
Text: Iris Kopf
Das DGNB System (www.dgnb-system.de) steht für die ganzheitliche Betrachtungsweise des nachhaltigen Bauens. Die Grundsystematik zur Bewertung der Nachhaltigkeitsqualität von Gebäuden wurde 2009 gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB und dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) entwickelt. Während das BMVBS diese Grundlage passgenau für die Eigenbewertung von Bundesbauten (BNB) präzisiert hat, entwickelte die DGNB daraus ein Zertifizierungssystem für verschiedenste Gebäudenutzungen. Grundlage sind Kriterienkataloge mit klar definierten Anforderungen. Aktuell lassen sich 13 verschiedene Gebäudetypen und seit 2011 ganze Quartiere zertifizieren.
Mit dem DGNB System können Gebäude in verschiedenen Lebensphasen bewertet und zertifiziert werden – als Neubau, bis 3 Jahre nach Fertigstellung, oder im Bestand, ab dem 3. Jahr nach Fertigstellung. Das Zertifizierungssystem wird kontinuierlich für unterschiedliche bauliche Nutzungen (Nutzungsprofile) und Varianten weiterentwickelt. Zertifikate sind derzeit (Stand Januar 2014) möglich in den Nutzungsprofilen Neubauten, Bestandgebäude und Quartiere. Innerhalb dieser Nutzungsprofile ist die Zertifizierung für folgende Gebäudearten möglich.
Neubau
- Bildungsbauten
- Büro- und Verwaltungsgebäude
- Büro- und Verwaltungsgebäude mit Modernisierungsmaßnahmen
- Handelsbauten
- Hotelgebäude
- Industriebauten
- Gesundheitsbauten
- Laborgebäude
- Mieterausbau
- Mischnutzung
- Wohngebäude (mehr als 6 Wohneinheiten)
- kleine Wohngebäude (bis zu 6 Wohneinheiten)
- Versammlungsstätten
Bestandsgebäude
- Büro- und Verwaltungsgebäude
- Handelsbauten
- Industriebauten
- Wohnen
Quartiere
- Stadtquartiere
- Industriestandorte
- Gewerbequartiere

Bewertet wird die Erfüllung von bis zu 40 Nachhaltigkeitskriterien aus den Themenfeldern Ökologie, Ökonomie, soziokulturelle und funktionale Qualität, Technik, Prozessabläufe und Standort. Beim Nutzungsprofil für Stadtquartiere kommt der Lebensqualität der Bewohner besondere Bedeutung zu: Indikatoren sind hier die Veränderung des Stadtteilklimas, Artenvielfalt und Vernetzung sowie soziale und funktionale Vielfalt wie sie durch Bildungseinrichtungen, Kinderbetreuung, Nahversorgung oder kulturelle Einrichtungen erzielt wird. Sind die Kriterien erfüllt, vergibt die DGNB Zertifikate in Bronze, Silber oder Gold. Zudem gibt es die Möglichkeit der einfachen Vorzertifizierung in der Planungsphase.
Für das Erreichen der Zielvorgaben in den Kriterien werden bis zu zehn Bewertungspunkte vergeben. Für das Gesamtprojekt errechnet sich der Gesamterfüllungsgrad aus den fünf Themenfeldern entsprechend ihrer Wertigkeit. Die Standortqualität wird grundsätzlich separat ausgewiesen, außer bei Stadtquartieren. Dort fließt sie überall mit ein. Die Kriterien werden, je nach Nutzungsprofil, teilweise unterschiedlich gewichtet. Die derzeitige Gewichtung der Einzelkriterien in der Gesamtbewertung ist nicht unumstritten. So wird nicht nur aus Kreisen der Baubiologie kritisiert, dass die Raumlufthygiene (Wohngesundheit) nur eine untergeordnete Rolle spielt.
Das DGNB Zertifikat lässt sich an veränderte technische und gesellschaftliche Entwicklungen anpassen und bezieht auch länderspezifische Unterschiede wie klimatische Bedingungen oder gesetzliche und bauliche Vorgaben in die Bewertung ein. Die DGNB stellt für alle Länder eine internationalisierte Version ihres Systems bereit. National und international wurden von der DGNB etwa 280 Projekte zertifiziert, rund 250 vorzertifiziert und etwa 300 sind zur Zertifizierung angemeldet (Stand 1/2014).
Iris Kopf ist freiberufliche Baufachjournalistin in Neuruppin.
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