
Der Deutsche Architekturpreis tritt in Phase 3 seiner langen Geschichte ein: Ins Leben gerufen wurde er 1917 als Ruhrgas-Architekturpreis vom gleichnamigen Essener Unternehmen. Seit 1977 trägt er seinen heutigen Namen und steht unter der Schirmherrschaft der Bundesarchitektenkammer. 2011 wird er erstmals gemeinsam vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und der Bundesarchitektenkammer ausgelobt. Kontinuität über die 40 Jahre zeigt die heutige E.ON Ruhrgas AG, die ihn seit seiner Begründung ideell wie finanziell getragen und unterstützt hat und weiterhin Hauptsponsor bleibt. Sebastian Jochem, Leiter Marketing Services der E.ON Ruhrgas AG, erläutert die Beziehung zwischen Energie-Unternehmen und Architektur.

Architektur und Erdgas – das klingt nach einer gewagten neuen Kombination. Was bringt Sie dazu, den Deutschen Architekturpreis zu unterstützen?
Wir sind ja nicht erst seit diesem Jahr Hauptsponsor, sondern wir sind Begründer dieses Preises und unterstützen ihn seit 40 Jahren. 1971 wurde er erstmals als Ruhrgas-Architekturpreis verliehen, seit 1977 dann als Deutscher Architekturpreis unter der Schirmherrschaft der Bundesarchitektenkammer. Jetzt freuen wir uns besonders, dass das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und die Bundesarchitektenkammer gemeinsam den Staffelstab übernommen haben und diesen renommierten Preis ab 2011 ausloben. Der DAP erhält damit zugleich den Rang als offizieller Architekturpreis der Bundesregierung.
Was hat Erdgas mit Architektur zu tun?
Die Architekten und unser Unternehmen verbindet das große Thema Nachhaltigkeit bei Bau und Sanierung von Gebäuden. Der Preis stand von Anfang an im Zeichen sparsamer Energieverwendung und Ressourcenschonung. Architektonische Qualität und energetische Ausgestaltung als gemeinsame Kriterien für einen Preis – das war vor 40 Jahren ziemlich visionär.
Sind nicht trotzdem die Denkwelt von Architekten und die eines Energiekonzerns völlig verschieden?
Architekten stehen für hochwertige und innovative Lösungen. Genau darum geht es uns auch. Auf dieser Basis möchten wir gern den Dialog mit den Architekten intensivieren, möchten – im übertragenen Sinn – Brücken bauen. Wir glauben, dass das eine fruchtbare Zusammenarbeit sein kann.
Das Image von Energieunternehmen ist etwas anders – manche beschreiben es mit dem Wort Dinosaurier, gerade was die Nachhaltigkeit betrifft.
Wer uns in Sachen Nachhaltigkeit als „Dinosaurier“ bezeichnet, der sollte erst mal genauer hinschauen, bevor er ein solches Urteil fällt. Mit unserem emissionsarmen Energieträger Erdgas, gerade in der Kombination Brennwert und Solarthermie, liegen wir beim Klimaschutz schon seit Langem weit vorn. Außerdem beschäftigen wir uns intensiv mit der erneuerbaren Energie Bioerdgas und mit hocheffizienten dezentralen Energielösungen. Ich nenne nur die Stichworte Blockheizkraftwerk, Gaswärmepumpe, Brennstoffzelle und natürlich den Ersatz konventioneller Ölheizungen durch das viel klimaschonendere Erdgas. Wir sehen diese Innovationen überhaupt nicht als Bedrohung, sondern im Gegenteil als wichtigen Bestandteil unseres Geschäfts.
Aber zerstört es nicht Ihren Markt,wenn zu viele Gebäude zu wenig Energie verbrauchen?
Wir wissen seit Jahrzehnten, dass unsere Unternehmenspolitik nicht darauf hinauslaufen darf, dass die Kunden einfach nur so viel Erdgas wie möglich verheizen, ohne Einsparmöglichkeiten zu nutzen. Ein nachhaltig erfolgreiches Unternehmen sind wir nur, weil wir in puncto Effizienz und Umweltschonung vorn dabei sind.
Welche Rolle spielt da der Architekturpreis?
Er vermittelt unsere Haltung, aber vor allem unterstützt er effiziente und umweltschonende Lösungen.
Nur solche mit Erdgas?
Nein. Er wird unabhängig vom Energieträger vergeben, den das Objekt des Gewinners verwendet. Hauptsache, die Lösung ist gut und vorbildlich.
Die Fragen stellte DAB-Chefredakteur Roland Stimpel.