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[ Green Building ]

Labels – die Systeme der Zertifizierung

Der Bedarf nachhaltig errichteter Gebäude steigt kontinuierlich. Entsprechend ist auch die Nachfrage nach geeigneten Zertifizierungs-Systemen gestiegen. Inzwischen gibt es auch viele Auditoren für die Zertifizierung, jedoch nicht alle können und kennen das breitgefächerte Spektrum aller aufgeführten Systeme oder sind dafür akkreditiert. Hat ein Auditor alle Systeme in seinem Leistungsportfolio, kann er dem Bauherrn für sein Projekt maßgeschneiderte Lösungsvorschläge anbieten

Einsatz-Zeitpunkt von Neubau- und Bestandszertifizierungen Grafik: Dipl.-Ing. Architekt Thomas Haun, Drees & Sommer
Einsatz-Zeitpunkt von Neubau- und Bestandszertifizierungen (Grafik: Dipl.-Ing. Architekt Thomas Haun, Drees & Sommer)

Text: Iris Kopf

Für die Bewertung nachhaltiger Bauten, Quartiere und sogar Städte wurden für die Planung, Erstellung und Umweltwirkungen weltweit zahlreiche nationale Zertifizierungssysteme mit zum Teil sehr unterschiedlichen Qualitätskriterien und Methoden entwickelt. Beispiele sind der australische Green Star, CASBEE in Japan, PromisE in Finnland, HQE in Frankreich, Swan in Schweden, BREEAM in Großbritannien und den Niederlanden, Protocollo Itaca in Italien, VERDE in Spanien, MINERGIE-ECO 2011 in der Schweiz oder das amerikanische LEED International, das unter anderem in Canada, Brasilien, Indien und Mexiko verwendet wird. Die meisten Bewertungssysteme basieren auf der internationalen Norm ISO 15392, die die allgemeinen Prinzipien der drei Säulen der Nachhaltigkeit – Umwelt, Soziales und Ökonomie – beschreibt und sich dabei eng auf den Bedarf des Bausektors bezieht. Sie ist auch die Basis für das europäische Normungsvorhaben unter CEN/TC 350 „Nachhaltigkeit von Gebäuden“. Die dort erarbeiteten Standards stellen eine Methodologie für die Bewertung der Nachhaltigkeit von Materialien, Gebäuden und Konstruktionsprojekten bereit, bei der auch der Lebenszyklus berücksichtigt wird. Aktuell wurden in der europäischen Norm EN 15804 Sustanability of constructionworks (CEN TC350) bisher festgeschrieben:

  • Ökologische Produktdeklaration – Produktkategorieregeln
  • Ökologische Produktdeklaration – Kommunikationsformate
  • Ökologische Produktdeklaration – Methodologie und Daten für gewöhnliche Informationen
  • Beschreibung des Gebäudelebenszyklus
  • Bewertung der ökologischen Effizienz von Gebäuden – rechnerische Methoden
  • Integrierte Bewertung der Effizienz von Gebäuden – Teil 1: Allgemeine Rahmenbedingungen
  • Integrierte Bewertung der Effizienz von Gebäuden – Teil 2: Rahmenbedingungen für die Bewertung von ökologischer Effizienz
  • Integrierte Bewertung der Effizienz von Gebäuden – Teil 3: Rahmenbedingungen für die Bewertung der sozialen Effizienz
  • Integrierte Bewertung der Effizienz von Gebäuden – Teil 4: Rahmenbedingungen für die Bewertung der ökonomischen Effizienz.

Je nach länderspezifischem Zertifikat, Bauwerkstyp und Herkunftsland werden die Kriterien in den Bewertungssystemen unterschiedlich gewichtet und ermöglichen für jedes Nutzungsprofil eine eigene Bewertungsmatrix.

Die Entscheidung für ein bestimmtes Zertifizierungssystem hängt von unterschiedlichen Faktoren ab, beispielsweise dem Standort im In- oder Ausland, firmeneigenen Strukturen (Corporate Identity) des Bauherrn, der Gebäudekategorie beziehungsweise des Immobilienportfolios und internen Festlegungen des Auftraggebers zu Statuszielen (Gold, Silber, Bronze, Excellent, Platin etc.). Relevant sind vor allem die Kosten, zum Beispiel fixe Zertifizierungsgebühren oder der finanzielle Aufwand, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Die Entscheidungsparameter der Label-Wahl sind in einer unabdingbaren grundlegenden Analyse abzuwägen. Hierzu ist es ratsam, bereits in der frühen Entscheidungsfindungsphase einen Auditor hinzuzuziehen, der nicht nur hinsichtlich der verschiedenen Zertifizierungssysteme über umfangreiches Systemwissen verfügt, sondern auch die (bau)fachlichen Hintergründe versteht. Idealerweise bringt er zudem planerisches Wissen mit und kann so den Projektentwickler und den Bauherrn zielführend beraten.

Unterschiede bei Bestand und Neubau

Bei der inhaltlichen Umsetzung unterscheidet sich die Zertifizierung in Bestands- und Neubausysteme, die unterschiedliche Anforderungen (auf Gebäudebestand fokussiert) und Gültigkeiten der erlangten Zertifizierungen (beschränkte Gültigkeiten) aufweisen. Der entscheidende Unterschied zwischen den Zertifizierungen von Neu- und Bestandsbauten ist die Einbeziehung der Betriebszeit: Während beim Neubau zum großen Teil Planungswerte in den Zertifizierungsprozess einfließen, werden bei Bestandszertifizierungen im Wesentlichen reale Messwerte, also Verbrauchswerte wie Energie- und Betriebskosten, herangezogen, um nutzungsbezogene Benchmarks zu erhalten. Der Nutzer wird einbezogen, da er Einfluss auf die Ressourcenverbräuche hat.

Nationale Bewertungssysteme

In Deutschland haben sich als Zertifizierungs- und Bewertungssysteme für Neubau und Bestand durchgesetzt:

  • Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, DGNB,
  • Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude, BNB,
  • Leadership in Energy and Environmental Design, LEED, und
  • Building Research Establishment Environmental Assessment Method, BREEAM.

Iris Kopf ist freiberufliche Baufachjournalistin in Neuruppin.


Einzelheiten zu diesen Zertifizierungs-Systemen finden Sie in den weiteren Beiträgen dieses DABonline-Spezials Green Building.

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