Fred Wagner
„Um einen großen Fisch zu fangen, muss man zuerst einen kleinen Fisch auswerfen“, sagt Wilko van Oostrum. Der Spezialist für Großdrucker von Canon Deutschland wundert sich immer wieder, dass viele Architekten so wenig Wert auf eine gute Darstellungsqualität ihrer Entwürfe legen. „Da soll ein Gebäude
für mehrere Hunderttausend Euro entstehen und dann wird die Präsentation auf dünnes 80-Gramm-Büropapier gedruckt“, sagt van Oostrum.
Ginge es nach Herstellern wie Canon und HP, dann würde in jedem Architekturbüro ein supermoderner Großformatdrucker stehen, der fotorealistische Ausdrucke in höchster Qualität liefert. Richtig ist aber auch, dass so ein „Large Format Printer“, traditionell auch „Plotter“ genannt, eine Investition ist, die sich nicht jedes Büro leisten kann und möchte.
Auf der anderen Seite lassen sich moderne Großformatdrucker nicht nur für die tägliche Planausgabe nutzen, sondern auch für Wettbewerbe, Präsentationsgrafiken in Fotoqualität oder das eigene Marketing. Dass sich mit professionellen Prints sogar Geld verdienen lässt, beweisen Graft Architekten. Sie verkaufen ihre Entwürfe inzwischen als Kunst über die Internetgalerie Lumas.
Viele andere Büros arbeiten aber mit alten Drucksystemen, die heutigen Qualitätsansprüchen nicht mehr genügen. CAD-Software und Rechner sind auf dem neuesten Stand, doch neue Drucker werden nicht angeschafft, weil die bis zu 15 Jahre alten „Oldtimer“ ja noch „funktionieren“. Der Druckerhersteller HP suchte vergangenen Sommer im Rahmen eines Wettbewerbs den ältesten Designjet in Deutschland. Man fand in einem Münchener Architekturbüro ein 17 Jahre altes Gerät, einen Designjet 600, das immer noch seinen Dienst erfüllte.
Mit den neuesten Großdruckern, die heute bei HP oder Canon in den Regalen stehen, hat das nostalgische Liebhaberstück nicht mehr viel gemeinsam. Für den Druck einer A1-Seite in Schwarz-Weiß brauchte der 600er von 1992 noch satte drei Minuten. Die neuste Generation, der HP 610, erledigt den Job in Farbe und braucht nur 35 Sekunden.
Mehr Leistung, weniger Kosten
In den vergangenen zwei bis drei Jahren hat sich im digitalen Großformatdruck sehr viel getan. Die Drucker verbrauchen weniger Tinte; die Software ist anwenderfreundlicher geworden. „Die aktuellen Gerätegenerationen zeigen, dass die Grenzen zwischen reinen CAD-Druckern und Druckern für grafische Anwendungen in Fotoqualität verschwimmen“, sagt Andreas Müller vom Autocad Magazin. Sein Tipp bei Neuanschaffungen: auf Nummer sicher gehen und den Hersteller der Planungssoftware fragen, welche Geräte unterstützt werden, damit es später keine Probleme mit den Treibern beziehungsweise der Druckeranbindung gibt. So hat zum Beispiel Nemetschek ein Tool entwickelt (siehe www.nemetschek.de/info/plotter), mit dem Architektenbüros herausfinden können, welche Großdrucker geeignet sind.
Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Vor zehn Jahren war ein A1- oder A0-Drucker mit umgerechnet rund 10 000 Euro noch relativ teuer und für kleine Büros kaum erschwinglich. Heute sind viel leistungsfähigere Geräte bereits für weniger als 2 500 Euro zu haben.
Stichwort Markt: In Deutschland werden pro Jahr rund 15 000 Großdrucker verkauft. Über die Hälfte davon gehen in Konstruktions- und Planungsbüros. Ungefähr zwei Drittel der Geräte kommen nach eigenen Angaben vom Marktführer HP. An zweiter Stelle steht Canon. Der japanische Hersteller hat stark zugelegt und ist nach eigenen Angaben von einem Zwei-Prozent-Marktanteil im Jahr 2002 auf aktuell rund 25 Prozent gewachsen. Darüber hinaus hat Canon unlängst angekündigt, den niederländischen Druckerhersteller Océ zu übernehmen. Océ und Epson halten kleinere Marktanteile.
