Von Erich Gluch
Der Bau von Geschosswohnungen ist zur Zeit das größte Wachstumsfeld für Architekten. Das Volumen der Planungsaufträge ist binnen ei-nes Dreivierteljahres um mehr als das Doppelte gestiegen. Einen besonderen Boom gab es in Bayern und Ostdeutschland – dort aber von einer sehr niedrigen Ausgangsbasis her. Auch bei den Einfamilienhäu-sern ging es bergauf, allerdings nur um elf Prozent in einem Vierteljahr. Am meisten neue Aufträge gab es im traditionellen Hausbauerland Ba-den-Württemberg. All das sind Umfrageergebnisse des Münchener Ifo-Instituts zur Auftragssituation der freischaffenden Architekten, erhoben im Juli und August.
Beim öffentlichen Bau wirkten offenbar noch die Konjunkturpakete und schon die wieder gestiegenen Steuer-Einnahmen: Das Auftragsvo-lumen war rund 25 Prozent höher als Anfang des Jahres. Nur noch leichten Zuwachs gab es im Wirtschaftsbau, wo Architekten im ersten Halbjahr einen Auftragsboom verzeichnet hatten. Der Konjunktureinbruch ist noch längst nicht überwunden: 2007 lag das Auftragsvolu-men doppelt so hoch wie heute.
Kein Wunder also, dass die befragten Architekten ihre aktuelle Ge-schäftslage noch besser einschätzten als drei Monate zuvor. Der Anteil der „Gut“-Urteile stieg vom Frühling bis zum Sommer von 32 auf 36 Prozent. Und nur noch 23 Prozent empfanden ihre Lagen als schlecht – vorher waren es 24 Prozent gewesen. Es gibt aber große regionale Un-terschiede. In Schleswig-Holstein, Brandenburg und Sachsen-Anhalt bezeichneten mehr als die Hälfte der Befragten ihre Geschäftslage als „gut“; die Unzufriedenheit damit war nur noch in Berlin recht ausge-prägt.
Für die kommenden Monate zeichnet sich allerdings kein weiterer Aufschwung ab. Der durchschnittliche Bestand an Aufträgen schrumpfte von rund 6 auf 5,5 Monate, vergrößerte sich aber noch in zwei wichtigen Regionen: Nordrhein-Westfalen und Hamburg/Schleswig-Holstein. Doch wegen des gedämpften Wachstums rechnen nur noch 15 Prozent der Befragten mit einer besseren Auftragslage im nächsten halben Jahr, dagegen 27 Prozent mit einer schlechteren. Die Mehrheit erwartet also einen Fortgang auf dem derzeit recht hohen Niveau.
Erich Gluch ist Wissenschaftler am ifo Institut für Wirtschaftsforschung in München.