Fred Wagner
„Irgendwann hatte ich keine Lust mehr, Papierpläne mühsam per Hand in den Computer zu übertragen“, sagt Götz Schneider. Also suchte er nach einer einfacheren Lösung. Das war vor rund zehn Jahren. Schneider hatte gerade sein Architekturstudium beendet und jobbte in verschiedenen Planungsbüros. „Ich versuchte zunächst, die Pläne mittels Scanner und spezieller Software zu digitalisieren, aber die Ergebnisse waren recht bescheiden“, erzählt der 40-Jährige. Doch er ließ nicht locker. Der computerbegeisterte Planexperte optimierte die Scanvorgänge und entwickelte eine Software, bis er mit dem Ergebnis zufrieden war. Er kündigte seinen Job als Architekt und gründete in Darmstadt die Firma „einszueins“, um professionell Bestandspläne in CAD-Konstruktionspläne umzuwandeln.
„In meinem WG-Zimmer standen damals drei Computer“, erinnert sich Schneider. Heute hat seine Firma zehn Angestellte, darunter Architekten und Bauingenieure, und arbeitet europaweit für große und kleine Architektur- und Ingenieurbüros. Die Qualität seiner digitalisierten Pläne stimme: „Wenn ich den Plan per Hand im Computer nachzeichnen würde, hätte ich kein besseres Ergebnis.“ Wer an der Detailgenauigkeit und Maßhaltigkeit zweifelt, kann zunächst kostenlos eine Testkonvertierung anfordern.
Die CAD-Dateien werden zudem auf Plausibilität geprüft. Für Architekturpläne bedeutet das, dass die einzelnen Geschossgrundrisse miteinander abgeglichen sowie Projektionen der Ansichten und Schnitte untereinander und zu den Grundrissen erstellt werden.
Vektorisierung spart Zeit und Kosten
Neben der Firma „einszueins“ in Darmstadt gibt es in Deutschland inzwischen eine Reihe weiterer Firmen, die ähnliche Dienste bieten (siehe Seite 29), zum Teil mit unterschiedlichen Umsetzungstechniken. Neben der reinen Softwareumsetzung über Scanner und modernen Vektorisierungsprogrammen gibt es die Mischung aus Software und Bearbeitung durch Zeichner sowie das reine Nachzeichnen per Hand durch billige Arbeitskräfte im Ausland. Ganz genau erfährt man das nicht immer; manche Anbieter lassen sich bei ihrem Geschäftsmodell nicht direkt in die Karten blicken.
Die versprochenen Ergebnisse: die Digitalisierung sämtlicher Arten von Papier- oder eingescannten Plänen. Das können zum Beispiel Baueingabepläne, Werkpläne, Details, Haustechnikpläne oder Landschaftspläne sein. Am Ende entsteht eine CAD-Datei, die per E-Mail, CD-ROM oder Download übergeben wird. Dabei stehen diverse Ausgabeformate zur Auswahl wie dwg/dxf (AutoCAD), dgn (Microstation) oder mcd (Vectorworks).
Die Preise hängen immer von der Größe und der Informationsdichte der Pläne ab. Dienstleister teilen sie nur auf konkrete Anfrage oder am Telefon mit. Ein Anhaltspunkt: Die Firma „einszueins“ digitalisiert für rund 30 Euro einen DIN-A0-Brandschutzplan (1:100, ohne Text), an dem ein Zeichner bei Handeingabe etwa sechs bis sieben Stunden sitzt.
Auch die Lieferzeiten werden individuell vereinbart. Einzelpläne sind in der Regel am nächsten Tag fertig; bei größeren Aufträgen mit Hunderten von Zeichnungen kann es länger dauern. „Die Konvertierung von Plänen für die Sanierung des Berliner Olympiastadions zur Fußball-WM brauchte etwa drei Wochen“, sagt Götz Schneider. Sogar stark beschädigte und vergilbte Pläne lassen sich meist noch digitalisieren. Und auch die Größe spielt keine Rolle. Im vergangenen Jahr hat die Darmstädter Firma sogar Tiefseekarten in den Computer übertragen. „Die waren 35 Meter lang“, sagt Schneider stolz.
Darauf sollten Sie achten:
- Bevor Sie einen größeren Auftrag auslösen, sollten Sie eine kostenlose Testkonvertierung anfordern, um die Qualität zu prüfen. Wichtig sind eine exakte Geometrie und korrekte Bemaßungen.
- Bietet der Dienstleister eine Plausibilitätsprüfung nach DIN an? Ausländische Anbieter kennen die deutschen Normen nicht, entsprechend aufwendiger ist die Nacharbeit.
- Wählen Sie einen Anbieter mit dem Schwerpunkt auf Architekturplänen, der mit hiesigen Normen und der Architekturdarstellung vertraut ist.
- Die Möglichkeit, Originalpläne zu versenden, erhöht die Qualität der Digitalisierung. Bei Scans aus dem Copyshop oder Reprozentrum können – bei der Verwendung von Standardeinstellungen – Details verloren gehen.