Nicht nur auf dpi und Tempo achten
Beim Kauf eines neuen Druckers sollte man nicht nur auf eine hohe Auflösung (dpi) und eine schnelle Druckgeschwindigkeit achten (Seiten pro Minute), sondern auch auf andere Standards. Van Oostrum: „Der Anwender will einfach nur das drucken, was er auf dem Bildschirm sieht.“ Die Bedienung der Geräte sollte deshalb so einfach und logisch wie möglich sein. „Unsere neuen Modelle sind komplett von vorne bedienbar, sie müssen nicht von der Wand gerückt werden, wenn eine neue Rolle eingelegt werden soll, und der Tintenaustausch kann sogar während des Druckens erfolgen“, sagt van Oostrum.Auch beim Wettbewerber und Marktführer HP ist eine detaillierte Kostenkontrolle möglich. „Daneben sind auch Dinge wie ein Farbdruck mit ausgereiftem Color-Management und eine Software für einfache Betriebsabläufe wichtig“, erklärt Stephan Kurz, der bei HP für die Großdrucker zuständig ist. Er empfiehlt, beim Kauf vor allem auf folgende Parameter zu achten:
- ein exaktes technisches Druckbild mit filigranen Linien,
- eine homogene Farbwiedergabe im Renderingbereich, besonders bei Grauinformationen wichtig für professionelle Projektpräsentationen,
- Druckkosten: Hier ist nicht nur der Tintenverbrauch pro Seite wichtig, sondern auch, wie viel Tinte für die Reinigung der Druckdüsen verbraucht wird, effizienter Workflow: PostScript-Anforderungen werden bei HP zum Beispiel über einen Treiber realisiert, ein zusätzlicher PC mit Software ist nicht notwendig,
- Softwaretools sollen den Arbeitsprozess vereinfachen, etwa einen direkten Druck von PDFs und anderen Applikationen sowie eine
- detaillierte Kostenkontrolle, Verbrauchsdatenerfassung und „Fernwartungs“-Funktionalitäten,
- das Medien-(Papier-)Portfolio sollte alle relevanten Anwendungen abdecken,
- einfache Bedienbarkeit – z. B. über einen Dialog mit dem Display.
Umfangreicher Service nach dem Kauf
Ein Großdrucker muss zuverlässig sein. Plötzliche Ausfälle können nicht nur nerven, sondern im schlimmsten Fall wichtige Termine gefährden. Auch die Hersteller wollen, dass ihre Geräte laufen. Aus diesem Grund bieten sie Komplett-Sorglos-Pakete für den Geräteservice an. Nach einer E-Mail oder einem Anruf soll kurze Zeit später ein Techniker vor der Tür stehen, der zur Not die Maschine reparieren kann.
Das Besondere bei diesem Service: Je nach abgeschlossenem Wartungsvertrag werden bei Defekten nicht nur kostenfrei Garantieteile ausgetauscht, sondern auch Verschleißteile.
Die Serviceleistungen der Hersteller können jedoch noch weiter reichen, etwa bei den „HP Smart Printing Services“ – einem Vollservicepaket für die Druckinfrastruktur, das über zertifizierte HP-Partner angeboten wird. Der Service reicht von Planung und Beschaffung von Hardware und Verbrauchsmaterialien bis zur Wartung der Geräte und individuellen Finanzierungs- und Abrechnungsmodellen. Vertragslaufzeiten von zwölf bis 60 Monaten sind wählbar.
Geräte von Canon
Vier neue Geräte dieses Herstellers sind für Architekten interessant. Mit oder ohne Festplattenspeicher gibt es die 61-Zentimeter-Modelle (24 Zoll, A1-Druck) image-PROGRAF iPF650 und iPF655 sowie die 91,4-Zentimeter-Modelle (36 Zoll, A0) iPf750 und iPF755. Für die Kontrolle der Druckkosten hat Canon eine neue Software entwickelt, mit der auch in Bürogemeinschaften die Druckkosten exakt aufgeteilt werden können.
Geräte von HP
HP bietet einen ganze Reihe von Geräten an. Für Architekten besonders interessant sind der Designjet 510 (61 cm, 24 Zoll) mit Einzelblatt- und Rollenzuführung und automatischer Schneideeinrichtung, der Designjet T1200 (112 cm, 44 Zoll, geeignet für mittlere Arbeitsgruppen), der Designjet T620 (61 cm, 24 Zoll, für kleine Arbeitsgruppen, netzwerkfähig) und der Designjet T770 (112 cm, 44 Zoll für kleinere bis mittlere Arbeitsgruppen, netzwerkfähig).