
Text: Marian Behanek
Was ein stationärer Desktop-PC kann, kann mittlerweile auch ein mobiler Rechner. Sogar Smartphones verfügen inzwischen über eine Rechen- und Speicherleistung für problemloses mobiles Arbeiten. Und das auch unter besonders rauen Umgebungsbedingungen, etwa auf staubigen, feuchten und schmutzigen Baustellen. Hier bietet die Branche spezielle „Rugged“ bzw. „Ruggedized“ Geräte (englisch für „robust“, „stabil“). Sie verfügen meist über ein schlagfestes, edles Magnesium- oder zumindest ein stabiles Kunststoffgehäuse. Eine teilweise an den Ecken und Kanten aufgebrachte Gummierung federt Stürze und Stöße ab und sorgt für eine griffige Haptik. Bei den robusten Note-/Netbooks dient das zugeklappte Gehäuse zugleich als Hartschalenkoffer mit integriertem, praktischem Tragegriff.
Einen ruppigen Umgang beim Transport oder auf der Baustelle überlebt die robuste Technik ebenso wie den Wutanfall eines cholerischen Poliers. Tastatur, Touchpad und Display sind spritzwassergeschützt, Schnittstellen durch Gummiabdeckungen abgedichtet. Die Festplatte ist durch eine Gel- oder Gummilagerung vor Stößen und durch eine zusätzliche wasserdichte Ummantelung vor Nässe geschützt. Eine Festplattenheizung sorgt bei besonders robusten Geräten dafür, dass Daten auch bei extremen Minusgraden gelesen und geschrieben werden können.
Ein weiterer Vorteil ist das vom aktuellen Bildschirmtrend 16:9 abweichende Displayformat. Viele Rugged Note-/Netbooks verfügen noch über das früher verbreitete 4 : 3-Bildschirmformat. Damit ist eine größere Fläche effektiv sichtbar; die Proportionen werden korrekter abgebildet – ein Vorteil besonders bei Grafik- oder CAD-Anwendungen (siehe auch: www.wpavel.de/bildschirmmasse.php).

Eingesetzt wird robuste Hardware seit rund 15 Jahren vor allem von Militär, Polizei, Feuerwehr und in Fabriken, aber auch von Vermessungsingenieuren, Außendienstmitarbeitern oder Wartungsfirmen. Auch am Bau haben sich Rugged-Notebooks in besonders unwirtlicher Umgebung vielfach bewährt, etwa im Tief- und Tunnelbau, auch bei der Vermessung und beim Bauaufmaß. Architekten waren bisher eine Randzielgruppe, was nicht zuletzt am spröden Charme insbesondere von Ultra-rugged Geräten lag. Mittlerweile braucht man sich mit Rugged Hardware nicht mehr zu verstecken – im Gegenteil! Im Hardware-Einerlei fallen robuste Rechner mit ihrem Design immer auf.
Wie robust ist robust?
Den Grad der Robustheit und Widerstandsfähigkeit gegen äußere Einflüsse geben der sogenannte IP-Code und der aus dem Militärbereich stammende US Military Standard (MIL-STD) an. Schutzarten nach dem IP-Standard teilen elektrische Geräte im Hinblick auf ihre Eignung für unterschiedliche Umgebungsbedingungen ein. IP steht für Ingress Protection (Eindring-Schutz) und gibt den Schutzgrad des Gehäuses gegen Berührung, Fremdkörper und Wasser an. Der vom US-Militär definierte MIL-STD geht härter zur Sache. Er unterzieht Geräte Temperatur-, Feuchtigkeits-, Korrosions-, Fall- und Stoßtests sowie anderen, für den Bausektor eher irrelevanten Prüfungen.
