispiel dem Datenaustausch nach GAEB, D11 oder der Verlinkung mit Ausschreibungstexten. Nova läuft auf allen Desktop- und mobilen Endgeräten, mit allen Betriebssystemen und allen aktuellen Browsern. Nutzer können genau das Paket abonnieren, das sie auch tatsächlich benötigen.
Nicht alles geht per Mausklick
Viele AVA-Hersteller haben das Potenzial des Building Informa-tion Modeling erkannt und springen auf den fahrenden Zug auf, aber längst nicht alle. Einige Hersteller sehen die Entwicklung skeptisch, zumal die BIM-Arbeitsweise noch wenig verbreitet und der Aufwand, Bauteildaten mit detaillierten Qualitäten komplett in das BIM-Gebäudemodell einzupflegen, hoch ist. Die Mengen- und Massenermittlung ist insbesondere nach Modelländerungen nicht immer nachvollziehbar und auch bei der Berücksichtigung von VOB-Regeln für das Aufstellen von LVs, Mengenberechnungen und Abrechnungen können Probleme entstehen. Zudem erfasst nicht jedes BIM-Gebäudedatenmodell alle AVA-relevanten Bauteile und Leistungen. Diese Lücken lassen sich nur mit der Erfahrung von Architekten und Fachplanern schließen. In frühen HOAI-Leistungsphasen ist der BIM-AVA-Datenaustausch dennoch hilfreich, weil er eine automatische Massen- und Mengenermittlung liefert und schnelle Kostenentscheidungen auf einer verlässlicheren Grundlage erlaubt.
Auch Cloudlösungen haben Schwachstellen: Neben der Datensicherheit vor allem die Arbeitsgeschwindigkeit. Sie hängt von der jeweiligen Internetverbindung ab. Die in der Regel monatlich fälligen Kosten sind auf Dauer nicht unbedingt günstiger als der herkömmliche Kauf einer Arbeitsplatzlizenz. Zudem sollte man darauf achten, dass es keine Mindestlaufzeit gibt und das Abonnement monatlich kündbar ist. Wichtig bei Cloudlösungen ist ferner ein sogenanntes responsives Webdesign. Das ermöglicht die automatische Anpassung der Anzeige an das aktuell verwendete Endgerät, das auf der Baustelle häufig ein Smartphone ist.
Marian Behaneck ist freier Fachjournalist in Jockgrim (Pfalz).
Ein ausführliche Produkttabelle sowie Zusatzinformationen zu AVA-Software finden Sie hier: Produktvergleich_AVA_2015_DAB_Zusatzinfos.