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[ Bauen mit Metall ]

Ästhetik ohne Leistungseinbußen

Catherine Houska vom Nickel-Institut in Brüssel über Trends, Innovationen und Baufehler bei Edelstahl

Expertin für Edelstahl: Seit über 25 Jahren ist Catherine Houska aus Pittsburgh in den USA auf das Bauen mit Edelstahl spezialisiert. Sie betreut Projekte auf der ganzen Welt, in München zum Beispiel waren es die Business Towers.

Interview: Marion Goldmann

Gibt es aktuelle Trends bei der Anwendung von Edelstahl an der Fassade?

Eine der wichtigsten Innovationen ist hier die Nutzung von Edelstahl für gläserne Vorhangfassaden mit weniger sichtbaren, tragenden Elementen. Indem der Architekt reinen, unbeschichteten Edelstahl verwendet, kann er die tragende Struktur sehr fein, fast schon ähnlich einer Skulptur gestalten – egal, ob diese sich über die gesamte Gebäudehöhe erstreckt, ob es um die Wände eines Flughafenterminals oder um ein kleines, dekoratives Designdetail geht. Außerdem sind keine Beschichtungen und Erneuerungen notwendig, was Geld spart. So hat beispielsweise eine Kostenanalyse der großen Glasvorhangfassaden am neuen Flughafen Bangkok gezeigt, dass tragende Bauteile aus Edelstahl kostengünstiger sind als unlegierte Stähle.

Für welche Anwendungen wurde der Werkstoff in den letzten Jahren denn häufiger genutzt?

International ist die Anwendung von Edelstahl in Gebäuden mit hohem Verkehrsaufkommen deutlich gestiegen, sei es im Nahverkehr oder öffentlichen Einrichtungen wie Bahnhöfen, Regierungsgebäuden, Bildungseinrichtungen oder Museen. Auch im öffentlichen Raum wird der Werkstoff immer häufiger eingesetzt. Die Nachhaltigkeit von Edelstahl ist dabei oft das entscheidende Argument.

Inwieweit hat die Industrie ihre Produkte verbessert oder verändert?

Eigenschaften wie die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten, die besondere Formbarkeit sowie die lange Lebensdauer und Rostfreiheit haben das Design im Lauf der Zeit verändert. War es anfangs noch recht einfach, sind heute wesentlich anspruchsvollere Formgebungen möglich – etwa kunstvolle, sich schlängelnde Formen oder minimalistische, tragende Anwendungen. So waren Frank Gehrys fließende, skulpturale Formen, die ja vorwiegend aus Edelstahl sind, nur durch die Zusammenarbeit mit kreativen Herstellern und die Anpassung bestehender Technologien möglich. Das für ihn typische Schindeldesign entstand zum Beispiel durch eine aus der Luftfahrtindustrie stammende Software, die eigens für diesen Zweck angepasst wurde.

Mit welchen Fragen treten Architekten hauptsächlich an Sie heran?

Die meisten Fragen drehen sich darum, wie sich die ästhetische Wunschvorstellung ohne Leistungseinbußen des Werkstoffs verwirklichen lässt. Nachdem ich ein Verständnis von der gewünschten Optik und dem Gebäudeumfeld gewonnen habe, schlage ich verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten vor, die die Nutzung des Gebäudes berücksichtigen. Zum Beispiel sind auf gestrahlten Oberflächen nicht nur Fingerabdrücke leichter zu sehen, sie sind auch anfälliger für Korrosion. Alternativen wären hier gewalzte Oberflächen, die diese Probleme nicht haben und optisch ebenso vertretbar sind.

Sie sind auch Sachverständige. Gibt es typische Fehler beim Bauen mit Edelstahl?

Am häufigsten werden ungeeignete Stahlsorten gewählt oder falsche Vorgaben zur Oberfläche gemacht. Fehler treten außerdem bei der Verarbeitung und der Reinigung auf.

Wie können diese verhindert werden?

Der wichtigste Schritt ist die Beurteilung von Umfeld und Nutzungszweck, um den richtigen Edelstahl und die passende Oberfläche zu bestimmen. Dabei sind verschiedene Faktoren zu berücksichtigen: etwa die Belastung durch Entfrostungs- und Meersalze (Chloride), Umweltverschmutzung, Reinigungshäufigkeit und das Fußgängeraufkommen. Die Unterstützung von Edelstahllieferanten oder eines Industrieverbandes kann ein wesentlicher Schritt im Auswahlprozess sein – besonders, wenn das Umfeld die Korrosion begünstigt. Außerdem sollten alle Anforderungen exakt und komplett in der Projektbeschreibung dokumentiert werden. Das ist wichtig, um Probleme zu vermeiden. Hier sollten alle korrekten Standardspezifikationen der Industrie aufgeführt werden, wie etwa die europäischen Normen. Wenn nötig, muss man diese auch enger ausgelegen.

Lesen Sie zum Thema Bauen mit Metall auch die Beiträge:

» Knackpunkte der Planung
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