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[ Architekten in der Politik (III) ]

Nicht ganz schwach

Unter den Volksvertretern sind Architekten nur eine kleine Minderheit – aber Einfluss auf Anliegen des Berufsstands haben sie.

Roland Stimpel

Von den Millionen Wahlberechtigten sind rund 120 000 Architekten und Planer, ein Anteil von 0,2 Prozent. Von den 611 Abgeordneten des letzten Bundestages waren vier gelernte Architekten, das sind 0,6 Prozent. Also war der Berufsstand im Bundesparlament zuletzt dreimal stärker vertreten als unter den Wählern. Und obwohl vier Abgeordnete, verteilt über drei Fraktionen, keine quantitative Macht bilden, gelang die Organisation von Berufsinteressen in der abgelaufenen Legislaturperiode recht gut: zum Beispiel bei der HOAI, die zwar auch jetzt nicht optimal ist, die aber gegen starke Interessen von Wirtschafts- und Finanzpolitikern wenigstens in ihrer Substanz erhalten werden konnte. Hierzu fanden Architekten Unterstützer in allen Fraktionen.

Zu den Erfolgen für den Berufsstand zählen auch die Gründung der Bundesstiftung Baukultur und das Leitbild Bau der Regierung. Architektonisch-inhaltliche Fragen entscheidet der Bundestag nur selten, zuletzt die für den Neubau des Berliner Schlosses als Humboldt-Forum. Hier hätte eine Architektenmehrheit wohl anders gestimmt als die Parlamentsmehrheit. Aber ein klar definierbares Berufsinteresse pro oder kontra Rekonstruktion gab es hier nicht, also war auch das keine Frage der Standesmacht oder -ohnmacht.

Ist für Architekten der Weg in die Politik schwerer oder leichter als für andere? Leichter ist er, weil sie durchgängig Akademiker sind, weil sie sich in Ausbildung und Beruf mit öffentlichen Angelegenheiten beschäftigen und sie immer wieder mit Behörden, Lokalparlamenten und deren Ausschüssen oder mit Bürgerversammlungen zu tun haben, was politische Milieus und Handlungsweisen vertraut macht.

Auch arbeiten relativ viele Architekten und Planer im Staatsdienst, dem besten Sprungbrett für eine Politikkarriere. Schwerer fällt der Weg dagegen den vielen Freiberuflern, deren Büro nicht vier oder fünf Jahre pausieren kann. Schwerer fällt er auch den nicht wenigen Architekten, die ihren Beruf nach Haltung und Methoden eher künstlerisch-individualistisch als kommunikativ-politisch betreiben.

Sicher ist: Architekten werden nie eine eigene parlamentarische Macht bilden wie die Juristen, die als größte Berufsgruppe fast jeden vierten Abgeordneten im Bundestag stellen. Doch die Kompetenz und die Anstöße für Baukultur und Berufsinteressen verpuffen in Lokal-, Landes- und Bundesparlamenten nicht. Sie müssen aber von draußen unterstützt werden: über Berufsverbände und -organisationen, über Medien und nicht zuletzt durch viele Einzelne. Nicht als geschlossener Stimmblock sind Architekten und Planer stark, sondern nur, wenn sie gut organisiert sind. Und wenn sie darüber hinaus einzeln aktiv werden und 120 000-fach ihre Stimme erheben.

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