Von Erich Gluch
Das freundliche Geschäftsklima für freischaffende Architekten hielt zumindest bis zum Beginn des zweiten Quartals an. Das ist das wichtigste Ergebnis der jüngsten Umfrage des Münchener ifo Instituts bei freischaffenden Architekten. Die Befragten beurteilten ihre aktuelle Lage sogar etwas besser als im Vorquartal. Knapp ein Drittel war zufrieden, nur noch ein Viertel eher unzufrieden. Allerdings sank die Zuversicht über die Geschäftserwartungen. Der Anteil der eher skeptischen Architekten stieg von 18 auf 20 Prozent und übertraf damit den Anteil der Optimisten von 17 Prozent.
Im ersten Quartal 2010 hatten 55 Prozent der Befragten neue Verträge abschließen können. Das ist der höchste Wert seit zwölf Jahren, allerdings nur geringfügig mehr als 2009. Deutlich stärker stieg das geschätzte Bauvolumen aus den neu abgeschlossenen Verträgen – ohne Planungsleistungen im Bestand. Es lag nahezu ein Fünftel über dem Niveau des Vorquartals. Im Wohnungsbau belebte sich vor allem der Bau von Mehrfamilienhäusern; das Auftragsvolumen stieg gegenüber dem Vorquartal um 23 Prozent, im letzten halben Jahr insgesamt um knapp 60 Prozent – zuvor war es allerdings sehr niedrig gewesen. Bei Ein- und Zweifamilienhäusern stieg das Volumen gegenüber dem Vorquartal nur um sieben Prozent. Hier hat das Auftragsvolumen seit der Schwächephase 2006 und 2007 um mehr als die Hälfte zugenommen.
Auch im Gewerbebau gab es zahlreiche neue Aufträge. Ihr Volumen lag um gut ein Drittel über dem Niveau des Vorquartals. Dagegen verringerten die öffentlichen Auftraggeber ihre Auftragsvolumina im ersten Quartal 2010 um rund ein Zehntel. Sie vergeben nur noch wenige Planungsaufträge für Neubauten. In der ifo- Umfrage werden bei öffentlichen Auftraggebern aber auch Planungsleistungen für das Bauen im Bestand erfasst. Gerade bei öffentlichen Hochbauarbeiten spielt dieser Bereich mittlerweile eine große Rolle. Sie dominieren das Gesamtvolumen der öffentlichen Planungsaufträge mittlerweile mit rund 60 Prozent. Erfreulich ist schließlich der Trend beim Auftragsbestand. Er hat im zweiten Quartal deutlich von sechs auf 6,8 Monate zugenommen – der höchste Wert seit Mitte der 1990er-Jahre.
Erich Gluch ist Wissenschaftler am ifo Institut für Wirtschaftsforschung in München.