Eingeteilt werden Outdoor-taugliche Geräte meist in „Semi-rugged“ und „Fully-rugged“. Semi-rugged Hardware widersteht bestimmten äußeren Einwirkungen eingeschränkt, wie etwa Spritzwasser, Staub oder Stürzen/Stößen, und verfügt immer über einen Lüfter. Eingeschränkt bedeutet zum Beispiel, dass die Hardware zwar nach IP 54 staub- und spritzwassergeschützt, aber eben nicht dicht ist. Fully-rugged Hardware ist nahezu vollständig gegen äußere mechanische oder klimatische Einflüsse abgeschottet und verfügt über keinen Lüfter. Sie ist nach IP 65 staub- und strahlwasserdicht sowie nach den jeweiligen MIL-Standards (MIL-STD 810F, MIL-STD 810G, MIL-STD 461F etc.) getestet und zertifiziert. Stürze aus etwa einem Meter Höhe werden auch in aufgeklapptem Zustand klaglos hingenommen, ebenso wie extreme Temperaturen (–20 °C bis +60 °C). Wichtig ist, sich die Angaben zu den Schutzklassen der Hersteller genauer anzuschauen, denn sie sind nicht immer transparent und miteinander vergleichbar. Von einigen spezialisierten Anbietern wird auch vollständig gekapselte, eher für militärische Zwecke geeignete „Ultra-rugged Hardware“ offeriert.

Auch innere Werte zählen
Das Herz von Rugged-Notebooks bilden Strom sparende, für den mobilen Einsatz besonders geeignete Prozessoren (CPUs). Dazu gehören Intel Core i5 oder i7, die in vielen aktuellen Rugged- bzw. Semi-rugged Notebooks eingesetzt werden. Je mehr Arbeitsspeicher (RAM) ein Notebook hat, desto besser ist die Gesamtleistung des Systems. Die Untergrenze liegt bei 2 bis 4 GB, besser sind 6 oder 8 GB. Dann laufen auch rechenintensive Anwendungen flüssig und Daten müssen weniger häufig auf die Festplatte ausgelagert bzw. in das RAM gelesen werden, was der Akkulaufzeit zugutekommt. Auch bei der meist modular austauschbaren Festplatte gilt: je größer, je besser. Zwischen 320 und 500 GB sind im Rugged-Bereich Standard. Teilweise stehen optional auch die gegenüber mechanischen Einflüssen etwas unempfindlicheren SSD-Festplatten zur Verfügung.
Die Bildschirmgröße beträgt zwischen 10 und 17 Zoll. Auch die Bildschirmauflösung entspricht in etwa der von konventionellen Geräten: Sie liegt zwischen 1.024 x 768 (XGA) und 1.680 x 1.050 Bildpunkten (WSXGA+). Ganz entscheidend für die Outdoor-Tauglichkeit sind eine matte Bildschirmoberfläche, die Spiegelungen vermeidet, sowie eine große Variabilität der Bildhelligkeit, die sich sowohl an eine direkte Sonneneinstrahlung als auch an absolute Dunkelheit anpassen lässt. Bei hoher Lichtintensität kommt teilweise die sogenannte transflektive Displaytechnik zum Tragen, bei der das Umgebungslicht genutzt wird, sodass die interne Lichtquelle (LCD-Backlight) reduziert oder komplett abgeschaltet werden kann, was zusätzlich der Akkulaufzeit zugutekommt. Ein wichtiges Maß ist die Leuchtdichte in Cd/qm (Candela pro Quadratmeter), die zwischen 1.000 und 6.500 Cd/qm liegt. Dieser technische Wert sagt jedoch wenig aus – besser ist ein Ausprobieren des Monitors bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen.

Im Allgemeinen sehr gut ausgestattet ist robuste Hardware mit Erweiterungssteckplätzen, Daten- und Kommunikationsschnittstellen. Für die schnelle Übertragung von Digitalkamera-Fotos auf den Rechner sorgt ein eingebauter Multiformat-, mindestens aber ein SD-Speicherkartenleser. Mobilität beim Zugriff auf Netzwerke und beim Austausch von Informationen bieten unter anderem drahtlose Netzwerke für die Datenübertragung auf kurze und größere Entfernungen sowie Bluetooth für die drahtlose Kommunikation zwischen Drucker, Notebook und Desktop-PC. Optional integrierbare Mobilfunkstandards, wie GSM, GPRS oder UMTS/HSDPA, ermöglichen den mobilen Zugang zu E-Mails und Internet.
