Erich Gluch
Auch in Deutschland spüren Architekten die Wirtschaftskrise: Nach den Umfrageergebnissen des ifo Instituts hat sich das Geschäftsklima Anfang 2009 weiter verschlechtert. Seit Herbst 2008 verlief die Eintrübung so schnell, dass im Berichtsquartal schon wieder der ungünstige Klimawert von vor zwei Jahren erreicht wurde. Der Anteil derer, die ihre aktuelle Geschäftslage als „schlecht“ bezeichneten, stieg zuletzt von 32 auf 37 Prozent. Bundesweit bezeichneten nur 24 Prozent ihre Geschäftslage als gut. Der Anteil der Zufriedenen war in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt am höchsten; die meisten Unzufriedenen gab es in Brandenburg und Hessen.
Auch die Erwartungen für das nächste halbe Jahr sind schlechter. 26 Prozent erwarten eine „eher ungünstige“ Entwicklung, elf Prozent eine „eher günstige“. Relativ gut waren die Geschäftserwartungen in Schleswig-Holstein, im Saarland und in Mecklenburg-Vorpommern fielen sie überdurchschnittlich „gut“ aus; besonders skeptisch äußerten sich die Befragten in Sachsen, Baden-Württemberg und Bremen.
Der Staat fragt noch nach
Immerhin gelang es zahlreichen Büros, sich vor den befürchteten schlechten Zeiten noch Aufträge zu sichern. 49 Prozent konnten im letzten Quartal 2008 neue Verträge abschließen; vier Prozent mehr als Ende 2007. Allerdings lag das geschätzte Bauvolumen aus den neu abgeschlossenen Verträgen etwas niedriger als zuvor. Einbezogen sind hier Verträge über Neubauten, keine Planungsleistungen im Bestand. Deutlich überdurchschnittliche Abschlussquoten verzeichnete Mecklenburg-Vorpommern, besonders schlechte hatten Brandenburg, Berlin und Sachsen-Anhalt.
Dieser Zuwachs bei der Zahl der Vertragsabschlüsse ist allein den öffentlichen Auftraggebern zu verdanken. Die Vertragsabschlüsse für Gewerbe- und Wohnbauten brachen dagegen kräftig ein, sodass schon zum Jahreswechsel wieder das niedrige Niveau von 2003 und 2004 erreicht war. Im Wohnungsbau sank das schon im Herbst 2008 bescheidene Planungsvolumen nochmals um rund 20 Prozent, dabei im Ein- und Zweifamilienhausbau sogar um rund 25 Prozent, nachdem der Auftragsumfang zuvor ein Jahr lang kontinuierlich gewachsen war.
Die Auftragseingänge im Mehrfamilienhausbau sanken von ihrem niedrigen Ausgangsniveau nochmals um rund zehn Prozent. Noch aber ist das Auftragspolster recht groß – es wuchs zuletzt sogar leicht auf 5,2 Monate. Die im Durchschnitt größten Auftragsbestände meldeten Büros in Schleswig-Holstein, im Saarland und in Baden-Württemberg; die kürzesten Auftragsdecken gab es in Sachsen-Anhalt und Brandenburg.
Erich Gluch ist Wissenschaftler am ifo Institut für Wirtschaftsforschung in München.