Wenn selbst harte Kerle schlappmachen
Während auf der Baustelle oder in der Baubude in der Regel ein Stromanschluss vorhanden ist, spielt die Akkulaufzeit, beispielsweise beim Aufmaß im Gebäudebestand, eine wichtige Rolle. Bei typischer Nutzung macht jedoch auch robuste Hardware teilweise schon nach zwei bis drei Stunden schlapp. Herstellerangaben sind häufig irreführend, denn die angegebenen sechs, acht oder gar mehr Stunden Akkubetrieb sind nur bei einem praxisfernen Nutzungsprofil mit sparsamem Festplattenzugriff, geringer CPU-Auslastung und ohne aktivierte WLAN- oder Bluetooth-Schnittstelle zu erreichen. Es empfiehlt sich ein zweiter Akku-Satz.
Ein weiterer Nachteil sind die Abmessungen und das Gewicht, denn der Zusatzschutz macht Rugged-Hardware nicht nur robust, sondern mit drei bis fünf Kilogramm Gewicht sind speziell die Fully-rugged Notebooks auch mindestens doppelt so dick und schwer wie konventionelle Modelle. Eine besondere Form robuster Note-/Netbooks sind Convertible-Modelle. Das LC-Display lässt sich bei ihnen durch eine pfiffige Mechanik um 360 Grad drehen und mit der Glasoberfläche nach oben auf die Tastatur klappen. Dadurch wird aus dem Bildschirm eine Schreib- oder Zeichentafel, die eine grafische Dateneingabe per Stift oder Finger ermöglicht. Ein manchmal enthaltener Schultergurt erleichtert dabei die Eingabe im Stehen. Für den täglich wechselnden Einsatz zwischen Büro und Baustelle empfiehlt sich eine optional erhältliche Docking-Station. An dieser sind im Büro externe Geräte wie Drucker oder Scanner sowie das Büro-Netzwerk angeschlossen, sodass man das Notebook nur noch in die Station einstecken muss. Auch für Fahrzeuge gibt es spezielle Halterungen und Akku-Ladegeräte.

Wann lohnt sich Rugged Hardware?
Rugged Hardware ist nicht ganz billig. Mitunter muss man das Zwei- bis Dreifache dessen bezahlen, was man von vergleichbaren konventionellen Business-Notebooks gewohnt ist. In der Fully-rugged-Version kosten Note-/Netbooks zwischen 2.500 und 5.000 Euro. Semi- rugged Modelle gibt es schon für rund 1.000 bis 2.500 Euro. Die besondere Technik, das robuste Gehäuse, hochwertige und langlebige Bauteile sowie eine sehr gute Verarbeitung sind aber ihren Preis wert. Wer allerdings in diesem Preissegment die neueste Prozessortechnik erwartet, wird enttäuscht. Rugged-Geräte hinken technisch dem aktuellen Standard immer einen Tick hinterher. Das liegt unter anderem daran, dass die Hersteller die immer schnelleren Modellzyklen nicht mitmachen können und wollen. Für die Zielgruppe von Rugged-Herstellern spielen Aspekte wie Modellkontinuität, Zubehörauswahl, modulare Ausbaumöglichkeiten für individuelle Anpassungen oder die langjährige Verfügbarkeit von Ersatzteilen eine größere Rolle als die neueste Hardwaretechnik. Wem Letzteres wichtiger ist, der sollte sich für ein konventionelles Modell mit zusätzlicher Schutzhülle aus Neopren oder anderen Materialien entscheiden – oder für einen Hartschalenkoffer. Speziell für Smartphones bieten verschiedene Drittanbieter eine reiche Auswahl an staub- und wasserdichten Hüllen, die auch vor Stößen und Kratzern schützen. Wer dagegen Wert auf ein robustes Arbeitswerkzeug legt, das nahezu allen widrigen Bedingungen trotzt und zuverlässig seinen Dienst erledigt, ist mit spezieller Rugged Hardware im wechselnden Büro- und Baustellenalltag weit besser bedient.
Marian Behaneck ist freier Fachjournalist in Jockgrim (Pfalz).